Von Karl Seiler
Üblicherweise werden Winterreifen „von Oktober bis Ostern“ empfohlen. Wer nun die Sommerreifen in der Fachwerkstatt montieren lässt oder sie sogar „fachmännisch“ selbst wechselt, der sollte die Winterpneus nach einer Überprüfung nicht nur richtig lagern, sondern auch auf korrekten Sitz der Radschrauben achten.
„Do it yourself“-Radwechsel sollte nur auf einem ebenen, festen Untergrund und mit dem richtigen Arbeitsmaterial erfolgen: Mechanischer Serien- oder hydraulischer Rangierwagenheber, zwei Unterlegkeile, ein (ausziehbarer) Radmutternschlüssel und ein Drehmomentschlüssel sollten als Werkzeug noch ein Overall, Arbeitshandschuhe und Sicherheitsschuhe – falls ein Rad auf die Zehen fällt – für den „Mechaniker“ ergänzen.
Nach der Demontage die Räder reinigen und überprüfen
Die Reinigung der abgenommenen Winterreifen ist nötig, um eventuelle Risse oder Fremdkörper in der Lauffläche und die Profiltiefe für eine Weiter-Verwendung festzustellen. Dabei weist der Reifenhersteller Continental darauf hin, dass der Mindestabstand der Düse des Hochdruckreinigers zum Reifen zumindest 20 Zentimeter betragenen und möglichst ohne Chemikalien sowie mit breiter Düse gewaschen werden sollte.
Einzulagernde Reifen müssen markiert werden, damit beim nächsten Reifenwechsel klar ist, an welcher Stelle sie montiert waren. Dazu können die Reifen mit Kreide oder die Felgen-Innenseite mit Filzstift beschriftet bzw. entsprechende Hinweise an den Ventilen angebracht werden, denn die Räder dürfen nie übers Kreuz sondern nur achsweise gewechselt werden.
Schäden bei der Einlagerung vermeiden
Wer die Pneus bis zum Herbst nicht gleich beim Reifenhändler oder in der Werkstatt lagern lässt, der sollte sie an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort aufbewahren. Für die Lagerung daheim empfehlen sich sogenannte Felgenbäume oder spezielle Wandhalterungen. Ansonsten gehören Reifen auf Felgen liegend übereinander gestapelt. Reifen ohne Felge sollten hingegen stehend aufbewahrt und regelmäßig um ein Viertel weitergedreht werden.
Radschrauben sollten immer „über Kreuz“ angezogen werden. Zu locker ist hierbei wegen der Gefahr eines Rad-Verlustes genauso schlecht wie zu fest, denn immer noch gilt der der altbekannte Spruch „nach fest kommt ab“. Deshalb ist ein einstellbarer Drehmomentschlüssel unverzichtbar und das vorgeschriebene Drehmoment weiß der Reifenfachmann oder es steht in der Betriebsanleitung.
Reifendruckkontrollsystem aktivieren und warten
Reifendruckkontrollsysteme sind seit 1. November 2014 für alle Neuwagen vorgeschrieben und verdienen deshalb beim Reifenwechsel immer mehr Beachtung. Indirekte RDK-Systeme erkennen über Sensoren des ESP/ABS ungenügenden Reifendruck über eine Drehzahldifferenz und zeigen dann nur eine einfache Warnung an. Nach dem Reifenwechsel können und müssen sie einfach wieder über einige Menü-Klicks oder gar nur einen Tastendruck neu „angelernt“ werden.
Direkte Reifendruckkontrollsysteme arbeiten mit im Reifen an der Felge montierten Sensoren, übertragen ihre Messwerte über Funk oder Bluetooth an die zentrale Steuereinheit ECU und zeigen dann für jedes Rad einzelne Druckwerte an. Nach einem Reifenwechsel müssen sie über die Eingabe eines Sensorcodes im OBD-Menü oder mit einem Diagnose-/Programmierungsgerät aktiviert werden.
Die direkt arbeitenden RDKS-Sensoren in Reifen sollten/müssen bei jedem Reifenwechsel auf Funktion geprüft und evtl. gewartet werden, weil ihre Batterien im Durchschnitt zwar vier bis sechs Jahre („ein normales Reifenleben lang“) halten, aber auch schon früher erlahmen können und Undichtheiten an den Ventilen jederzeit auftreten können. Damit ist selbst nach eigenhändigem Radwechsel der Besuch beim Reifenfachmann fast immer nötig.
Neureifen „einfahren“ und Radschrauben kontrollieren
Auf den ersten 100 Kilometern Fahrtstrecke sollte man neue Sommerreifen nicht durch scharfes Bremsen oder Beschleunigen extrem belasten, sondern umsichtig „einfahren“. So setzen sich die Pneus auf der Felge und der Grip bei Nässe wird besser, weil das bei der Produktion für das Lösen des Reifens aus der Heizform aufgetragene Trennmittel abgefahren wird.
Nach der Einfahrzeit sollte der feste Sitz der Radschrauben noch einmal mit einem Drehmomentschlüssel überprüft werden. Schließlich kann man auch einen eventuell „im Sichtfeld des Fahrers“ angebrachten Warnhinweis entfernen – wenn die Maximalgeschwindigkeit des Winterreifens niedriger war, als die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeuges. (autour24/KaSe)