Sono Sion: Das etwas andere E-Auto

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Eine neue Marke, ein künftiger neuer Anbieter auf dem Gebiet der erschwinglichen Elektromobilität: Das Start-up Sono Motors stellte jetzt in München vor 700 begeisterten Fans und Geldgebern den Sion vor – einen Kompakt-Stromer, der nicht nur in Sachen Design mit vielen althergebrachten Grundsätzen der Automobilproduktion bricht. Mitte 2019 soll der Fünfsitzer in Serie gehen. Bis dahin ist noch ein langer Weg.

Der Sion soll – wenn es denn klappt – mit den benötigten 5.000 Vorbestellungen (aktuell sind es rund 1.200 und 26 feste Bestellungen) mit völlig neuen Ansätzen E-Mobilität einfacher, preiswerter und umweltfreundlicher machen. Markanteste Fähigkeit des hochbauenden und im Heckbereich eher klobig wirkenden Fahrzeugs: Seine Oberfläche ist weitestgehend mit insgesamt 330 Solarzellen belegt, 7,5 Quadratmeter haben die Sono-Macher Laurin Hahn und Jona Christians rundum verteilt – in etwa die Fläche von zwei Tischtennisplatten. Bis zu 30 Kilometer Reichweite pro Tag sollen damit an idealen Tagen eingespeist werden, auch dank der Tatsache, dass die Zellen mit einem Wirkungsgrad von 24 Prozent auch diffuses Licht in Strom umwandeln können.

35 kWh sollen die Akkus im Unterboden des Sion insgesamt speichern. Und das ergibt laut Hahn eine realistische Reichweite von 250 Kilometer. Oder der gespeicherte Strom dient dem Sion-Besitzer als Einnahmequelle. Denn das 4,11 Meter lange Fahrzeug kann bidirektional laden, seinen Strom also nicht nur ins Netz einspeisen, sondern dank eines Typ 2-Steckers auch an andere E-Fahrzeuge abgeben. Abgewickelt wird das alles per App. Über die Schuko-Steckdose hinter der Motorraum-Abdeckung können auch elektrische Geräte angeschlossen werden. Laurin Hahn demonstrierte das lautstark mit einer Flex.

Ebenfalls per App kann das Auto an andere Nutzer weitergegeben werden, wenn es gerade nicht gebraucht wird. Und der Besitzer/Nutzer kann damit Mitfahrgelegenheiten anbieten. „Wir sind die Generation des Carsharing“, so Hahn. „Das ist die Zukunft!“ Einfach sollen diese Zusatz-Funktionen sein, eine App genügt, um sie zu nutzen und so einen Teil des Kaufpreises zu refinanzieren. Apropos Preise: Die Sono-Chefs haben für ihren Sion 16.000 Euro ohne Akkus kalkuliert, die Stromspeicher sollen nach derzeitigen Preisen 4.000 Euro kosten. Wobei zwischenzeitliche Preissenkungen an die Kunden weitergegeben werden sollen. Es kann also, folgt man der aktuellen Entwicklung auf dem Batteriemarkt, durchaus noch spürbar billiger werden.

Ein Verzichtauto für Öko-Puristen soll der Sion nicht werden. So haben seine Macher den deutlichen Wunsch der „Crowd“, also der Geldgeber im Vorfeld, respektiert und bieten eine Klimaanlage serienmäßig. Sechs Airbags sind auch drin. Plus die Vorrichtung für die Montage einer Anhängerkupplung für bis zu 750 Kilo Anhängelast – in diesem Segment bisher nicht im Angebot. Isofix-Halterungen für die Kindersitze, eine geteilt umklappbare Rücksitzlehne, ein mindestens 500 Liter fassender, glattflächiger Kofferraum – der Sion ist familienfreundlich und alltagstauglich konzipiert. Und natürlich umweltfreundlich ausgelegt – bis hin zu den schick beleuchteten Moos-Staubfiltern am Armaturenbrett ähnlich denen an den Stuttgarter Lärmschutzwänden.

In Fahrt gebracht wird der Sion von einem Drei-Phasen-Asynchronmotor mit 80 KW/109 PS, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 140 km/h begrenzt. Der Lithium-Ionen-Akku ist wassergekühlt. 1,4 Tonnen soll der Stromer dank viel Kunststoff unter den Solarzellen und dank eines Alu-Chassis auf die Waage bringen, das ist angesichts des Akku-Gewichts von rund 500 Kilo ein ambitionierter Wert. Aber Herausforderungen sind die jungen Sono-Chefs gewöhnt, seit sie vor vier Jahren ihr Projekt gestartet haben. Ihr Motto: „Es kann funktionieren. Man muss es nur wollen!“ Ab Mitte August gehen sie mit ihrem Prototypen auf große Probefahrt-Tour durch sieben Länder und 15 Städte. Die 5.000 Vorbestellungen sind Voraussetzung, damit ihr Wunschpartner für die Fahrzeugproduktion, der namentlich noch nicht genannt wird, ins Geschäft einsteigt. Für Laurin Hahn ist ein Scheitern nicht vorgesehen: „Wir werden dieses Ziel erreichen, das steht außer Frage.“ (mid/Rudolf Huber)

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