Von Klaus H. Frank
Das hat sonst keiner: Kia besitzt als einziger Hersteller in der Kompaktklasse mit dem Golf-Rivalen Ceed ein Modell, dass über vier verschiedene Karosserievarianten (Fünftürer, Kombi, Shooting Brake und Crossover) verfügt. Im Mittelpunkt steht der XCeed, der als gelungene Mischung aus SUV und Kompaktem mit Coupé-Dach in der Beliebtheitsskala der Ceed-Familie ganz oben rangiert. Als Bestseller im Programm hat der XCeed, nachdem die Hälfte seiner Laufzeit (Start 2019) überschritten ist, ein umfassendes Update erhalten. Absolut neu: Der XCeed ist nun für die beiden stärksten Motorisierungen 1.6 T-GDI (204 PS) und 1.5 T-GDI (160 PS) auch in der dynamischen Version GT-Line erhältlich. Und wichtig zu wissen: Obgleich der Kia ein koreanisches Modell ist, darf er von sich behaupten, ein echter Europäer zu sein. Er wurde für Europa entwickelt, im europäischen Designzentrum in Frankfurt entworfen und wird in der Slowakei (Zilina) gebaut.
Damit bisherige XCeed-Besitzer durch die Design-Überarbeitung nicht befürchten müssen, über Nacht ein „altes“ Auto zu fahren, wurden die Retuschen sehr dezent vorgenommen. Wer dem XCeed direkt ins Gesicht schaut, der erkennt, dass der Kühlergrill (Kia nennt ihn Tigernase) ausgeprägter ist, Frontstoßfänger sowie Gitterstruktur der Lufteinlässe sind modifiziert und die LED-Nebelscheinwerfer sind in die LED-Hauptscheinwerfer abgewandert. Dort sitzen nun die Lufteinlässe und Air Curtains (GT-Line).
Sportlich präsentiert sich das Heck mit einem Diffusor in Wagenfarbe und Rückleuchten mit einer äußerst interessanten Leuchtengrafik. Auffälligste Erkennungsmerkmale der GT-Line sind schwarz-glänzende 18-Zöller, Seitenschweller sowie Dachreling und Außenspiegel in Glanzschwarz. Im Innenraum hebt sich die GT-Line positiv durch das nach unten abgeflachte Lenkrad und einen Schaltknauf mit perforiertem Leder ab.
Ein Blick auf die Silhouette offenbart, dass sich der 4,40 Meter lange XCeed mehr in Richtung Sportlichkeit (lange Schnauze, bulliges Heck) denn SUV orientiert. Allerdings: Die Bodenfreiheit von 184 Millimetern (mit 18-Zöllern) lässt vermuten, dass auch einem Ausflug ins Unterholz zum Schwammerl suchen nichts entgegensteht, obwohl sich der Antrieb nur auf die Vorderachse beschränkt. Die Bodenfreiheit lässt sich übrigens (optional) um zwanzig Millimeter erhöhen.
Einen Touch hin zum SUV erhält der XCeed vor allem dadurch, dass er (im Vergleich zum klassischen Ceed) um 4,4 Zentimeter höher gebaut ist. Dankbar nehmen die Passagiere die dadurch etwas erhöhte Sitzposition in Kauf, die das Ein- und Aussteigen deutlich angenehmer macht. Das Platzangebot ist für normal große Menschen sehr gut, Kopf-, Bein- und Schulterfreiheit sind angenehm luftig.
Der Kofferraum mit einem Volumen von 426 Litern liegt auf Höhe der Konkurrenz. Die Heckklappe lässt sich entweder konventionell oder ferngesteuert öffnen – und auch dadurch, dass der Fahrer einfach ein, zwei Sekunden innehaltend direkt hinter dem XCeed stehen bleibt. Er muss also nicht mit den Füßen unter dem hinteren Stoßfängern herumfuchteln, damit das Gepäckabteil letztendlich aufspringt. Leider haben wir versäumt, das auch mal auszuprobieren. Bei den elektrischen Varianten des XCeed verkleinert sich übrigens der Kofferraum auf ein Volumen von 380 (Mildhybrid) oder 291 Liter (Plug-in).
Im Cockpit informieren zwei große Displays den Fahrer über alle relevanten Daten. Sehr übersichtlich werden diese von einem 31,2-cm-Display des volldigitalen Kombiinstruments und dem 26-cm-Navigations-Touchscreen mit Bluetooth-Mehrfachverbindungen dargestellt. Toll finden wir den neuen „Sport-Ticker“, der zum Beispiel aktuelle Bundesliga-Ergebnisse einblendet. Selbstredend, dass sich Assistenzsysteme auf der Höhe der Zeit befinden. Neu hinzugekommen und erweitert sind: Ein Autobahnassistent, die navigationsbasierte adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, ein Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff, ein Ausstiegsassistent, der Querverkehrwarner hinten mit Notbremsfunktion, ein Müdigkeitswarner mit Ablenkungswarner bei stehendem Verkehr und die Rückfahrkamera, die auch beim Vorwärtsfahren aktivierbar ist.
Unbedingt erwähnt werden müssen die neuen Lackierungen, die den XCeed nun noch attraktiver machen. Als Splash Lemon Metallic, Celadon grün Metallic und Yucca Stahlgrau stechen die Modelle sehr positiv unter dem mittlerweile langweiligen Einheitsweiß hervor.
Auf der Motorenseite finden wir drei Benziner und einen Diesel als Mildhybrid. Die Palette umfasst einen 1,0-Liter-Turbo mit 120 PS, einen 1,5-Liter-Turbo mit 160 PS und den 1,6-Liter-Turbo mit 204 PS. Der Diesel hat eine Leistung von 136 PS. Dazu gibt’s einen Plug-in-Hybrid mit einem 105 PS starken 1,6-Liter Benziner, der zusammen mit dem 44,5 kW starken E-Motor eine Systemleistung von 141 PS besitzt. Der Verbrauch für den Plug-in soll laut Hersteller bei 1,2 Litern liegen, die Reichweite dank der 8,9 kWh starken Lithiumionen-Polymer-Batterie bei knapp 60 Kilometern.
Sehr sportlich geht der XCeed mit dem 204 PS starken 1,6-Liter-Turbobenziner an die Arbeit, dessen maximales Drehmoment von 265 Nm fast über den gesamten Drehzahlbereich anliegt (1.500 bis 4.500 Umdrehungen). Mit dem serienmäßigen DCT sprintet der XCeed 1.6 T-GDI in 7,5 Sekunden auf 100 (Spitze 220 km/h) und verbraucht durchschnittlich 6,5 Liter. Der 160 PS starke 1.5 T-GDI mobilisiert 253 Newtonmeter zwischen 1.500 und 3.500 Touren. Mit Schaltgetriebe beschleunigt der XCeed 1.5 T-GDI in 9,0 Sekunden auf 100 und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 208 Stundenkilometern (Verbrauch: 5,9 bis 5,7 Liter); in der DCT-Version: 9,2 Sekunden bis 100 km/h, 208 km/h Spitze, Verbrauch 6,1 bis 5,6 Liter.
Die Plug-in-Version ist mit einem Anteil von 45 Prozent die beliebteste Variante des XCeed. Nach Wegfall der staatlichen Förderung im nächsten Jahr könnte sich dies jedoch dramatisch nach unten verändern. Bei der Vorstellung des Neuen XCeed geben sich die Verantwortlichen jedoch hoffnungsvoll, dass Kia wohl selbst in die Tasche greifen wird, um den entfallenen Staatsanteil auszugleichen. In welcher Höhe, bleibt jedoch vorerst verborgen.
Die Preisliste beginnt bei 23.990 Euro für den Ein-Liter-Benziner und endet bei 40.590 Euro für den Top-Diesel. Der Plug-in-Hybrid kostet 36.890 Euro. Sofern er noch dieses Jahr zugelassen wird, reduziert sich der Preis Dank Prämien durch Staat und Hersteller auf 29 712,50 Euro. (autour24/khf)