Der kleine Coole aus China – ORA Funky Cat

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Der älteste chinesische Autohersteller Great Wall Motors (GWM) kommt mit dem kompakten ORA Funky Cat nach Deutschland. Der ist in der Realität größer, als er auf den Fotos aussieht – und überrascht den Motor-Informations-Dienst (mid) bei den ersten Fahrten in Portugal nicht nur mit seiner beinahe luxuriösen Ausstattung.

Der Knuddelige mit Kulleraugen

Knuddelig sieht er aus mit seinen Kulleraugen und seinen freundlichen Kindchen-Schema-Formen. Ein bisschen Mini, ein bisschen Fiat 500 – ein Kleinwagen jedenfalls, sagt der erste Blick. Doch der Kleine ist größer, als es scheint: Immerhin 4,23 Meter lang und 1,82 Meter breit – ohne Spiegel – vor allem erstaunliche 1,60 Meter hoch: Kein Kleinwagen, eher das Format eines VW ID.3. Dementsprechend herrscht im Innenraum keine Enge: In der ersten Reihe gibt’s Platz in allen drei Richtungen und auch hinten sitzt sich’s durchaus angenehm mit genug Knie- und Kopfraum.

Was eher überrascht: Die Qualitätsanmutung ist richtig hochwertig, die Materialien fassen sich angenehm an, alles ist sorgfältig und passgenau zusammengesetzt. Von wegen billiger Chinese: da könnten sich manche Europäer eine Scheibe abschneiden. Die Instrumentierung besteht aus zwei großen Bildschirmen unter einem gemeinsamen Deckglas, der rechte ist ein Touchscreen mit verzweigten Menüs. Dass man darin erst einmal heimisch werden muss, dass den Fensterhebern und dem optionalen Schiebedach (im Ausstattungspaket „Pro+“) die Automatikfunktion fehlt, stört insofern wenig, als man beides auch per Sprachbedienung steuern kann.

Die Sprachsteuerung ist mehr als nur ein netter Gag

Die besonders umfassende Sprachsteuerung ist mehr als nur ein netter Gag. Denn sie beherrscht nicht nur die üblichen Digitalfunktionen des Infotainmentsystems, sondern auch viele Fahrzeugfunktionen – und lässt damit auch viele höherklassige Autos alt aussehen. Tatsächlich reagiert das System willig auf erstaunlich viele Befehle – und lernt mit der Zeit noch dazu: Nicht nur, weil es sich an die Sprechweise des Fahrers gewöhnt – sondern auch, weil es sich, wie überhaupt die gesamte Fahrzeugsoftware, automatisch „over the air“ updatet. So muss das sein bei einem modernen Auto!

Keinen einhelligen Beifall wird die gouvernantenhafte Geschwätzigkeit der Fahrzeugstimme finden – mit der sie unartige Fahrer recht resolut zurechtweist: Ein paar km/h schneller gefahren als die Verkehrszeichenerkennung es für richtig hält? Länger als etwa eine Sekunde den Blick nicht auf die Fahrbahn gerichtet? Oder gar eine Zigarette – ersatzweise einen Kugelschreiber – zwischen die Lippen gesteckt? – Da erfolgt sofort eine Rüge.

Viele Anzeigen im Display sind zu klein

Immerhin kann man die meisten Warnfunktionen abstellen. Doch weil wir schon gerade am Meckern sind: Viele Anzeigen im Display sind zu klein und vom Fahrerplatz aus nicht wirklich lesbar, speziell im bewegten Fahrzeug. Auch die Icons des Bildschirms lassen sich bei Fahrzeugbewegung nicht treffsicher bedienen: Da freuen wir uns auf ein zeitnahes Update.

Beim Fahren selbst wirkt der knuffige Chinese überraschend ausgewogen. Das Fahrwerk federt durchaus harmonisch, bewahrt die Insassen vor harten Schlägen, poltert nur auf derben Absätzen etwas. Der Antriebsstrang verrichtet seine Arbeit in aller Stille. Recht deutlich teilen sich hingegen die Reifengeräusche den Passagieren mit, insbesondere auf rauem Asphalt. Die Lenkung lässt sich in drei Stufen einstellen, generell liegen die Lenkkräfte sehr niedrig. Die Lenkreaktion ist hinreichend präzise, vermeidet aber echte Rückmeldung von der Fahrbahn weitgehend: Hier hatte das Komfortbemühen Vorrang vor dem Fahrbahnkontakt. In zu forsch angefahrenen Kurven untersteuert der Funky Cat bieder, beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven dreht dabei schon mal ein Vorderrad durch.

Die Rekuperationsstärke lässt sich verstellen

Fahrprogramme gibt es natürlich auch, im reichweitenoptimierten Eco+-Modus wird nicht nur die Klimatisierung reduziert, sondern auch die Maximalleistung beschnitten. Separat lässt sich auch die Rekuperationsstärke verstellen – in drei Stufen, zusätzlich an Bord ist der One-Pedal-Mode, bei dem man kaum noch bremsen muss.

Die nominellen 126 kW/171 PS sind mehr als ausreichend, der Funky Cat beschleunigt druckvoll, reagiert E-Typisch spontan auf Fahrpedaldruck. ORA verheißt einen 0-100-Sprint in 8,2 bis 8,3 Sekunden und eine elektronisch limitierte Spitze von 160 km/h. Wichtiger: Nach WLTP-Norm kommt der Funky Cat je nach Version zwischen 310 und 420 km weit mit einer Batteriefüllung. Das lässt sich sehen.

Basisausstattung nur in Verbindung mit kleiner Batterie

Dabei gibt es zwei Akkuversionen. Die Basisversion namens Funky Cat 300 (ab 38.990 Euro) bringt einen LiFePo-Akku mit 48 kWh Brutto-Kapazität mit, der Funky Cat 400 kann brutto 63 kWh Strom bunkern. Von den insgesamt vier Ausstattungsversionen sind dabei die höchsten beiden – Pro+ und GT – dem Funky Cat 400 vorbehalten, die Basisausstattung ist nur in Verbindung mit der kleineren Batterie erhältlich. Bei der DC-Schnell-Ladefähigkeit könnte man sich etwas mehr wünschen: 64 kW nimmt der kleinere Akku auf, der große 67 kW.

So dauert das 10 – -80 Prozent Zwischenladen am Schnellader 43 bzw. 48 Minuten. Kein Rekordwert; dafür ist der Funky Cat in anderer Hinsicht schneller als Andere. ORA-Sprecher Jörg Machalitzky verspricht: Wenn man den Funky Cat heute bestellt, beträgt die Lieferzeit nur drei bis vier Wochen. Auch das kann ein Kauf-Argument sein. (Thomas Rönnberg / mid)

Technische Daten ORA Funky Cat: Länge/Breite/Höhe: 4,23 x 1,82 x 1,60 m, Türen / Sitzplätze: 5 / 5, Kofferraum: 228 – 858 Liter. Antrieb: Front. kW bzw. PS: 126 kW/171 PS, Drehmoment: 250 Nm. Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 – 8,3 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h. Reichweite WLTP: 310 km (48 kWh), 420 km (63 kWh), 400 km (GT). Batteriekapazität (brutto): 48 oder 63 kWh, Ladeleistung: 64 kW DC (48 kWh), 67 kW DC (63 kWh), bis 11 kW AC. Preise: 48 kWh: 38.990 Euro (Basis) / 40.990 Euro (Pro), 63 kWh: 44.490 Euro (Pro) / 47.490 Euro (Pro+) / 49.490 Euro (GT)

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