BMW X4 – der schlanke Bruder des großen Dicken

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Von Klaus H. Frank

Die Kreuzung aus SUV und Coupé ist beliebt. Den Beweis liefert der BMW X6. Fast 300 000mal wurde er seit 2008 verkauft – eine Erfolgsgeschichte. Obwohl: Es gibt nicht wenige Menschen, die dieses Auto ganz fürchterlich finden. Zu groß, zu aufdringlich, zu machohaft. BMW kann aber auch ziviler. Mit dem X4 bieten sie einen schlanken Bruder des großen Dicken an. Dasselbe Konzept – aber sozialverträglich. Im direkten Vergleich wirkt der X4 fast filigran, obwohl auch er mit einem prallen, knackigen Po gesegnet ist.

Technisch basiert der 4,67 Meter lange X4 auf dem X3, ist bis zur Windschutzscheibe sogar absolut identisch. Ab dort wird’s dann sportlich und dynamisch. Leider aber geht dies etwas zu Lasten der Alltagstauglichkeit. Das um knapp vier Zentimeter abgesenkte Dach wirkt zwar sehr elegant, raubt jedoch den hinteren Passagieren etwas Kopffreiheit. Um dennoch für Luftigkeit im Innenraum zu sorgen, hat BMW die vorderen Sitze um zwei und die hinteren um drei Zentimeter tiefer gelegt. So sitzen auch 1,85 Meter lange Hinterbänkler auf der dreigeteilten Rückbank komfortabel, klagen aber über den etwas unbequemen, engen Einstieg. Das Gepäckraumvolumen hinter der elektrischen Heckklappe ist leicht eingeschränkt: 500 Liter kann der X4 laden, etwa 50 Liter weniger als sein konservativer Bruder. Bei umgelegter Rückenlehne schluckt er 1400 Liter, das sind 200 Liter weniger als der X3. Die Sicht nach hinten könnte besser sein – vor allem bei Regen. Denn das extrem schmale Heckfenster besitzt keinen Scheibenwischer – wo gibt’s denn das?

Das Testfahrzeug wird von einem Zweiliter-Diesel mit 190 PS befeuert. Ein feines Aggregat, laufruhig, kultiviert und dank 400 Nm Drehmoment sehr durchzugsstark. Der Sprint auf 100 dauert acht Sekunden, der zügige Vorwärtsdrang endet bei 212 km/h. Der Normverbrauch von 5,4 Litern relativiert sich im Alltagsbetrieb recht schnell: 8,4 Liter schluckt der X4 im Test. Das ist zu viel, obwohl der spritsparende Eco-Pro-Modus des „Fahrerlebnisschalters“ ausgiebig genutzt wurde. Über diesen Schalter lässt sich auch der Modus „Sport+“ aktivieren, mit dem der X4 deutlich schärfer (Fahrwerk und Motor) reagiert. Das steht ihm gut. Nachteil: Er wird durstiger. Sehr zu loben ist die Achtstufen-Automatik (Aufpreis 2300 Euro), die perfekt mit dem Triebwerk harmoniert und seidenweich schaltet.

Um den dynamischen Charakter zu betonen, fährt der X4 mit einer sportlicheren Abstimmung als der X3 und einer feinfühligen Sportlenkung. Bremsen, Handling und Fahreigenschaften sind so, wie sie von einem BMW erwartet werden – perfekt. Die Ausstattung ist gut: Serienmäßig sind Allradantrieb ,18-Zoll-Leichtmetallräder, Sportlederlenkrad mit Schaltpaddeln, Xenon-Licht und LED-Nebelscheinwerfer. So lässt sich denn auch der deutlich höhere Preis für den X4 2.0d (46 000 Euro) im Vergleich zum X3 2.0d (41 500 Euro) erklären. Und wer sich für die vielen hilfreichen Goodies wie Head-up-Display (1100 Euro), Navigations Pro (2390 Euro), Dämpfer Control (1100 Euro), Driving Assistent Plus (1620 Euro), adaptive LED-Scheinwerfer (1900 Euro) etc. erwärmen lässt, der fährt sehr zügig auf die 70 000-Euro-Genze zu. (autour)

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