GTÜ: Probleme mit Bremsen setzten Oldtimern am meisten zu

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Von Karl Seiler

Klassische Motorräder schlagen sich bei der Hauptuntersuchung durchwegs hervorragend, aber jeder zweite erhebliche Mangel betrifft lichttechnische Einrichtungen und jeder vierte Mangel entfällt auf Achsen, Räder oder Reifen. Das ergab die für 2021 erstmals auf Zweiräder erweiterte Oldtimerstatistik von GTÜ Classic.

Gemeinsam zeigten Frank Reichert, Marco Oehler und Alexander Schechinger als Leiter Unternehmenskommunikation, Technischer Leiter und Referent Classic der Gesellschaft für Technische Überwachung bei der Präsentation der Studie auf der Oldtimer-Messe Retro Classics in Stuttgart auch interessante Zahlen zur Wertentwicklung von gerade 30 Jahre alten Fahrzeugen auf.

Im Jahr 2021 führte die „Gesellschaft für Technische Überwachung mbH“ rund 7,9 Millionen Fahrzeuguntersuchungen durch und fast 300.000 davon entfielen auf Oldtimer. Gleichzeitig wurden fast 19.000 Begutachtungen nach § 23 StVZO erstellt, sogenannte Oldtimergutachten als Voraussetzung für das H-Kennzeichen. Der Marktanteil der GTÜ für diese Dienstleistung lag im vergangenen Jahr bei 17,7 Prozent. Zudem erstellte die Prüforganisation rund 3.000 Wertgutachten mit Marktwertanalysen. Dafür gibt es 150 Sachverständige mit einer zusätzlichen Spezialisierung auf Oldtimer– die GTÜ-Classic-Partner.

Über alle Altersgruppen hinweg bestanden 66 Prozent der geprüften Fahrzeuge die Hauptuntersuchung (HU) „ohne Mängel“, Fahrzeuge mit H-Kennzeichen lagen mit 60 Prozent aber leicht darunter. Jüngere Oldtimer haben sogar noch größeren Nachholbedarf: Für Fahrzeuge, die 2021 das Alter von 30 Jahren erreichten, betrug der Wert nur 47 Prozent! Bei den Motorrädern allein sah es aber deutlich besser aus. Über alle Altersklassen hinweg waren 90 Prozent ohne Mängel, mit H-Kennzeichen sogar 93 Prozent und selbst die Neuzugänge bei den Motorrad-Oldtimern rangierten mit 89 Prozent nur geringfügig darunter.

„In der Altersstufe von 30 Jahren und mehr sind viele motorisierte Zweiräder reine Hobbyfahrzeuge und offenbar sehr gut gepflegt. Autos hingegen liegen bei der Mängelquote nicht ganz so gut – obwohl auch sie mit H-Kennzeichen als technisches Kulturgut gelten“, ergänzte Marco Oehler, Technischer Leiter der GTÜ. „Das durchschnittliche Fahrzeugalter von aktuell 10,1 Jahren und nähert sich stetig der Marke von elf Jahren, bei der die Mängelhäufigkeit ihren Höhepunkt hat. Diese nimmt danach wieder kontinuierlich ab, da Klassiker in der Regel sehr gut gewartet sind“, bestätigte Alexander Schechinger, Referent Classic der GTÜ.

Erhebliche Mängel stellen die Prüfer bei Pkw-Oldtimern am häufigsten an der Baugruppe Bremsanlage fest (46,5 Prozent), gefolgt von der lichttechnischen Einrichtung (27,3 Prozent). Bei Motorrad-Oldtimern steht an erster Stelle ebenfalls die Baugruppe Bremsanlage (56,5 Prozent). Auf Platz zwei (24,9 Prozent) sind es Mängel an Achsen, Rädern und Reifen – mit „verschlissenen“ Reifen als häufigster Mangel in dieser Kategorie. Detailliert werden Art und Umfang der Mängel aber in der Statistik nicht erfasst.

Zahlreiche Fahrzeuge erreichen heuer erstmals das Alter von 30 Jahren und können damit in den Genuss des H-Kennzeichens kommen. Pkw-Beispiele sind Audi 80 Avant TDI (B4), BMW M3 Coupé (E36), Mercedes-Benz S-Klasse Coupé (C140) und Toyota Corolla (E10). Die Mängelquote 2021 ergab: Der BMW kommt am häufigsten fehlerfrei durch die HU, gefolgt von Mercedes-Benz, Toyota und Audi.

Aufgrund erstellter Gutachten kennt die GTÜ auch die Wertentwicklung ehemaliger Youngtime in sehr gutem Zustand: Beim Audi 80 ist der Wert mit einem Betrag von rund 4.500 Euro seit 2012 stabil – ein gepflegter Avant ist somit zwar keine Wertanlage, lässt jedoch preislich auch kaum nach. Das BMW M3 Coupé verzeichnet von 2012 bis 2022 einen deutlichen Wertzuwachs: von 12.700 Euro auf heute 36.400 Euro – hat somit bei 80.000 DM (40.903 Euro) Neupreis im Jahr 1992 seitdem nur zehn Prozent an Wert verloren.

Der Blick auf zwei mehr als 30 Jahre alte Motorräder ist fast noch interessanter. Bei den Tourern ist die MZ ETZ 251 „West“ mit einer Mängelfrei-Quote von 95 Prozent etwas besser als die BMW K 1100 LT mit 87 Prozent. Das Nach-DDR-Produkt aus Sachsen stiehlt aber nicht nur in dieser Hinsicht, sondern auch beim Wertzuwachs dem westdeutschen Motorrad die Schau. Der aktuelle Fahrzeugwert beträgt durchschnittlich 7.100 Euro für die BMW im Vergleich zu 5.600 Euro für die MZ – bei 22.850 DM (11.683 Euro) Neupreis im Vergleich zu 4.650 DM (2.377 Euro) hat die BMW in drei Jahrzehnten  zwar nur 40 Prozent an Wert verloren, die seltene MZ aber mit 235 Prozent mehr als das Doppelte an Wert gewonnen. (autour24/ks)

Kommentar verfassen