Audi Q5 Sportback 50 TFSI e quattro: Teilzeit-Stromer für Ästheten

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Von Klaus H. Frank

Klassischer Audi Q5 oder Q5 Sportback? Reine Geschmackssache – aber auch eine Abwägung zwischen Nutzbarkeit und Freude an ästhetischem Design. Wir neigen zu Letzterem und haben uns deshalb bei der Wahl unseres Testwagens für das coupéhafte SUV, den Sportback (Version 50 TFSI e quattro), entschieden.

Der erste Blick. Todschick finden wir – und vergleichen zwischen dem Audi Q5 Sportback und seinem Pendant, dem normalen Q5. Der Pragmatiker wird nachdenken: Warum rund 2000 Euro mehr für den zwar schickeren Q5 ausgeben und dafür weniger Platz erhalten. Denn durch das flach auslaufende Dach fehlt auf den Rücksitzen etwas Luft zwischen dem Scheitel der Heckpassagiere und dem Karosseriedach. Der Ästhet überlegt: Ein bisschen weniger Kopffreiheit hinten und knapp 40 Liter weniger Kofferraumvolumen sind angesichts des tollen Sportback-Designs durchaus „zwei Riesen“ wert.

Genau betrachtet sind die Maße der beiden nahezu identisch. 0,7 mm ist der Sportback länger.  Höhe, Breite und Radstand sind identisch. Das Kofferraumvolumen des Sportback fällt, wie gesagt, kleiner aus, ist mit 510 bis 1.480 Liter aber dennoch ziemlich auf Augenhöhe mit dem normalen Q5 – hier sind es 520 bis 1.520 Liter. Bei unserem partiell elektrifizierten Testwagen jedoch, einem 50 TFSI e, fehlen weitere 115 Liter, denn Akku und  E-Anschlüsse brauchen Platz unter dem Ladeboden. So finden sich hier nur 455 Liter Volumen, bei umgelegter Rücksitzlehne sind es 1365 Liter.

Mal reinschauen. Sportlich, gediegen, modern und elegant – typisch Audi. Fast gäbe es nicht mehr zu sagen, wenn hier nicht etwas Einzug gehalten hätte, dass nicht alle Audi-Freunde in Jubelstürme ausbrechen lässt. Die alte Bedienlogik mit Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole ist passé. Heute werden die meisten Funktionen über ein Touchscreen gesteuert. Während der Fahrt ist das nicht immer hilfreich. Gottseidank aber gibt es für die Einstellung von Klima oder Sitzheizung noch ganz klassische Bedienelemente, was das Leben auf dem Fahrersitz einfacher macht.

Zentral hinter dem Lenkrad liegt das virtuelle Cockpit mit seinem 12,3 Zoll Display. Es besitzt eine gestochen scharfe Darstellung für die Navigation – ganz großes Kino. Außerdem blendet das optionale Head-up-Display wichtige Infos (Navi, Tempo, Verkehrsschilder) in die Windschutzscheibe ein, sodass der Blick des Fahrers nicht von der Fahrbahn abgewendet werden muss.

Trotz vieler Funktionen überfordert das System den Fahrer nicht: Menüs und Untermenüs sind selbsterklärend, alles ist übersichtlich. Ganz toll ist das haptische und akustische Feedback, das beim Druck auf die Tasten dezente Klick-Töne imitiert. So werden Fehleingaben durch versehentliche Berührung weitgehend verhindert. Und wer nicht nach Buchstaben suchend auf dem Display rumtippen will, sagt dem Audi einfach via Sprachsteuerung, was er tun soll oder kritzelt den Navi-Befehl mit dem Finger auf das Display.

Geben wir Gas. Dies ist zwar der gängige Ausdruck für den Druck aufs rechte Pedal, aber das „e“ auf dem Heck signalisiert, dass beim Gas geben auch Unterstützung durch den Akku im Spiel ist. Der Antrieb besteht aus einem 2.0-TFSI-Ottomotor mit 195 kW (265 PS) Leistung und einem Elektromotor. Dieser kommt auf 105 kW Leistung und 350 Nm Drehmoment. Die Systemleistung beträgt  220 kW (299 PS), das maximale Drehmoment von 450 Nm steht schon  knapp über der Leerlaufdrehzahl zur Verfügung, was eine souveräne Kraftentfaltung gewährleistet.

Verbrenner und Elektromotor sind perfekt aufeinander eingespielt und harmonieren glänzend miteinander. Wenngleich Plug-in-Fahrzeuge umstritten sind, macht es dennoch Spaß, den normalen täglichen Betrieb voll elektrisch – und damit leise, emissionsfrei und kostengünstig – zurückzulegen. Bei normaler Fahrweise geschieht der Antrieb nur über die Vorderräder, bei Bedarf wird blitzschnell die Hinterachse zugeschaltet. Der quattro-Antrieb steht deshalb sofort bereit, wenn er benötigt wird. Die Lithium-Ionen-Batterie versteckt sich unter dem Gepäckraumboden und besteht aus 104 Zellen. Sie kann 14,4 kWh Energie netto speichern – genug für eine elektrische Reichweite bis 61 Kilometer im WLTP (71 Kilometer im NEFZ). Im Schubbetrieb oder beim Bremsen rekuperiert das Fahrzeug, das heißt, kinetische Energie wird in elektrisch Energie umgewandelt und in der Batterie abgespeichert, um später wieder genutzt werden zu können.

Legen wir los. Da genügend Leistung unter der Haube schlummert, ist zügiges Vorankommen kein Problem – der Q5 sprintet weltmeisterlich. Die Beschleunigung des 2,1 Tonners auf 100 dauert gerade mal 5,1 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit 239 km/h (abgeregelt), im rein elektrischen Betrieb liegt die Spitze bei 135 km/h. Es macht außerordentlich viel Spaß, das Kommando den Assistenten zu übergeben und sanft über Landstraßen und Autobahn zu gleiten, wofür die adaptive Luftfederung (2000 Euro) ein Garant ist. Das Kurvenverhalten  könnte besser kaum sein – dem quattro-Antrieb sei Dank.

Die Assistenten. Der Audi Q5 Sportback ist damit reich gesegnet. Am meisten Begeisterung findet bei uns der so genannte Prädikative Effizienzassistent (PEA), verpackt im Assistenzpaket Tour für 1340 Euro. Er nutzt Streckendaten aus dem Navigationssystem, berücksichtigt den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug über das Kamera- und Radarsignal und unterstützt so den Fahrer in Sachen Sicherheit und Verbrauchsoptimierung. Bestes Beispiel: Der Audi weigert sich standhaft zu beschleunigen, wenn er vorausschauend eine Ortseinfahrt oder ein Tempolimit erkennt. Somit ist in diesem Fall nur beschleunigungsfreies Rollen angesagt. Gibt’s wieder freie Fahrt, dann beschleunigt der Audi auf die vorher eingestellte Geschwindigkeit. Genial.

Alltagstauglichkeit. Sicherlich ist der Q5 mit 4,68 Meter Länge kein Kleinwagen, aber dennoch bewährt er sich auch im Stadtverkehr mit erstaunlicher Wendigkeit. Und zufrieden waren wir auch, wenn es darum ging, Sprit zu sparen. Denn die Power die der Q5 aus dem Akku zieht gibt zusätzlich Schub und reduziert den Benzinverbrauch erheblich. Als Gesamtverbrauch errechneten wir 6,6 Liter Benzin und 15,1 kWh elektrische Energie.  Da die Witterung noch kühl war bei unseren Testfahrten, war die elektrisch zurückgelegte Strecke allerdings selten länger als 50 Kilometer. Da viele Autofahrer das Laden der Batterie an der Haushaltssteckdose in Erwägung ziehen, sei darauf hingewiesen, das diese Prozedur knapp mehr als acht Stunden dauert. An einer Ladesäule dauert das Laden etwa zweieinhalb Stunden.

Was spricht der Geldbeutel? Es ist keine Neuigkeit, wenn wir feststellen, dass Audi-fahren seinen Preis hat. Hätten wir unseren Testwagen kaufen wollen, so wären 78 845 Euro fällig gewesen, wovon aber rund 20 000 Euro allein für die Sonderausstattung berücksichtigt werden müssen. Ein hoher Preis sicherlich, aber der Spaßfaktor in diesem ästhetischen SUV-Coupé ist ungleich höher. (autour24/khf)

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