Neuer Mini Electric – er startet wie die Enterprise

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Von Heinrich Rohne

Endlich kommen die bezahlbaren E-Autos! Bisher findet der Großteil der Elektromobilität mit Tesla Model S, Audi e-tron und Mercedes EQC jenseits der 80.000 Euro statt. Ab Sommer soll sich das ändern: VW ID.3, Opel Corsa-e und Peugeot e-208 werden für knapp unter 30.000 Euro in den Handel gehen. Jetzt schickt auch Mini den Cooper SE für 32.500 Euro auf die Straßen. Und was bekommt man dafür bei Mini?

Die Konstrukteure haben beim SE zu gleichen Teilen auf Mini und Cooper gesetzt, also auf  Eigenschaften, die auch den traditionellen Bruder aus England zum Dauerbrenner gemacht haben: Das charakterstarke Design, das sich nur in Details wie einem geschlossenen Grill und einer Heckschürze ohne Endrohre unterscheidet. Das verspielte Interieur. Und ein Fahrverhalten, das nah am Autoscooter ist.

Der elektrische Mini klingt beim Anlassen wie die Enterprise aus Star Trek beim Lift-Off: Die Elektronik fährt hoch, ein Rauschen geht durchs Auto. Beim Kickdown beschleunigt der 184 PS starke Stromer wie ein Cooper S beim Start zur Rallye Monte Carlo: Der Wagen beschleunigt, als wolle er beim Ampelspurt einen BMW M3 hinter sich lassen. Von 0 auf 100 km/h vergehen nur 7,3 Sekunden, bis 60 km/h gar nur 3,9 Sekunden – ein Z4 3.0i kann das kein Zehntel besser. Die neue Traktionselektronik verhindert das Scharren der Vorderräder. Dass bei 150 km/h Schluss ist, stört bei einem Stadtauto wahrscheinlich kaum jemanden.

Dabei fühlt sich der Elektro-Mini deutlich schwerer an als der normale Dreitürer, ist wegen der Batterien im Boden auch ein bisschen höher. Dennoch liegt er satt und stabil auf der Straße und geht verdammt zackig ums Eck.

An die Stille während der Fahrt muss man sich erst einmal gewöhnen – genauso wie ans Bremsen im Stromer. Denn der Mini hat zwei Rekuperationsstufen für den Elektromotor: Entweder der Wagen segelt dahin – oder er gewinnt so viel Energie zurück, dass er nach wenigen Metern zum Stehen kommt, sobald der Fuß vom Gas genommen wird. Die Fußbremse wird dann kaum noch benötigt.

Als Ladeleistung gibt Mini bis zu 50 kW via CCS-Stecker bei Gleichstromsäulen an. An konventionellen Säulen mit Wechselstrom kann der Mini bis 11 kW ziehen. Ladedauer: 35 Minuten bzw. 2,5 Stunden jeweils für eine 80-Prozent-Ladung.

Die Technik des Wagens stammt vom aktuellen BMW i3. Von ihm übernimmt der Mini die 96 Lithium-Ionen-Zellen mit einer Kapazität von zusammen 32,6 kWh. Sie sind im Mitteltunnel und unter der Rückbank montiert. Gut: Der ohnehin schon knappe Innenraum, auch das Kofferabteil, wird so nicht weiter verkleinert. 211 Liter sind es nach wie vor.

Als Reichweite nennt Mini zwischen 235 und 270 Kilometern bei einem Verbrauch zwischen 13,2 und 15,0 kWh auf 100 Kilometer. In der Praxis sollte man sich aber wohl eher am unteren Wert orientieren – was deutlich mehr ist als beim Smart EQ, aber weniger als bei Konkurrenten wie Renault Zoe, Peugeot e-208 und dem elektrischen Opel Corsa.

Um diesen Rückstand weiß man natürlich auch in Oxford und München. Doch tröstet man sich darüber mit einem Blick in die Statistik hinweg: Weil der Mini nach dem Smart das vielleicht urbanste Auto ist, sind die Kunden damit pro Tag im Schnitt gerade mal 37 Kilometer unterwegs – und kommen so mit einer Akkuladung im Idealfall durch die gesamte Woche.

Zum Schluss der Preis: Der Mini SE wird ab 32.500 Euro zu haben sein. Nicht gerade wenig, aber ein Mini war schließlich noch nie zum Schnäppchenpreis zu haben. Und zum Vergleich: Gegenüber dem Cooper S weist der Elektro-Mini immerhin einen Preisvorteil von 1.200 Euro auf. Und was auch noch nicht mit eingerechnet wurde, ist der Elektro-Bonus von 6.000 Euro. So wird der Mini Electric doch schon fast zum Schnäppchen.

Technische Daten Mini Cooper SE: Länge x Breite x Höhe (m): 3,85 x 1,73 x 1,43, Radstand (m): 2,50. Synchron-Elektromotor: 135 kW / 184 PS, Drehmoment: 270 Nm. Hochvolt-Lithiumionenbatterie 32,6 kWh. Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h (abgeregelt), Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,3 Sek. Reichweite: 235–270 km. Verbrauch: 14,8–16,8 kWh/100 km, CO2-Emissionen: 0 g/km. Leergewicht / Zuladung: min. 1440 kg / max. 330 kg. Kofferraumvolumen: 211–731 Liter. Max. Anhängelast: kein Anhängebetrieb. Wendekreis: 10,7 m. Bereifung: 195/55 R 16, Luftwiderstandsbeiwert: 0,30. Preis: 32.500 Euro.

Kommentar verfassen