Reiner Elektroantrieb ist oft nicht die beste Lösung

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Grundsätzliche Probleme der E-Mobilität wie beschönigende Reichweiten-Angaben, unzureichende Ladeinfrastruktur, lange Ladezeiten, teilweise hohe Ladekosten sowie beachtlicher CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung und der Batterie-Produktion erläuterte Kia-Deutschland-Geschäftsführer Steffen Cost bei der Vorstellung der jüngsten elektrifizierten Kia-Modelle. Sein Kernsatz: „Ein reiner Elektroantrieb ist nicht immer die beste Lösung“

Über 450 Kilometer Reichweite bei den Batterie-elektrischen Kia-Modellen e-Niro und e-Soul wurden gemäß den aktuellen Regelungen nach dem neuen „Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure“ (WLTP) ermittelt. Um die Vergleichbarkeit mit den nach dem bisherigen Prüfverfahren gemessenen Fahrzeugen zu wahren, werden diese entsprechend den geltenden Vorschriften korreliert zurückgerechneten Werte nach NEFZ-Standard ausgewiesen. Weil sogar der „Realitäts-näher“ genannte WLTP-Test nur mit 46,5 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit gefahren wird, müsste man sich bei entsprechender Fahrweise für 450 Kilometer fast zehn Stunden Zeit nehmen!

Zwar werden „nur“ noch 49 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus fossilen Brennstoffen erzeugt – der Anteil an der Netto-Energieerzeugung liegt jedoch bei 62 Prozent!  Mit 441 Gramm CO2-Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde übertrifft Deutschland deutlich den EU-Durchschnitt von 296 Gramm. Im Produktionsprozess fallen für ein kompaktes Auto mit Verbrennungsmotor etwa sechs bis sieben Tonnen CO2 an, während die Herstellung eines vergleichbare E-Autos selbst mit einer relativ kleinen 35 kWh-Batterie elf bis 12 Tonnen CO2 verursacht. Damit „lohnt“ sich selbst ein nur mit Öko-Strom betriebenes Elektrofahrzeug frühestens nach etwa 53.000 Kilometern.

Solange die Ladeinfrastruktur und die Ladefähigkeit der Fahrzeuge noch nicht voll entwickelt sind, ist ein reiner Elektroantrieb nicht immer die sauberste Lösung. Leistungsstarke Schnell-Lademöglichkeiten verkürzen zwar „unterwegs“ die zu Hause oder an einer Wallbox mehrstündigen Ladezeiten, sind aber oft (mit bis zu einem Euro pro Kilowattstunde) sehr teuer. Kia ist jedoch zusammen mit Hyundai dem europäischen Schnelllade-Netzwerk Ionity beigetreten. „Ab 2021 werden wir Elektrofahrzeuge mit 800-Volt-Ladesystemen ausstatten, die die maximale Ladeleistung der Ionity-Stationen von 350 Kilowatt voll ausschöpfen können. Die Aufladung der Batterie von 20 auf 80 Prozent soll dann nur noch sechs bis acht Minuten dauern, erläuterte Cost.

Welcher Antrieb optimal ist, hängt weiterhin ganz entscheidend von der Nutzungsart ab. Für Pendler, die im Speckgürtel von Großstädten oder auch nicht zu weit von regionalen Zentren auf dem Land wohnen und vor allem auch ihr Fahrzeug zu Hause aufladen können, sei ein reines Elektrofahrzeug schon jetzt die richtige Wahl. Strom aus eigener Photovoltaik oder kostenlose Lademöglichkeiten wie z.B. beim Arbeitgeber reduzieren die Kosten bei überschaubaren Entfernungen

Wer beruflich mehrere hundert Kilometer am Tag fährt, der ist immer noch mit einem Diesel, vor allem in Kombination mit Hybrid- oder Mildhybridsystem, besser bedient, betonte Cost. Wer häufiger (geschäftlich) längere Strecken fährt und in der Stadt dennoch sauber unterwegs sein möchte, für den sei ein Plug-in-Hybrid überlegenswert – nicht zuletzt, weil als geldwerter Vorteil für die private Nutzung nur ein Halbes Prozent des Listenpreises pro Monat versteuert werden muss.

Deshalb unternimmt Kia weiterhin große Anstrengungen bei der Optimierung von Benzinern und Dieseln. „Denn noch für lange Zeit wird der überwiegende Teil der Neufahrzeuge in Deutschland mit einem Verbrenner ausgerüstet sein“, sagte Cost.

„Bis 2025 wird Kia rund 25 weitere Modelle und Modellvarianten mit elektrifiziertem Derzeit kommt zu Antrieb einführen, darunter auch das erste serienmäßige Brennstoffzellenfahrzeug“, bestätigte der Geschäftsführer. (Text: Karl Seiler, Fotos/Grafiken: Seiler/Kia)

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