IAA MOBILITY (Teil 1): Verwirrung auf dem Messegelände

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Von Karl Seiler

„Die erste IAA MOBILITY in München war ein großer Erfolg“ – zumindest nach der Abschluss-Pressemitteilung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und der Messe München. Die Veranstalter, Besucher und Aussteller zeigten sich (angeblich) sehr zufrieden mit dem neuen Konzept. Unter der neuen, um MOBILITY ergänzten Kurzform von „Internationale Automobil Ausstellung“ sollte die erste „Plattform für die Mobilität der Zukunft“ die verschiedensten Verkehrsträger vom Auto über Fahrrad bis hin zu digitalen Lösungen und der Urban Air Mobility unter einem Dach zusammenführen.

Dazu kamen 744 Aussteller und 936 Redner aus 32 Ländern in die Hauptstadt des Freistaates Bayern, wo sie vor allem ihre Innovationen und Visionen für die klimaneutrale Mobilität der Zukunft vorstellten und diskutierten. Die Aussteller steuerten dazu in mehr als 100 Premieren ihre neuesten Modelle und Konzepte bei. Insgesamt konnte die IAA MOBILITY 400.000 Teilnehmer und 3.500 Journalisten aus 95 Ländern begrüßen. Damit lag die neue IAA MOBILITY zwar rechnerisch 32 Prozent über dem Mittelwert der Tagesbesucher der letzten IAA in Frankfurt – dort hatten aber alle Gäste Eintritt bezahlt, während in München die Open Spaces in der Stadt nach Kontrolle der 3-G-Coronaregeln kostenlos und ohne Registrierung besucht werden konnten.

Neue Themen und neue Mitwirkende

Der mittlere Buchstabe in „IAA“ stand bisher für (klassische) Automobile und wurde nun „ganz klein geschrieben“. Neue Elektro-Autos, Fahrräder, e-Scooter, Energiepolitik, Stadtplanung, Digitalisierung und mehr wurden jetzt aufgeboten, „um die Transformation der Mobilität in Richtung Klimaneutralität und Digitalisierung engagiert voranzubringen“. Mehr als 40 nationale und internationale Partner oder Sponsoren aus Industrie, Dienstleistungen, Medien und Wissenschaft beteiligten sich daran.

Dazu zählten u.a. PwC, Google, Facebook, IBM, Here Technology, Team Viewer, Siemens, Seven.One Sports, Dolby, Hays, Accenture, The Boston Consulting Group, Capgemini, TikTok, YouTube, Motorsport Network, Bloomberg, MyClimate, Amazon Web Services, VAUDE, Share Now, Bits & Pretzels, Dassault Systems, World Economic Forum, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Humboldt Innovation, Women in Mobility, Universität St. Gallen sowie weitere Helfer aus Gastronomie, Hotellerie und Events.

Die internationale Medienreichweite (pot.) betrug mehr als 137 Milliarden Aufrufe weltweit. Über 140 Mllionen Page Impressions verzeichneten die Social Media-Kanäle. Allein auf Youtube und TikTok wurden die Beiträge mehr als 38 Millionen Mal aufgerufen. Besonders intensive Berichterstattung in China, USA, Süd-Korea, Brasilien, Spanien, Italien und natürlich Deutschland machte die IAA MOBILITY zu einem der weltweit bedeutendsten Medienevents in diesem Jahr.

Verwirrend eingeteilte Ausstellungsflächen

Von insgesamt 260.000 qm Veranstaltungsfläche lagen 195.000 qm auf dem Messegelände und 65.000 qm in der Münchner Innenstadt. Auf der sogenannten Blue Lane dazwischen, die entweder durch gelbe Baustellen-Markierungen als Bus-, Taxi- und Elektrofahrzeug-Spur abgegrenzt oder einfach ein vorhandener Baustellen-Abschnitt war, wurden insgesamt 255 Fahrzeuge eingesetzt und diese für rund 7.000 Testfahrten gebucht.

Im Messegelände waren als Autohersteller nur BMW, MINI, Hyundai und Ora aus China in der Halle A1, Ford, Renault, Polestar und WayRay aus China in B1, Volkswagen in B und Mercedes-Benz in B3 präsent. Um diese herum verteilten sich 152 Zuliefer- und Tech-Unternehmen sowie 78 Startups. Zusätzlich gab es auch noch (oft leere) Eventflächen. In Halle B4 kamen zur Motorworld und weiteren Oldtimer-Anbietern noch einige, meist PS-starke Autos mit Verbrenner. In B5 und B6 tummelten sich neben Segway mit Motorrollern noch 75 Fahrradmarken wie Canyon, Coboc, Specialized, Riese & Müller, Rose, Kettler u.v.a.m – aber nur wenige Exemplare der vielbeschworenen Lastenfahrräder.

Continental zeigte viel mehr als Reifen

Unter dem neudeutschen Motto „Safe. Connected. Convenient. Driving the future of mobility for 150 years“ präsentierte Continental in Halle B1 sein Technologieportfolio: Neue Software und leistungsfähige IT-Infrastruktur, basierend auf der Continental Automotive Edge Platform, ergänzten für zunächst automatisiertes und später autonomes Fahren vielerlei Radarsensoren, Kameratechnologie, LiDAR-Sensoren, Automated-Driving-Hochleistungsrechner, Full-Stack-Software, In-Cabin- Monitoring und Lösungen für Mensch-Maschine-Interaktion. Zusätzlich beteiligte sich Continental im Rahmen eines VDA-Projektes an Demonstrationen zum automatisierten, fahrerlosen Parken. „Mit Superrechnern im Auto und dem automatisierten Fahren werden wir Fahrzeuge in Zukunft nicht einfach nur fahren, wir werden sie auch erleben. Dafür schlägt unser Herz seit 150 Jahren“, betonte Continental-CEO Nikolai Setzer.

Publikums-wirksamer zeigte das Concept Ambienc3 in einem VW-Transporter T2 Ideen für den Fahrzeug-Innenraum der Zukunft: Leichte und robuste Materialen aus nachwachsenden oder recycelten Rohstoffen sowie ein Soundsystem ohne Lautsprecher. Weltpremiere feierte schließlich der besonders nachhaltige Pkw-Konzeptreifen Green Concept. Erstmals erfolgt hier der Einsatz von nachhaltigem Polyestergarn, das aus recycelten PET-Flaschen gewonnen wird. Neben einem um 25 Prozent reduzierten Rollwiderstand soll ein dreimal erneuerbarer Laufstreifen zur Ressourcenschonung beitragen. (autour24/ks)

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