Audi A7 Sportback – italienischer Stil trifft deutsche Perfektion

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Von Klaus H. Frank

Mit einem cleveren Werbeslogan hat Audi einst für sich proklamiert, die schönsten Kombis zu bauen (“Schöne Kombis heißen Avant“). Kein Widerspruch. Die Ingolstädter bauen aber nicht nur schöne Kombis, sondern auch bildhübsche Coupés. Denken wir nur an den Audi A5, von dem der damalige Chefdesigner Walter da Silva sagte: „Der Audi A5 ist das schönste Auto, das ich jemals entworfen habe.“ Und weiter:  „Wenn italienischer Stil auf deutsche Perfektion trifft, dann entsteht eben etwas Besonderes.“ Ja, dieses Auto war und ist etwas Besonderes: „Dolce vita“ in Blech gepresst.

Auch der A7 Sportback, ist ein Audi-Coupé, ein viertüriges, durchaus prädestiniert zur Design-Ikone aufzusteigen. Es trägt ebenfalls die Handschrift von Walter da Silva (mittlerweile im Ruhestand), ebenso wie die von Stefan Sielaff, der lange Jahre das Audi-Design mitprägte. Nun ist er zum Leidwesen des VW-Konzerns (hier war er zuletzt Chefdesigner für Bentley) nach China abgewandert und entwickelt Design-Visionen für Geely (Volvo und Polestar).

Der erste Blick. Italienischer Stil trifft deutsche Perfektion – besser kann der A7 kaum beschrieben werden. Wären da nicht die vier Ringe, so könnte vermutet werden, dass der „Geburtsort“ des A7 Sportback nicht in Ingolstadt, sondern in einer norditalienischen Sportwagenschmiede liegt. Zeitlose Eleganz prägt das Design. In der Silhouette blicken wir auf scharfe Kanten, spannungsvoll gewölbte Flächen und eine kontinuierlich nach hinten ansteigende Fensterlinie. Die tief angesetzte Schulterlinie verlagert den Schwerpunkt optisch weit nach unten und betont Sportlichkeit, genauso wie die leicht ausgestellten Radhäuser – eine Reminiszenz an die Quattro-Historie der Marke. Das schicke Coupé ist 4,97 Meter lang, 1,91 Meter breit, nur 1,42 Meter hoch und besitzt einen Radstand von 2,93 Metern.

Ein Blick ins Gesicht lässt Aggressivität aufblitzen. Der sechseckige riesige Kühlergrill, der fast die gesamt Front einzunehmen scheint, ist sehr tief angesetzt – ein typischer Gran Turismo. Der Singleframe-Grill ist flankiert von großen Lufteinlässen und schlanken Scheinwerfern, auf Wunsch in HD-Matrix-LED-Ausführung mit Laserlicht (2790 Euro). Außergewöhnlich ist das Heck. Im Stile einer Yacht ist es leicht eingezogen – Coda Tronco nennt es Audi mit Blick auf italienische Parallelitäten. Da das Heck tief nach unten gezogen ist, hat Audi dem A7 zwecks Aerodynamik einen Heckspoiler verordnet, der bei Tempo 120 ausfährt, um bei hohen Geschwindigkeiten genügend Anpressdruck auf der Hinterachse zu erzeugen.

Steigen wir ein. Wir fühlen uns eingebettet in eine Wohlfühllounge, sitzen bequem auf edlem Ledergestühl, genießen das luftige Ambiente – perfekt für die große Reise in diesem todschicken Gran Turismo. Das Platzangebot auf den Vordersitzen ist riesig, hinten ist wegen des flach auslaufenden Dachs nur für Passagiere bis 1,80 Meter Größe eine bequeme Fahrt möglich. Das Kofferraumvolumen liegt zwischen 535 und 1390 Liter. Beim Blick auf das Cockpit wähnen wir uns im Limousinen-Bruder A8 – Unterschiede sind marginal. Sauber und reduziert ist es, horizontal ausgelegt und schlank, dem Fahrer leicht entgegen geneigt. Die Bedienung geschieht fast ausschließlich über das berührungsempfindliche MMI-touch-response, was bedeutet: Keine Knöpfe und Schalter – außer für das Radio.  Alles läuft über zwei  Displays in Black-Panel-Optik, von denen das obere nahezu unsichtbar ins Armaturenbrett eingebettet ist. Zuständig ist es für Infotainment und Navigation. Darunter liegt ein weiteres Display für die Klimatisierung. Genial ist das haptische und akustische Feedback beim Druck auf die Tasten, denn es imitiert einen dezenten hör- und spürbaren Klick.  Unabhängig davon ist alles auch per Sprachsteuerung bedienbar.  Die Materialen sind Spitze, die Verarbeitung präzise, das ganze Interieur ist eine Klasse für sich.

Zentral hinter dem Lenkrad liegt das virtuelle Cockpit mit seinem 12,3 Zoll Display. Die Darstellung für die Navigation ist dank  Full HD-Auflösung (1.920 x 720 Pixel) gestochen scharf, die Orientierung darauf perfekt. Sehr hilfreich ist das optionale Head-up-Display auf dem wichtige Infos (Navi, Tempo, Verkehrsschilder) in die Windschutzscheibe eingespiegelt werden, so dass der Blick des Fahrers nicht von der Fahrbahn abschweifen muss.

Einige Anmerkungen zum Licht. Das Matrix-Fernlicht besteht aus 32 einzeln  regelbaren LEDs, die die Straße perfekt ausleuchten und andere Verkehrsteilnehmer aus dem Lichtkegel ausschneiden, damit sie nicht geblendet werden. Außerdem leuchten sie, verknüpft mit dem Navigationssystem, schon dann in die Kurve, bevor die Lenkung eingeschlagen wird. Die Nacht zum Tag macht der Laser-Spot, der ab Tempo 70 km/h die Reichweite des Fernlichts verdoppelt. Eine Spielerei zwar, aber immer wieder schön, ist die Coming-Home und Leaving-Home-Funktion. Beim Ent- und Verriegeln wird hier ein riesiges Lichtspektakel mit den Scheinwerfern und Heckleuchten inszeniert.

Ein wahres Feuerwerk von Lichteffekten spielt der Audi A7 bei Dunkelheit im Innenraum ab. Ungezählte Lichtpunkte, alle bunt leuchtend, ein beeindruckendes Spektakel. Sogar die Gurtschlösser sind beleuchtet – das haben wir bisher noch nie gesehen. Und das Ambiente-Licht mit seiner Farbenpracht setzt dem Ganzen die Krone auf. Wie singt doch Adele: „…just like a movie“. Nicht unerwähnt bleiben darf die perfekte Geräuschdämmung im Innenraum dank Akustik-Verglasung. Die lärmende Außenwelt wird ausgesperrt. Vom Triebwerk ist nur ein Säuseln zu hören.

Starten wir. Unser Testfahrzeug , ein 55 TFSI quattro, ist mit einem seidenweich laufenden Dreiliter-V6-Benziner mit 340 PS und der Siebengang S tronic motorisiert. Das enorme Drehmoment von 500 Nm zwischen 1370 und 4500 Touren fühlt sich an, als wär’s ein kräftiger Diesel – ungewohnt viel Kraft für einen Ottomotor über dieses breite Drehzahlband. Den Sprint auf 100 schafft der A7 in 5,3 Sekunden und besitzt eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Den Verbrauch nach NEFZ gibt Audi mit 6,8 Litern an, im Test schluckte der A7 allerdings 9,9 Liter – das ist auch in dieser Höhe durchaus akzeptabel angesichts der hohen Leistung und unserer doch recht zügigen Fahrweise. Etwas zügelnd auf den Verbrauch wirkt das Mild-Hybridsystem (48-Volt-Netz, Lithium-Ionen-Batterie und Riemen-Starter-Generator) mit dem der A7 Sportback über einen weiten Bereich mit deaktiviertem Motor segeln und viel Sprit sparen kann.

Über die guten Fahreigenschaften eines Audi mit quattro-Antrieb viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen tragen. Es ist eine ausgeklügelte Kombination von Dynamik und Komfort – deutsche Perfektion eben. Auf winkeligen Landstraßen packt er eine kaum gekannte Agilität aus und wieselt durch die Kurven wie einst Neureuther durch engste Slalomstangen. Auf der Autobahn hingegen ist der A7 sehr fahrstabil und sicher auch bei hohem Tempo.  Grund hierfür ist einerseits die Allradlenkung, die an der Hinterachse die Räder je nach Geschwindigkeit gegen- oder gleichsinnig zu den Vorderrädern einschlägt. Andererseits ist es die sehr direkte Lenkung, die außerordentlich feinfühlig und präzise mit sehr guter Rückmeldung wirklich begeistern kann.

Die Heinzelmännchen. Ohne Assistenten geht heutzutage gar nichts. Und so schlummert im Audi eine ganze Armada von Assistenten, die dem Fahrer das Leben hinter dem Lenkrad leichter machen. Allerdings stellen sie ihre Arbeitskraft nicht kostenlos zur Verfügung – die meisten der 39 Assistenzsysteme sind nur gegen Aufpreis zu haben. Sie halten das Fahrzeug in der Spur und auf konstantem Abstand zum Vordermann, überwachen die Umgebung beim Ausparken, erlauben sogar teilautonomes Fahren, bei dem der Pilot kurzfristig die Hände vom Lenkrad nehmen kann. Ideal beim Stopp-and-Go-Verkehr, denn der Staupilot reguliert das Tempo bis zum Stillstand.

Mehr als hilfreich ist die Verkehrsschilderkennung. Hier übernimmt das System  das auf dem Verkehrsschild angezeigte Tempolimit in den Tempomaten und reduziert das Tempo ganz automatisch auf die beschränkte Geschwindigkeit. Wer sich deshalb entmündigt fühlt, sollte aber froh sein, denn dadurch bleibt ihm mancher Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung erspart. Wird das Limit durch das runde weiße Schild mit Querstreifen aufgehoben, fährt der Audi A7 wieder mit der vorher eingestellten Geschwindigkeit weiter.

Genial finden wir den prädiktiven Effizienzassistenten. Er passt die Geschwindigkeit an die Topographie, an Tempolimits und den vorausfahrenden Verkehr an. Dabei greift der clevere Assistent auf Streckendaten der Navigation zurück und gibt dem Fahrer Tipps, wann es sinnvoll ist, weniger Gas zu geben, damit der Motor in den Segelmodus wechseln und damit Sprit sparen kann. Die Hinweise erscheinen optisch im Display vor Kurven oder Kreuzungen vor einem Kreisverkehr, vor Gefällen, Ortschaften oder bei einem Tempolimit. Gleichzeitig pulsiert das Gaspedal gegen die Fußsohle und das soll heißen: Nimm den Fuß vom Gas.

Alltagstauglichkeit. Bei einem Auto wie dem Audi A7 Sportback von Alltagstauglichkeit zu reden, klingt reichlich komisch. Ein Fahrzeug wie dieses ist nicht darauf ausgerichtet rationale Bedürfnisse zu befriedigen – der Audi A7 ist ein automobiles Lustobjekt. Dennoch hebt Audi auch die rein profanen Qualitäten des A7 hervor, die sich beim Karosseriekonzept in einem Konglomerat des besten aus drei Welten ergeben. Denn der Audi A7 Sportback überzeugt durch ikonisches Design, dem Platzangebot einer Limousine und der Variabilität eines Avant.

Die Kostenfrage. Eine Frage, die zu stellen, derjenige vermeiden sollte, der an den Kauf eines sparsamen Autos denkt. Ein Blick auf den Basispreis des Audi A7 Sportback 55 TFSI quattro  (70 590 Euro) ist noch erträglich. Wer jedoch dem Wunsch nach luxuriöser Ausstattung erliegt, der muss mit einem Preis wie dem für unseren Testwagen leben. Der nämlich kostet 103 310,03 Euro.  (autour24/khf)

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