Jetzt, wo alles teurer wird – Kosten sparen bei Reifen und Rädern    

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Von Karl Seiler

Nicht nur der Kraftstoff, sondern auch Reifen und Räder werden in jüngster Zeit immer teurer und während an der Tankstelle jetzt die Kosten durch niedrigere Steuern sinken werden, ist beim „rollenden Material“ keine staatliche Hilfe zu erwarten. Mit Fachwissen, Überprüfen des eigenen Bedarfs und geschicktem Verhandeln lässt sich aber so mancher Euro sparen, ohne größere Einbußen bei Sicherheit oder Komfort hinnehmen zu müssen.

Auf der Reifen-Fachmesse THE TYRE COLOGNE als international führende Plattform der globalen Reifen- und Räderbranche standen in der letzten Mai-Woche zwar Neuheiten und Entwicklungstendenzen für den Fachhandel im Vordergrund – für kostenbewusste Endverbraucher waren aber auch durchaus Erkenntnisse zu gewinnen.

Deutliche Preisvorteile beim Kauf von Neureifen bieten oft Zweit- oder Budgetmarken der Premium-Hersteller. Das sind bei Continental nicht nur die Regenreifen von Uniroyal, die Winterreifen von Semperit oder die tschechischen Barum-Pneus, sondern auch General Tire, Gislaved, Mabor, Sportiva und Viking. Außerdem produziert Continental auch Reifen für Point S – die führende Kooperation freier Reifenfachhändler mit mehr als 500 Verkaufsstellen in Deutschland.

Bei der Goodyear-Gruppe sind es nach Dunlop die Fulda-Reifen, Sava, Debica, Kelly Tyres und Coopertyres. Zum Michelin-Konzern gehören traditionell Kleber-Reifen, inzwischen aber auch BF Goodrich, Achilles, Riken, Kormoran, Stria und Tigar.

Unter dem Dach von Bridgestone sind auch Firestone und Dayton zu finden. Bei Pirelli ist nur die Motorradreifen-Marke Metzeler ein Tochterunternehmen. Hankook bietet in Deutschland vor allem auch Laufenn (mit zwei „n“) an und dabei gibt es nicht nur kleinere Dimensionen – selbst bis 300 km/h zugelassene Ultra-High-Performance-Pneus mit 20 Zoll Durchmesser und bis zu 250 Millimeter Breite gehören dazu.

Aus Asien kommen bzw. zu dort beheimateten Konzernen gehören als bekannte Marken Falken, Kumho und Yokohama. Daneben gibt es noch viele, meist chinesische Produkte mit oft (bewusst) europäisch klingenden Namen, die alle günstige Preise bieten. Über mögliche Händler-Empfehlungen oder die Ergebnisse von Reifentests bei Fachzeitschriften oder Automobilclubs hinaus, lässt sich die Qualität vor allem aber mit dem EU-Reifenlabel einschätzen und vergleichen, das seit 2012 alle Pkw-Reifen beim Verkauf tragen müssen.

Waren seit einem Jahrzehnt der Rollwiderstand, die Nassbremseigenschaften und das Außenabrollgeräusch die drei dort angezeigten Kriterien, so müssen seit 1. Mai 2021 neu auf den Markt gekommene Pkw-, Lkw- oder Busreifen auch über Schneegrip und Eisgriffigkeit informieren. Neben dem Rollwiderstand, der vor allem den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß beeinflusst, ist jedoch die Nassbremseigenschaft das wichtigste Kriterium und ein möglichst kurzer Bremsweg bei Nässe wichtiger als jeder Preisvorteil!

Der Kauf gebrauchter Reifen wäre zwar grundsätzlich eine Spar-Möglichkeit – ist aber eine besondere Vertrauenssache! Scheinbar besonders günstige Angebote – vor allem im Internet – lassen sich kaum auf eventuelle Vorschäden überprüfen und sollten deshalb gut überlegt werden. Handelt es sich dabei nicht gleich um Kompletträder, so sind auch die zusätzlichen Kosten für fachmännische Montage und Auswuchten zu bedenken.

Eine Ausnahme, aber nicht oft oder nur auf Nachfrage zu bekommen, sind sogenannte Demo-Reifen: Diese „entstehen“, wenn ein Neufahrzeug vor der Auslieferung vom Händler noch umbereift wird, weil beispielsweise der Kunde Allwetterreifen wünscht und sind maximal 40 Kilometer gelaufen. Eine Besonderheit sind schließlich Mercedes-Benz-Gebrauchtteile – die in Köln mit einem eigenen Stand auf sich aufmerksam machten:

Über 500.000 Räder und Ersatzteile „mit Stern“ sind unter www.mbgtc.de im Angebot – darunter Stahl und Leichtmetallfelgen (auch AMG) mit Reifen von 4 bis über 10 Millimeter Profiltiefe und 165 bis 335 Millimeter Breite. Für ein Fünf-Doppelspeichen-AMG-Komplettrad für die E-Klasse werden beispielsweise statt 893,- Euro Netto-Endkundenpreis nur 503,- Euro netto aufgerufen. Für jemand, der nur passenden Original-Ersatz für ein beschädigtes Rad (z. B. bei einem Leasing-Fahrzeug) braucht, ein interessantes Angebot.

Ähnlich sparen können auch Käufer von (zugegeben, nicht ganz billigen) BBS-Rädern, wenn sie diese nacheinander auf verschiedenen Fahrzeugen nutzen wollen: UNLIMITED Grundräder (die es in acht verschiedenen Farben gibt) werden immer mit Naben-Adaptern montiert, die es in zehn Breiten und mit zehn verschiedenen Lochkreisen gibt. Damit lassen sich die Einpresstiefen von 14 Millimeter bis 50 Millimeter realisieren und so mit einem neuen Adapter-Satz für etwa 300,- Euro zum jeweiligen Fahrzeug passende Spurverbreiterungen erreichen.

Runderneuerte Reifen für Personenwagen sind in Mitteleuropa seit dem Aufkommen von Billigreifen aus Fernost kein Thema mehr und preislich kaum konkurrenzfähig. Auf Lastkraftwagen werden aber rund 30 Prozent aller Reifen runderneuert. Im Blick auf wünschenswerte Nachhaltigkeit und bei einem allgemeinen Tempolimit für Personenwagen könnten Runderneuerte auch für Personenwagen wieder interessant werden – zumindest ein spanischer Runderneuerer war auf THE TYRE COLOGNE vertreten.

Bares Geld sparen kann man schließlich auch, wenn man zweimal im Jahr den Räderwechsel selbst vornimmt und den nicht benötigten Rädersatz daheim lagert. Passendes Werkzeug einschließlich Drehmomentschlüssel, ein Rangier-Wagenheber, Unterlegkeile, Schutzkleidung vom Overall über Sicherheitsschuhe bis zu Handschuhen und ein ebener Arbeitsplatz sind aber dafür nötig.

Für die Reifenlagerung braucht es einen trockenen, kühlen, lichtgeschützten und nicht zu luftigen Platz sowie ein Regal oder Wandhaken bzw. einen Felgenbaum. Zusätzlich sind Sicherheitsscheiben („safety disc“) zwischen den Rädern zu empfehlen, um Schäden an Felgen oder Reifen bei der Lagerung zu verhindern.

Sauber gerechnet, kann es in vielen Fällen „sparsamer“ sein, den Radwechsel im Fachbetrieb durchführen, die Räder dort reinigen und prüfen sowie anschließend einlagern zu lassen. (autour24/ks)

 

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