Von Klaus H. Frank
Autos müssen sauberer werden. Erste Schritte sind getan mit der forcierten Entwicklung von Elektroautos. Aber: E-Autos brauchen Strom – und der ist leider meist ziemlich „schmutzig“, weil weitgehend aus fossilem Brennstoff gewonnen. Eine Lösung des Problems könnte die Brennstoffzelle als Stromerzeuger sein, gespeist mit „grünem“ Wasserstoff, der aus regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft, Solarthermie, Geo-Thermie und Biomasse gewonnen werden könnte.
Auch die Politik hat die Brennstoffzelle entdeckt
Hersteller experimentieren schon seit Jahren mit Brennstoffzellen-Autos, und BMW hatte in den Neunzigern sogar einen 7er BMW, den Hydrogen 7, auf Wasserstoff umgerüstet, die Weiterverfolgung dieser Technik jedoch wieder verworfen. Mittlerweile scheinen Hersteller und vor allem auch die Politik Wasserstoff und Brennstoffzelle wiederentdeckt zu haben, allerdings weniger für den Pkw-Markt als für den Einsatz in der Groß-Industrie und für Lkw. Bei den Personenwagen existieren nur zwei ernstzunehmende Serien-Fahrzeuge mit dieser Technik, nämlich der Hyundai Nexo und der Toyota Mirai.
Toyota blieb in den letzten Jahren unverdrossen in Sachen Wasserstoff am Ball und hat die weltweit erste Brennstoffzellen-Limousine bereits in zweiter Generation auf den Markt gebracht. Zielvorgabe der Toyota-Oberen: “die hervorragende Umweltfreundlichkeit mit höherer Emotionalität“ in Einklang bringen. Verständlich, denn die erste Generation des Mirai (ab 2014) war vom Design her ziemlich misslungen, so dass sich allein wegen des seltsamen Auftritts kaum jemand für den Mirai interessiert haben dürfte – gerade mal ein Dutzend Exemplare brachten die Japaner im vergangenen Jahr in Deutschland unters Volk. Künftig sollen weltweit stolze 30 000 Mirai verkauft werden.
Der Toyota Mirai besitzt nun ein elegant-sportliches Design
Unabhängig von der zukunftsträchtigen Brennstoffzelle dürfte der Toyota Mirai nun dank des neuen Designs auch jene locken, die nicht nur auf innovative Technik, sondern auch auf Ästhetik schauen. Er sieht ja wirklich schick aus, ist acht Zentimeter länger geworden (4,97 Meter), sieben Zentimeter breiter und sieben Zentimeter niedriger. Er wirkt so deutlich kraftvoller und präsenter, hat durch die coupéhafte Silhouette einen wesentlich sportlicheren Auftritt.
Der Innenraum ist sehr wertig, besitzt Oberklassen-Niveau. Unser Blick fällt auf Leder und Klavierlack. Das zentral im Cockpit platzierte 12-Zoll-Display ist intuitiv bedienbar und informiert über den Zustand der Brennstoffzellen und den Fahrzustand. Vernünftigerweise gibt’s auch noch Tasten und Schalter, um nicht zu viel am Display rumfummeln zu müssen. Die Platzverhältnisse sind weitgehend in Ordnung – 14 Zentimeter gewachsener Radstand (2,92 Meter) machen es möglich. Allerdings: Die Beinfreiheit für die Hinterbänkler ist ziemlich knapp bemessen, ebenso wie der Kofferraum, der mit einem Volumen von gerade mal 291 Liter nur Kompaktwagen-Format hat. Dies ist dem Platzbedarf der Wasserstofftanks (unter Kardantunnel und hinterer Sitzbank) geschuldet, deren Zahl von zwei auf drei erhöht worden ist – mit einem sehr positiven Effekt. Die Reichweite hat sich um 30 Prozent auf 650 Kilometer erhöht.
Tanken ist so einfach wie bei einem Erdgasauto
Die unter 700 bar stehenden Tanks fassen 5,6 Kilogramm Wasserstoff. Das Tanken selbst ist relativ einfach (fast wie bei einem Erdgasfahrzeug) und geht auch relativ schnell. In nur fünf Minuten soll der Toyota Mirai wieder aufgetankt sein. Das einzige Problem: Eine Tankstelle finden. Nur knapp 100 gibt es in Deutschland – da muss manchmal einiges von der 650-Kilometer-Reichweite dem Finden einer Zapfsäule geopfert werden. Die Kosten für Wasserstoff liegen in etwas auf der Höhe von Dieselkraftstoff.
Das Fahren selbst ist nahezu das Gleiche wie in einem Elektrofahrzeug – also lautlos. Lediglich bei starker Beschleunigung des Hecktrieblers ist ein leises Zischen zu vernehmen, wenn der Kompressor etwas mehr Luft durch die Brennstoffzellen unter der langen Fronthaube pressen muss.
Den Sprint auf 100 erledigt der 1,9 Tonnen schwere Toyota Mirai mit seinem 182 PS E-Motor (Drehmoment 300 Nm) verzögerungsfrei in 9,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h. Auch bei hohen Geschwindigkeiten liegt er satt auf der Straße, ist sehr gutmütig, hat einen perfekten Geradeauslauf und ist dank seines hohen Fahrkomforts prädestiniert für die Langstrecke.
Wie so oft im Leben gilt auch hier die Devise: „Was hinten rauskommt ist wichtig“. Mittlerweile weiß ja fast jedes Kind, dass ein mit Wasserstoff betriebenes Fahrzeug CO2-neutral und somit ein Segen für die Umwelt ist. Alles was aus der sogenannten Abgasanlage hinten rauskommt, ist pures Wasser, das als Abfallprodukt bei der Stromerzeugung durch die Brennstoffzelle übrig bleibt. Es tropft und dampft automatisch und permanent aus dem „Auspuff – außer der Fahrer nutzt die „H₂O-Taste“ neben dem Lenkrad. Bei einem Druck darauf tröpfelt´s nicht nur, sondern der Mirai „pinkelt“ dann einen kräftigen Strahl sauberes klares Wasser auf die Straße. Ein Gag sicherlich und es schaut wohl so mancher Zeitgenosse ziemlich konsterniert auf diese nasse Hinterlassenschaft.
Wichtig zu wissen: Die Luft, die der Mirai einsaugt, wird im Ansaugtrakt gereinigt. Ein Katalysator filtert Schwefeldioxid und Stickoxide aus, bevor sie reagieren können. Das heißt: Die Luft, die vorne eingesaugt wird, kommt hinten sauberer heraus.
Und nun noch etwas sehr Erfreuliches: Es ist nicht nur alles besser geworden beim Toyota Mirai, sondern auch preiswerter. Toyota ruft für den Mirai 63 900 Euro auf – das sind rund 15 000 Euro weniger als beim Vorgänger. (autour24/khf)