Jaguar F-Pace SVR: Diese Katze faucht nicht, sie brüllt

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Von Klaus H. Frank

Sportwagen müssen nicht flach sein. Sie können auch kantig, quadratisch und hoch sein. Es muss halt das richtige Triebwerk unter der Haube stecken, und das Fahrwerk muss top sein, dann kann auch ein SUV als Sportwagen durchgehen. Wie zum Beispiel der Jaguar F-Pace SVR. SVR steht für „Special Vehicle Racing“ – mit diesem Prädikat hat Jaguar bereits seine XE- und F-Type-Modelle geadelt. Nun also auch den F-Pace, den der brave Bürger eher auf schicken Boulevards der Städte oder auf einer gemütlichen Landpartie durch heimische Wälder und Auen sucht. Wohl aber nicht auf der Rennpiste – obwohl dies das eigentliche Terrain ist, das dem F-Pace SVR auf den Leib (die Karosserie) geschneidert scheint.

Werfen wir zuallererst einen Blick unter die mächtige Motorhaube und verinnerlichen uns die technischen Daten, deren Werte uns schon beim Lesen den Atem rauben. Sie bestätigen: Der Jaguar F-Pace SVR ist nicht nur SUV, sondern ein echter Sportwagen feinster britischer Art. Das Herz, das unter seiner Haube schlägt, lässt unser eigenes schon beim Druck auf den Startknopf hüpfen vor Begeisterung und den Adrenalin-Pegel nach oben schnellen. Ein Fünfliter-Achtzylinder mit Kompressor-Aufladung leistet sagenhafte 550 PS und wuchtet das unbeschreibliche kräftige Drehmoment von 680 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Soviel Leistung und Kraft vermutet man eher in einer Motoryacht und weniger in einem Straßen-Fahrzeug. Und was der Jaguar F-Pace SVR von dieser Power in Realität auf die Straße bringt, ringt uns größten Respekt ab. Die Beschleunigung von 0 auf 100 schafft er mit der hervorragenden Achtstufen-Automatik in 4,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 283 km/h. Noch Fragen?

Nun, leider sind solche Fahrwerte, außer auf einer abgesperrten Rennstrecke, auf öffentlichen Straßen kaum realisierbar. Dennoch haben wir hin und wieder mal richtig Gas gegeben und werden – vor allem beim Sprint – so heftig in die Sitze gedrückt, wie wir es eigentlich nur beim Start eines Düsen-Jets erleben. Und der Sound, den diese Fahr-Maschine produziert, ist das Tüpfelchen auf dem „i“ und lässt sich in Worten kaum beschreiben. Diese Katze faucht nicht, sie brüllt.

Aber damit die Nachbarschaft beim morgendlichen Start des F-Pace SVR nicht unfreiwillig aus den Federn geholt wird, haben ihm die Jaguar-Konstrukteure ein Knöpfchen eingebaut, bei dessen Druck der brachiale Sound, den das Auspuffsystem mit Klappensteuerung produziert, auf ein erträgliches Maß reduziert wird.

Perfekt wie bei einem Sportwagen sind die Fahreigenschaften des SUV. Die Lenkung ist straff und präzise, das Fahrwerk fast hart, eine Seitenneigung in Kurven kennt er kaum. Dank des leicht hecklastig ausgelegten Allradantriebs, 21-Zoll-Rädern mit 295 Millimeter breiten Reifen hinten und 265 Millimeter vorne, verbeißt er sich regelrecht in den Asphalt und lässt sich nur mit „bösem Willen“ von der Straße schmeißen. So gerüstet lässt es sich mit dem 4,73 Meter langen Jaguar durch kurvige Landstraßen wedeln, als hätte man einen kleinen Roadster unter dem Hintern. Soll der dicke SUV mit etwas mehr als zwei Tonnen Gewicht aus hohem Tempo heruntergebremst werden, dann ist auch dies kein Problem. Die Vierkolben-Bremsanlage mit ihren 395 Millimeter großen Bremsscheiben bringt den F-Pace sicher zum Stillstand.

Über den Verbrauch, den Jaguar mit 11,9 Litern angibt, muss man nicht reden. Wer solch ein Auto fährt, dem ist der Spritkonsum ziemlich „wurscht“ und der ärgert sich dann auch nicht, wenn es beim flotten Aufgalopp mal knapp 20 Liter werden.

Obwohl die optischen Retuschen im Vergleich zum normalen F-Pace nicht gravierend sind, so fallen doch die riesigen Lufteinlässe an der Front sofort ins Auge, ebenso die seitlichen Blades und auch die Luftauslässe direkt auf der Motorhaube. Vier verchromte Endrohre am Heck sind optischer Ausdruck für das gewaltige Blaskonzert, das er imstande ist hinauszutrompeten. Im üppig dimensionierten Innenraum (Kofferraumvolumen 650 bis 1740 Liter) begeistert uns die Melange aus feinstem Leder (mit Rautenmuster an den toll ausgeformten Sitzen), Kontrastnähten, Carbon-Accessoires und Alcantara.

So wie geneigten Kunden die Spriteffizienz egal sein wird, so dürfte dies auch der Preis sein. Jaguar ruft 101 000 Euro auf – das ist ordentlich, wird aber bezahlt. Doch damit nicht genug. Wer einen Blick auf die Preise der Sonderausstattung wirft, muss dann wohl doch zwei, drei Mal schlucken, bis er solche Summen akzeptiert. Zum Beispiel die für einen Satz Leichtmetallfelgen, der mit rund 5000 Euro zu Buche schlägt, oder so mancherlei Sonderlackierung, die um die 10 000 Euro kosten soll. Naja, es war halt schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben. (autour24/khf)

Technische Daten Jaguar F-Pace SVR: Länge x Breite x Höhe (m): 4,74 x 2,07 x 1,67, Radstand (m): 2,87. R4-Benziner mit Kompressoraufladung, 5000 ccm, Leistung: 550 PS (404 kW) bei 3500-4500 U/min, Drehmoment: 680 Nm bei 2500 U/min. Höchstgeschwindigkeit: 283 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,3 Sek. WLTP-Durchschnittsverbrauch: 11,9 Liter. Effizienzklasse: G, CO2-Emissionen: 229 g/km (Euro 6d-Temp). Leergewicht / Zuladung: min. 2070 kg / max. 480 kg. Kofferraumvolumen: 650–1530 Liter. Max. Anhängelast: 2400 kg. Wendekreis: 11,6 m. Bodenfreiheit: 160 – 220 mm, Böschungswinkel: 25,4 Grad (v.) / 25,9 Grad (h.), Rampenwinkel: 20,5 Grad, Wattiefe: 500 mm, Luftwiderstandsbeiwert: 0,39. Basispreis: 101 000 Euro.

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