Von Karl Seiler
Der deutsche Pkw-Markt blieb 2022 auf dem Tiefpunkt, für nächstes Jahr ist aber ein leichter Zuwachs auf 2,75 Millionen Pkw-Neuzulassungen zu erwarten. Die E-Auto-Dynamik lässt jedoch insgesamt nach: Etwa 790.000 neue Elektrofahrzeuge werden den Bestand bis Ende 2023 nur auf rund 2,5 Millionen Einheiten anwachsen lassen.
Für den Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) stellte sein Präsident Reinhard Zirpel bei der Jahrespressekonferenz fest: Mit einem Minus von einem Prozent gegenüber 2021 gibt es bis zum Jahresende nur noch 2,6 Millionen Pkw-Neuzulassungen oder rund eine Million weniger neue Personenwagen auf dem deutschen Markt als 2019, dem letzten Vorkrisenjahr. Auch bei den alternativen Antrieben gelang es nicht, die hohen Erwartungen zu erfüllen.
Flotten- und Privatkunden haben Vorrang
Auch die internationalen Hersteller haben 2022 rund 40.000 Autos weniger verkauft, werden aber bis zum Jahresende gut eine Million Personenwagen absetzen. Bei Privat- und Flottenkunden stiegen die Zulassungen sogar leicht an. Im Privatmarkt sind die internationalen Marken mit 49 Prozent besonders stark. Deutlich eingebrochen ist aber beim Kfz-Handel und den Vermietern das Volumen bei Neuzulassungen. Damit wird sich das Angebot an jungen Gebrauchtwagen fast halbieren und entsprechend werden die Preise steigen.
Auf dem deutschen Nutzfahrzeugmarkt wird es 2022 nur 310.000 Neuzulassungen geben und damit wird der Durchschnitt der letzten zehn Jahre um etwa 12 Prozent unterboten. Allerdings verläuft die Entwicklung innerhalb der Gewichtsklassen unterschiedlich: Rückgänge verzeichnen nur die leichten Nutzfahrzeuge (minus 14 Prozent). Bei den schweren Nutzfahrzeugen wird das langjährige Durchschnittsniveau erreicht.
Ende der hohen Dynamik bei der Elektromobilität
„Bei den Elektrofahrzeugen endet die bisherige hohe Dynamik“ stellte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel fest „Mit zwei- bis dreistelligen prozentualen Zuwachsraten wie in den vergangenen Jahren ist es vorerst vorbei.“ Batterieelektrische Personenwagen, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge werden 2022 rund 740.000 Einheiten neu zugelassen und mit diesem Plus von neun Prozent steigt der Elektro-Pkw-Anteil am Gesamtmarkt von 26 Prozent im Vorjahr auf nun 28 Prozent.
Im Detail erwartet der VDIK die Neuzulassung von 410.000 rein batterieelektrischen Modellen (plus 15 Prozent) und voraussichtlich 330.000 Plug-In-Hybriden. Deren bescheidenes Plus von einem Prozent wird sich 2023 in ein Minus von 12 Prozent verwandeln, weil die staatliche PHEV-Förderung zum Jahresende ausläuft. Hinzu kommen 2022 noch rund 800 neue Brennstoffzellenfahrzeuge – 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese „Elektroautos, die ihren Fahrstrom aus Wasserstoff erzeugen“ stammen zu 99 Prozent von VDIK-Mitgliedern!
Stärke der internationalen Hersteller bei alternativen Antrieben
Andere alternative Antriebe sind neben den Elektrofahrzeugen vor allem Hybride ohne Stecker. Etwa ein Sechstel dieser 475.000 Fahrzeuge sind Voll-Hybride mit mehr 20 Kw starkem Elektromotor, die kurze Strecken rein elektrisch fahren können – eine besondere Domäne der internationalen Hersteller mit 96 Prozent Marktanteil. Neben diesen 48 Prozent erwartet der VDIK außerdem 870.000 reine Benziner (34 Prozent) und 460.000 Diesel-Pkw 18 Prozent).
Die VDIK-Mitgliedsfirmen werden 2022 in Deutschland rund 160.000 rein batterieelektrische Autos auf die Straße bringen und bieten aktuell über 200 elektrifizierte Pkw- und Nutzfahrzeugmodelle an. Zum Vergleich: Vor drei Jahren waren es erst 50 E-Autos. Die internationalen Hersteller leisten also einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung klimafreundlicher Antriebe in Deutschland.
Individuelle Mobilität muss bezahlbar bleiben
„Individuelle Alltagsmobilität droht durch die Transformation zu alternativen Antrieben für viele Menschen teurer zu werden, muss aber auch bezahlbar bleiben“, erläuterte Zirpel. Das ist eine zentrale Aufgabe für Industrie und Politik. Dabei ist es nicht hilfreich, dass die Bundesregierung gerade in dieser Situation die Kaufförderung für Elektroautos kürzt.
Auch die steigenden Strompreise wirken sich nachteilig auf das Kostenkalkül für E-Fahrzeuge aus. Deswegen sollte die Strompreisbremse für die Elektromobilität zur Wirkung kommen. Idealerweise sollte der Preis für Ladestrom im kommenden Jahr grundsätzlich auf 40 Cent gedeckelt werden. Die finanziellen Rahmenbedingungen für alternative Antriebe müssten nun neu austariert werden, um den weiteren Erfolg bis 2030 zu sichern. (autour24/KaSe)