BMW X6 – der Dicke polarisiert weiter

Selten hat ein Auto so polarisiert wie der BMW X6. Ein Auto, das keiner braucht, aber offenbar jeder will. Denn diese Kreuzung aus SUV und Coupé ist in sechs Jahren 260 000 Mal verkauft worden – das hatten selbst die kühnsten BMW-Propheten nicht erträumt. In Deutschland umstritten, ist das Space Activity Coupé (SAC) in den USA zum Objekt der Begierde geworden. Ein „Must-have“, vor allem an der Westküste. Dort passt er vorzüglich hin, fällt auf den breiten Boulevards zwischen SUV-Giganten und Pick-up-Monstern kaum auf, wirkt fast schon zierlich. Hierzulande wird der Dicke aber vermutlich weiterhin ein Aufreger bleiben.

Wer’s nicht weiß, wird den BMW X6 in zweiter Generation nur schwer als neu identifizieren. Die Maße (L 4,91/B 1,99/H 1,70) sind nahezu unverändert, das Design nur marginal in Richtung Eleganz korrigiert. Vor allem den prallen Po hat BMW etwas verschlankt, das bisher wohl am meisten kritisierte „Körperteil“ des stämmigen Bajuwaren, dessen Geburtsstätte im US-amerikanischen Spartanburg (South Carolina) liegt. Wesentlichste Erkennungsmerkmale dürften die geschwungene Sicke auf den hinteren Radhäusern sowie Lufteinlässe an der Frontschürze und Luftauslässe hinter den Vorderrädern sein. Die tragen (wenn auch nur um bescheidene 0,0006 Prozentpunkte) dazu bei, den cW-Wert von 0,35 auf 0,32 zu senken. Und der wiederum ist ein entscheidender Faktor, den Kraftstoffverbrauch zu minimieren – im besten Fall konnte er um 22 Prozent gesenkt werden.

Die dynamischen Qualitäten des X6 lernen wir während einer Tornado-Warnung bei heißen Drifts auf dem regenüberfluteten Rennkurs des BMW Testgeländes bei Spartanburg kennen. Trotz 2,2 Tonnen Gewicht (um bis 120 Kilo abgespeckt) besitzt der X6 das Handling eines Sportwagens, besonders wenn der Fahrerlebnisschalter auf „Sport“ steht. Zur visuellen Unterstützung glühen dann die digitalen Instrumente knallrot, die Gasannahme ist spontaner, die Lenkung schärfer, die Gangwechsel der Achtgang-Automatik schneller. Unser Favorit ist der Top-Diesel M50d mit 381 PS zum Preis von 87 300 Euro. Der Dreiliter-Sechszylinder (740 Nm) besitzt als einziger weltweit drei Turbolader, beschleunigt in nur 5,2 Sekunden auf 100 und erreicht 250 km/h Spitze. Der Normverbrauch: 6,6 Liter – theoretisch. Realistisch sind knapp zehn Liter. Wenn der Gasfuß etwas schwer ist, sind im Sport-Modus auch mal 16 Liter möglich. Absolut neutral und präzise geht der Riese um die Ecken, wägt den Fahrer dank High-Tech-Fahrwerk mit Allradantrieb, Luftfederung mit Niveauausgleich an der Hinterachse, adaptiven Dämpfern und aktiver Wankstabilisierung stets in vollkommener Sicherheit.

Die Motoren: Basisversion ist der 30d (65 650 Euro) mit einem Dreiliter-Sechszylinder mit 258 PS (Normverbrauch 6,0 statt bisher 7,4 Liter). Ferner schickt BMW den 50i mit einem 4,4-Liter-V8-Biturbo und 450 PS (82 500 Euro) ins Rennen. Später folgen der 35i mit 306 PS und der 40d mit 313 PS. Auf den Markt kommen die luxuriösen Dynamiker am Nikolaustag – wenn das keine schöne Bescherung ist. (autour/khf)

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