Von Karl Seiler
Deutlich geringere Kraftstoffpreise. Gut sichtbare Preis-Infos an den Tank-Stationen selbst oder automatische Hinweise im Navigationssystem. Auffällig lackierte, unübersehbar aufgestellte „Blitzer“ zur Geschwindigkeitskontrolle sind unübersehbar aufgestellt. Hinweise darauf gibt’s zusätzlich im Navigationssystem. Der gegängelte und geschröpfte deutsche Autofahrer (Melkkuh der Nation) – wird bei einer Fahrt durch den Stiefel erstaunt konstatieren: „Italien, du hast es besser…“
Die leichte Verballhornung des gut 200 Jahre alten Gedichts von Johann Wolfgang Goethe („Amerika, du hast es besser“) kam uns bei Testfahrten mit dem neuen Alfa Romeo Tonale Plug-In Hybrid Q4 zwischen Turin und Mailand in den Sinn. Zu Recht.
Wer sich noch an die Benzingutscheine erinnern kann, mit denen vor 60 Jahren autofahrende Touristen die Kraftstoffpreise in Italien um bis zu 30 Prozent reduzieren konnten, für den wäre es wohl unvorstellbar gewesen, dass Benzin und Diesel südlich des Brennerpasses einmal billiger sein könnten, als heutzutage in Deutschland.
Mitte November kostete in Norditalien „Benzina“ genanntes Superbenzin zwischen 1,64 und 1,78 Euro pro Liter. Immer seltener als „Gasolio“ angebotener Dieselkraftstoff liag im Preis nie über 1,89 Euro pro Liter. Die Preisschilder, die darüber informieren, sind durchwegs groß und von der Straße aus gut lesbar angebracht. Zusätzlich ploppt der Sprit-Preis für die jeweils nächste Tankstelle automatisch im Navigationssystem auf. Beispielhaft.
Die „Blitzer“ in Italien sind auffällig orangefarben lackiert und zusätzlich mit einen Polizeihelm-Symbol und der Aufschrift „Controllo Velocita“ versehen. Solch klare Warnungen sind undenkbar nördlich der Alpen. Die kaum mannshohen Geräte stehen gut sichtbar am Straßenrad und der Hinweis darauf ist gesetzlich gestattet. Außerdem werden die Tempolimits im Navigationssystem mit einem lauten Warnton angekündigt. Sollen die Warn-Schilder hierfür – weil in der Ortschaft hinter einer Kurve stehend – nicht zugleich sichtbar sind, gibt es auch noch einen warnenden Text auf dem Navi-Bildschirm.
So verlief die mehrstündige Testfahrt weniger wegen des Tempolimits auf der italienischen Autobahn (das eilige Inländer, aber auch Österreicher und Schweizer häufig missachten) so zügig wie entspannt – aber immer ohne das schlechte Gefühl, dass „Gessler’s Hut auf der Stange gegrüßt“ werden müsste oder die Vertreter der Obrigkeit irgendwo getarnt mit olivgrün lackierten Geräten hinter Büschen oder im Schatten von Brücken lauern.
Genau das erlebte ich aber auf der Heimfahrt vom Flughafen – drei Kilometer vor meinem Wohnort an einer so übersichtlichen wie verkehrsarmen Kreisstraße. Vorschriften-getreue Fahrweise und Warnungen entgegenkommender Fahrer, die mich verbotenerweise (!) anblinkten, bewahrten mich aber davor, geblitzt zu werden. Italien, du hast es besser… (autour24/KaSe)