IAA MOBILITY (Teil 2): Open Spaces in der Münchner Innenstadt

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Von Karl Seiler

Mit der IAA MOBILITY wollten die Veranstalter Messegeschichte schreiben, indem sie auf „Open Spaces“ das Thema Mobilität intensiv ins Zentrum der Stadt und damit in eine breite Öffentlichkeit trugen. Die Stadt München und der Freistaat Bayern brachten sich dabei engagiert ein und können von den Erfahrungen profitieren, denn Messen tragen über die Umwegrentabilität zur volkswirtschaftlichen Kraft der Region bei. Die Anwohner der von den Austellern belegten Straßen und Plätze nutzten die Angebote und nahmen die Einschränkungen, die eine solche Großveranstaltung mit sich bringt, angeblich mit Verständnis und Gelassenheit hin. Diese neue IAA MOBILITY ist ein starkes Zeichen an die Welt, dass internationale Messeveranstaltungen in Deutschland wieder sicher möglich sind“, betonte Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München.

Auf dem Königsplatz gab es gegenüber von Dacia noch einen zusätzlichen Ford-Stand. Über die von elektrischen Kleinfahrzeugen belebte Brienner Straße gelangten Besucher – nach Aus- und Einchecken – zum Wittelsbacher Platz, wo sich Audi und Porsche ebenso wie am Odeonsplatz Kia und Seat Cupra exklusiv in „fliegenden Bauten“ präsentierten. Vor der Feldherrnhalle hatte dann Mercedes-Benz eine große Bühne.

In der Hofgartenstraße stellten noch einmal mehr als ein Dutzend Fahrradmarken aus und im Hofgarten sowie auf dem Marstallplatz konnten die Zwei- und Dreiräder unter Realbedingungen getestet werden. Die Residenzhöfe beherbergten verschiedene Aussteller mit ihren Mobilitätslösungen. Am Marienplatz bot das Bürgerforum Citizen Lab in sechs Tagen 42 Stunden Programm mit Diskussionen rund um die Mobilität von morgen. Den Max-Joseph-Platz belegten noch einmal BMW, Mini und BMW Motorrad

Kleiner und großer Michelin-Auftritt

„Alles wird nachhaltiger werden“ betonte Michelin bereits im Messegelände auf einem Mini-Stand und versprach, spätestens im Jahr 2050 Reifen ausschließlich aus nachhaltigen oder erneuerbaren Materialien zu fertigen. Ansonsten gab es dort vor allem die Möglichkeit, eine Mitfahrt in einem von zwei Mini zu buchen, die auf der Blue Lane fuhren und bereits mit den Uptis-Reifen (Unique Puncture-proof Tire System) bestückt waren, deren Markteinführung erst für 2024 geplant ist.

Diese leichte Rad-Reifen-Kombination, bei der die Aluminiumfelge über flexible Speichen aus Polyesterharz und Glasfaser untrennbar mit der profilierten Lauffläche verbunden ist, wurde dann auf dem Königsplatz in einem Container zusammen mit dem blauen Vision Konzept gezeigt, der eine noch fernere Reifen-Zukunft verkörpert: Der im 3-D-Drucker herzustellende und bereits 2017 zu den „besten Erfindungen des Jahres“ gekürte Vision Concept wird frühestens in 15 Jahren auf öffentlichen Straßen auftauchen. Für jedermann in vielen Größen verfügbar ist dagegen bereits der Allwetterreifen CrossClimate.

Während der IAA MOBILITY zogen sechs Teams aus Michelin-Mitarbeitern durch Münchener Parks und sammelten Plastikmüll in Säcke. Dabei mussten sie sich auch die Frage gefallen lassen, ob sie damit nicht den lokalen Flaschensammlern die PET-Flaschen im Pfandwert von 25 Cent pro Stück wegschnappten. Die Ergebnisse der Sammelaktion wurden dann zusammen mit einem dafür eingesetzten, dreirädrigen Lastenfahrrad auf dem großflächigen Outdoor-Rund präsentiert und dabei verdeutlicht: Fast vier Milliarden PET-Flaschen könnten jedes Jahr als Füllstoff für Reifen recycelt werden. „Wir wollen uns dem gesellschaftlichen Plastikproblem stellen und Lösungen anbieten: In einem Reifen können wir mit Hightech-Recyclingverfahren bis zu 143 Yoghurtbecher und 12 PET-Flaschen verarbeiten, verdeutlichte Anish K. Taneja, CEO Michelin Region Nordeuropa.

Verschiedene Stimmen und Fazite

„Ich bin ganz fest überzeugt, dass die Transformation zur Klimaneutralität für unser Land und für unsere Automobilindustrie ein Erfolg wird. Die IAA MOBILITY ist ein Signal der Hoffnung,“ betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung. In verschiedenen Gesprächsrunden stellten anschließend die prominentesten Player der Mobilitätsindustrie von Volkswagen-CEO Dr. Herbert Diess über den Daimler-Vorstandschef Ola Källenius und Lufthansa-CEO Carsten Spohr bis hin zu Intel-Boss Pat Gelsinger ihre Ideen für die Zukunft der Mobilität vor. Teil der breiten Diskussion waren aber genauso Vertreter von innovativen Startups, Stadtentwickler, Finanz- und Technologieexperten oder Wissenschaftler. Auch im Citizens Lab brachten Vertreter aller politischen Parteien neben Bürgerinnen und Bürgern ihre Meinungen sachlich ein.

„Ein klares Signal für den Wandel der Branche“

Abschließend sagte Daimler-Chef Ola Källenius: „Der Ansatz, die IAA in die Stadt hinein zu tragen, war absolut richtig und ein klares Signal für den Wandel der Branche – eine neue Messe, mit neuem Konzept und endlich auch wieder mit Gästen vor Ort“. Auch BMW zeigte sich zufrieden: „Wir ziehen ein positives Fazit – die IAA Mobility war eine ideale Plattform, um sich über nachhaltige Mobilität auszutauschen. Nur Autobahnblockaden und andere destruktive Aktionen waren wenig sinnstiftend und verzerrten das gute Gesamtbild“.

Sehr kritisch äußerte sich dagegen der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Zulieferer hätten ihre Innovationen viel mehr Autobauern vor Ort zeigen wollen. Seine Prognose „ohne ein völlig anderes Konzept war das die letzte IAA“ bewahrheitete sich aber nicht: Die nächste IAA MOBILITY findet vom 5.-10. September 2023 wieder in München statt – mit den Buchungen für dieses Jahr wurden den Ausstellern schon die Tickets für 2023 angedient. (autour24/ks)

 

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