Von Klaus H. Frank
Der total überhitzte Markt in der Caravan-Branche scheint sich etwas abzukühlen. Mit Start der Urlaubssaison sind im April bundesweit die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat bei Caravans um 21 Prozent, bei Reisemobilen um 9 Prozent gesunken. Dieser leichte Rückgang tangierte die gesamte Branche – nicht aber Knaus Tabbert. Der Hersteller von Freizeitfahrzeugen aus Jandelsbrunn befindet sich weiter im Höhenflug, erzielte im Jahr 2022 mit seinen fünf Marken (Knaus, Tabbert, T@B, Weinsberg, Morelo) und dem Vermietservice Rent and Travel einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro und produzierte mit rund 4000 Mitarbeitern knapp 30 000 Freizeitmobile. Damit haben die Jandelsbrunner die Konkurrenz von Dethleffs und Bürstner hinter sich gelassen und wollen künftig den Platzhirsch der Branche, die Hymer GmbH, herausfordern. Für die Jahre 2023–2027 wird ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 16 bis 18 Prozent angestrebt – und bis Ende des Jahres 2027 will Knaus Tabbert beim Umsatz die Zwei-Milliarden-Marke geknackt haben.
Besonders der rasante Umsatzanstieg in den ersten drei Monaten 2023 lässt aufhorchen: Knaus Tabbert verzeichnete hier einen erneuten Quartals‐Umsatzrekord von 368,5 Millionen Euro. (Vorjahr: 222,3 Millionen Euro). Das entspricht einem Anstieg von 65,8 % gegenüber der Vorjahresperiode. Ein wichtiger Grund hierfür: Die geänderte Einkaufsstrategie bei den Chassis, womit die Lieferprobleme aus jüngerer Zeit vergessen sein sollten. Seit dem zweiten Halbjahr 2022 produziert Knaus Tabbert Wohnmobile und Camper Vans nicht mehr allein auf einem einzigen Chassis (Fiat), sondern auf fünf unterschiedlichen Fahrgestellen (Fiat, MAN, VW Nutzfahrzeuge, Mercedes und Ford). CEO Wolfgang Speck: „Wir haben 2022 die Weichen für die Zukunft gestellt. Mit unserer Premiummarke Knaus sind wir bei vollwertigen Wohnmobilen und Camper Vans erstmals Marktführer bei Neuzulassungen nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa!“
Das Portfolio der Jandelsbrunner hat mit den Neuheiten des Modelljahres 2024 beachtliche Dimensionen erreicht und ist unter anderem auch auf Nachhaltigkeit und Elektromobilität fokussiert. Bestes Beispiel: Der neue Leichtbau-Wohnwagen Yaseo, der all jenen eine Perspektive bieten soll, die einen Wohnwagen an ein Elektrofahrzeug andocken wollen. E-Fahrzeuge sind für sich allein schon sehr schwer. Dazu kommt dann das Gewicht und der Luftwiderstandswert konventioneller Hänger, die zum einen die Reichweite des E-Autos enorm einschränken und außerdem am Gesamtgewicht des Gespanns von 3,5 Tonnen kratzen.
Da Reisemobile mit E-Antrieb wegen des hohen Gewichts der Batterien vorerst illusorisch bleiben dürften, richtet Knaus Tabbert seinen Blick auf Wohnwagen. Bei den Gespannen sieht Wolfgang Speck die Chance für einen rein elektrischen und autarken Betrieb und auch für bidirektionales Laden, bei dem der Akku des E-Autos den Hänger mit Strom versorgt. Außerdem wurde im Yaseo ein multiflexibles Raumkonzept geschaffen, nach der Devise „Innen größer als außen“. Was bedeutet, dass im neuen Yaseo 500 DK (905 Kilogramm) auf einer Grundfläche von rund 10,8 Quadratmetern dank flexibler Möbelkonzepte eine Nutzfläche von 11,7 Quadratmetern entstanden ist. Das klingt absolut unrealistisch, ist aber möglich, wie Knaus Tabbert demonstriert. Zum Vergleich: Für dieselbe Nutzfläche von knapp zwölf Quadratmetern benötigt beispielsweise ein vergleichbarer Südwind 580 QS mit 13,3 Quadratmetern eine wesentlich größere Grundfläche.
Der Yaseo, der in zwei Grundriss-Varianten angeboten wird, ist denn auch die wohl bemerkenswerteste Neuheit im Modelljahr 2024. Gewichtseinsparungen im zweistelligen Prozentbereich hat Knaus Tabbert beim Yaseo durch die clevere Mehrfachnutzung der Möbel im Wohnbereich in den Griff bekommen. Ein Beispiel ist die Cozy-Lounge, die als komfortabler Liege‐ und Sitzbereich, genauso wie als vollwertiges Bett (1,3 x 2,0 m) für zwei Personen genutzt werden kann. Eine weitere intelligente Funktionen: Wird im Bad eine Sitzkiste in die Lounge verschoben, kommt darunter die große Duschwanne zum Vorschein – und das Badezimmer lässt sich so über die ausklappbare Duschkabine nahezu in der Fläche verdoppeln. Das Bad besitzt neben der Toilette und auch ein Waschbecken, das platzsparend in der FoldXpand‐Heckwand platziert ist.
Praktisch ist das 1,6 x 2,0 Meter große, aus der Bugwand ausklappbare, Doppelbett, das – ist es hochgeklappt – Raum für eine Sitzgruppe schafft. Wird der Tisch ebenfalls nach oben geklappt, entsteht nahezu über die gesamte Innenbreite des Wohnwagens weiterer Stauraum, der zum Beispiel für den Transport zweier Pedelecs genutzt werden kann.
Noch kompakter und leichter (860 Kilogramm) ist der zweite neu vorgestellte YASEO‐Grundriss, der 340 PX mit Bugküche. Auch er verfügt über das Klappbett und eine geräumige Sitzgruppe im Heck und optional den über Seitenklappen nutzbaren Stauraum im Wohnbereich. Der YASEO 340 PX bietet bei gerade mal 3,48 m Innenlänge alles, was es zum komfortablen Campen für Zwei braucht. Wichtiger Beitrag zur Gewichtsreduzierung ist der Wegfall der Gasflaschen, womit weitere 20 – 30 Kilogramm eingespart werden können. Gekocht wird im Yaseo auf einem Induktionskochfeld.
Wer auf klassische Wohnwagen steht, für den könnte der neue Tabbert Senara interessant sein. Es ist eine völlig neue Baureihe – die sehr individuell gestaltet ist. Der Senara – ein Fahrzeug, das es so bei Tabbert noch nie gab und künftig den Einstieg in die Premium‐Welt der Wohnwagenmarke darstellt. Gleich mit sechs unterschiedlichen Grundrissen startet der Senera ins Modelljahr 2024. Die Palette reicht vom knapp über vier Meter langen, somit sehr kompakten 400 QD 2,3 für drei Personen bis hin zum großfamilientauglichen 620 DMK 2,5. Auf 6,38 Metern Länge stellt er ein mehr als üppiges Raumangebot zur Verfügung. Er offeriert gar einen geschickt abtrennbaren Bereich, in dem sich Schlafzimmer, Bad sowie ein separater Ankleide‐Bereich finden. Die Preise starten bei 22 990 Euro.
Nicht absolut neu, weil schon auf der CMT zu sehen, ist der Tourer CUV von Knaus auf der Basis des VW T6.1. Mit seinem revolutionären Hubdach nimmt er für sich in Anspruch, „das Beste aus zwei Welten“ in sich zu vereinen. Im Fahrbetrieb nämlich ist der Tourer erfreulich niedrig, wendig und windschnittig und passt sogar in eine Tiefgarage. Auf dem Campingplatz offenbart er seine wahre Größe und erlaubt eine Stehhöhe von 2,17 Metern, da sich die Hubdachkonstruktion per Knopfdruck um 70 Zentimeter nach oben fahren lässt.
Auf nicht mal 5,90 Metern Gesamtlänge bietet der Tourer CUV 500 LT bis zu vier Schlafplätze mit dem optionalen Slide‐Bett im Bug. Der Tourer CUV – mit einem serienmäßig zulässigen Gesamtgewicht von 3200 kg (optional 3500 kg) ist optimal geeignet für Führerscheinbesitzer der Klasse B – steht für Flexibilität mit voller Camping‐Tauglichkeit. Mit vier Sitzplätzen während der Fahrt, bis zu vier Schlafplätzen und großzügigem Stauraum ist er ganz nebenbei auch ein perfektes Familienfahrzeug.
Die Face‐to‐Face‐Sitzgruppe vorn lässt sich zu einem vollwertigen Doppelbett verwandeln. Die Küche mit Zweiflammkocher, bietet Spüle und 90‐Liter‐Kompressor‐Kühlschrank sowie ein komfortables Schwenkbad. Und auch das Stauraumangebot im Heck ist bemerkenswert. Die Garage fasst 150 kg und ist leicht zu be‐ und entladen. Der Gaskasten schluckt eine Fünf‐Kilo‐Flasche, die ausschließlich den Zweiflammkocher versorgt, denn geheizt wird per Dieselheizung Combi 4, die platzsparend unterflur im Heckbereich verbaut ist.
Wirkt der Tourer CUV mit 84 790 Euro preislich recht ambitioniert, so ist festzustellen, dass sein „Gen-Spender“, der VW Bulli California 6.1. in der Ocean Edition mit dem 2.0 TDI und 7-Gang-DSG, stattliche 92 013,18 Euro, also 7223 Euro mehr kostet.
Für das Modelljahr 2025 verspricht Knaus Tabbert ein echtes Highlight für das Knaus Portfolio. Es ist ein neuer Liner, der in Zusammenarbeit mit Mercedes entstehen soll und knapp unter den großen Liner von Morelo positioniert ist. (autour24/khf)