Von Kurt Sohnemann
Besancon. Während in vielen Städten nach einer markanten Aussage einer Stadt gesucht werden muss, ist das in der 118.000 Einwohner zählenden Stadt Besancon ganz anders. Das Gewirr aus Einbahnstraßen führt die Gäste auf ihren bereiften Untersätzen unwillkürlich an die Brücken des Doubs und damit in die Gemäuer von Besancon.
Der Sitz des Erzbistums spiegelt in der Fülle der historischen Gebäude sein Alter wider und Historiker wie Christelle Camuset verlieren sich gern in schwärmerischen Ausflügen über die Stadt. Dem im Doubs-Bogen gelegenen Altstadtkern ist es in den vielen unfriedlichen Zeiten nicht schlecht bekommen, vom Fluss umgeben zu sein. So haben sich zahlreiche Begehrlichkeiten ungewollter Eindringlinge schon vielfach zerschlagen, bevor es zu Attacken auf die Stadt kam.
„Beispielsweise hat der römische Kaiser und Feldherr Julius Cäsar bereits Gefallen an Besancon gefunden und sie zuvorkommend behandelt“, verkündet Christelle Camuset stolz bei einem Rundgang durch die Metropole der Region Franche-Comte. Es wird nicht nur daran gelegen haben, dass Besancon von sieben Hügeln umgeben ist, wie auch Rom. Die Baumeister ihrer Zeit haben die heutige Universitätsstadt allerdings schon früh so errichtet, wie das damals weit bedeutsamere Rom. Ein Amphitheater mit 20.000 Sitzplätzen, das heute nur noch in Bruchstücken vorhanden ist, zeugt davon. Da auch an den übrigen Gebäuden der Zahn der Zeit zum Teil bis auf die Grundmauern nagte, Karl der Große seine Vorstellungen wie auch zahlreiche mächtige Bischöfe umsetzten, ist Besancon im Zentrum heute weitgehend von der Substanz aus dem 18. Jahrhundert geprägt. In fast allen Fällen liebevoll restauriert und gepflegt.
Markant ist auf dem Weg zur Stadt-überragenden Zitadelle auf jeden Fall die Kathedrale Saint-Jean. Während sie fußläufig nach einem leichten Anstieg durch einen Triumphbogen ins Auge sticht, darf die Zitadelle nur noch per Bus oder Zug erreicht werden, weil die Parkplätze vor der erhabenen Sehenswürdigkeit nicht mehr ausreichen.
Das typisch französische Leben im Burgund hat sich bis zum heutigen Tag fest in der Stadt verankert und blüht besonders dann auf, wenn das Tagwerk vollendet ist. Wein und Baguette, Bier und Musik, lebhafte Gespräche und Flirt an den Tischen in den Bistros und auf freien Plätzen und Straßenrändern kennen keine Begrenzungen durch Wochentage. Besancon pulsiert und präsentiert neben den architektonischen Stätten die Bedeutung in der Feinmechanik. Unternehmen dieser Branche produzieren Uhren und andere Messinstrumente seit Jahrzehnten und sind ein Begriff auf dem Weltmarkt. Darüber hinaus nimmt der Wein eine herausragende Stellung bei den Feinschmeckern ein, wie auch der berühmte Comte-Käse, der in Poligny hergestellt wird.
Wer die kurze Strecke nach Poligny auf sich nimmt, kann die Käseproduktion vor Ort spielerisch in einer Ausstellung nachvollziehen. Um eine möglichst optimale Voraussetzung für die Verarbeitung ihrer produzierten Milch zu haben, wurde die Käserei für den Comte-Käse von mehreren Bauern der Region gegründet. Mittlerweile gibt es kaum noch einen Milchviehbetrieb im Umkreis von 25 Kilometern von Poligny, der nicht in die Käserei einliefert. Erfahrene Meister ihres Fachs und bis zu 18 Monate Reifezeit sorgen dann für das begehrte Endprodukt.
Die dazu passenden Weine indes sind eher in Arbois zu finden, einem kleinen Zentrum des Weinanbaus mit verschiedenen Juraweinen unterschiedlicher Rebsorten, von denen Sauvignon und Chardonnay die dominante Rolle spielt. Im Hause Pasteurs, in dem für die Gäste der kleinen Stadt Weinproben angeboten werden, können die Qualitäten verkostet werden. Die kleine Stadt mit ihren 3.500 Einwohnern besticht mit ihrem Charme. Das Leben spielt sich um einen Verkehrskreisel ab, der nach dem Feierabend nahezu zum Erliegen kommt. Dann übernimmt der Betrieb in den Restaurants und Bistros die Vorherrschaft über die Szenerie.
Weniger Bedeutsam in der Jetztzeit ist die Königliche Saline von Arc et Senans. Was einmal durch die Thermen zu einer höchst einträglichen Salzgewinnung der Region führte, ist heute der günstigeren Salzgewinnung technischen Fortschritts gewichen. „Da lohnt sich die Produktion von Salz nicht mehr“, erklärt eine Sprecherin der großzügigen Museumsanlage, die auch als Veranstaltungszentrum genutzt wird. Etwa 200.000 Besucher informieren sich jährlich der Anlage, die König Ludwig XV. errichten ließ, deren Grundsteinlegung 1775 war und insgesamt 22.000 Hektar Wald „gefressen“ hat, um die Siedepfannen auf Temperatur zu bringen. Die beeindruckende Darstellung mit der 21 Kilometer langen Salzlakeleitung von Salin les Bains nach Arc et Senans ist heute nur noch im Modellformat zu bewundern, nachdem sie bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts noch produzierte.
Wer sich im Juragebirge aufhält, sollte es nicht verpassen, die Abbaye de Baume les Messieurs zu besuchen. Die Abtei ist umgeben von denkmalgeschützten Häuschen und Gebäuden, die sich malerisch in das Kerbtal einfügen. Der optische Genuss wird dann noch von der Herausforderung gekrönt, die Wasserfälle und Höhlen in unmittelbarer Nähe zu besichtigen. Wer die knapp drei Kilometer vom Ort nicht wandern will, hat auch die Möglichkeit, mit dem Auto direkt vor den Aufstieg zu fahren. Wer sich für die Historie der Abtei interessiert, kann sich per Audio-Guide durch die Gemäuer mit der dazugehörigen Kirche informieren. Das kleine Dorf bietet aber auch eine ansprechende Gastronomie und sogar ein kleines Hotel, in dem sich vornehmlich Wanderer einfinden, die sich an den malerischen Perspektiven des Juragebirges erfreuen. (autour24/kuso)
Infos: www.bourgognefranchecomte.com, www.besancon-tourisme.com/de, www.salineroyale.com, https://domaine-rolet.fr/, www.maison-du-comte.com/, www.baumelesmessieurs.fr/abbaye-de-baume-les-messieurs/