Ford Ranger Raptor – der will nicht nur spielen

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Von Klaus H. Frank

Welch ein Name für ein Auto: Raptor. Der neue Ford Pick-up heißt so – und wer schon mal die Abenteuerfilme „Jurassic Park“ gekuckt hat, dem läuft beim Hören dieses Namens ein Schauer über den Rücken. Kein wohliger, sondern ein angsteinflößender. Raptor sind Killer-Saurier, zweieinhalb Meter lang, nur etwa hüfthoch – aber mordlüstern und tödlich gefährlich.

Nun, wer einen Blick auf den Ford-Pick-up Ranger Raptor wirft, der wird zwar nicht vor Angst in Ohnmacht fallen, aber er wird mächtig beeindruckt sein. Denn er sieht böse aus, der Raptor, richtig böse – kein Vergleich zu seinem braven Bruder Ranger ohne den Saurier-Nachnamen. Allein schon seine Maße beeindrucken: 5,54 Meter lang ist er, 2,18 Meter breit (17 Zentimeter mehr als der „zivile“ Ranger) und 1,87 Meter hoch. Das jedoch sind nur nackte Zahlen. Mächtig Eindruck hinterlässt der erste Blick auf diesen Brocken: ausladende Kotflügel, solide Trittbretter, voluminöse Motorhaube und ein dominanter Grill, dessen Ansicht wohl jeden braven Otto-Normal-Autofahrer von der linken Fahrspur vertreibt, wenn der Raptor furchteinflößend in seinem Rückspiegel auftaucht – der Spielberg-Thriller „Duell“ lässt grüßen.

„Vergessen Sie alles, was Sie über einen Pick-up zu wissen glauben“

Nicht umsonst sagt Leo Roeks, Direktor Ford Performance, bei der Vorstellung im Bergischen Land: „Vergessen Sie alles, was Sie über einen Pick-up zu wissen glauben – der neue Ranger Raptor ist von einem ganz anderen Kaliber. Er ist ein echtes Vollblut – im Gelände, auf Asphalt, im Anhängebetrieb – jederzeit und überall“.

Davon wollten wir uns überzeugen und waren überrascht, wie laufruhig und komfortabel er sich trotz der riesigen 285/70 R 17 All-Terrain-Reifen (von Goodrich eigens für ihn entwickelt) verhält. Nur ein leises Summen der groben Stollen bei knapp Tempo 80 ist zu vernehmen – ansonsten sind die Pneus erstaunlich zurückhaltend im Geräuschniveau, verbeißen sich im Gelände jedoch gnadenlos in den Untergrund, egal ob locker, fest, glatt oder matschig.

Dort, abseits der Straße, spielt der Raptor sein größtes Potenzial aus. Nichts und niemand hält ihn auf. Der verstärkte Leiterrahmen ist extrem steif, die Hochleistungsstoßdämpfer von Fox filtern auch die widrigsten Unebenheiten weg – alles ist perfekt für den Off-Road-Einsatz ausgelegt. Mit einer Wattiefe von 85 Zentimetern und einer Bodenfreiheit von 28 Zentimetern scheut der 2,6-Tonner mit seinem 2,3-Millimeter Unterfahrschutz aus Stahl weder Stock noch Stein, erklimmt steilste Hänge (Böschungswinkel vorne 32,5 Grad, hinten 24 Grad), kreuzt Bäche und Flüsse und nimmt Lasten bis 2500 Kilogramm an den serienmäßigen Haken, was für dieses Monstrum eigentlich zu wenig ist. Eine Tonne mehr Anhängelast wäre besser. Vor allem Zeitgenossen mit großen Pferdeanhängern würden sich freuen. Die Nutzlast liegt bei 620 Kilogramm.

Sechs Programme für das „Gelände-Management“ des Raptor

Um all seine Fähigkeiten ohne große Verluste im Vortrieb auf den Boden zu bringen, hat Ford dem Raptor eine 100-Prozent-Sperre an der Hinterachse verpasst. Der Hit aber sind sechs Programme für das „Gelände-Management“. Die Modi heißen Normal; Sport; Gras/Schotter/Schnee; Schlamm/Sand und Fels. Fünf von sechs sind dies, unter denen sich wohl jeder vorstellen kann, wofür sie gut sind. Und dann gibt’s noch einen sechsten Modus. „Baja“ heißt er und ist für hohe Geschwindigkeiten im Gelände ausgelegt. Ganz so, wie sie bei der Rallye „Baja 1000“ gefragt sind. Bei dieser halsbrecherischen Wüstenrallye auf der mexikanischen Halbinsel Baja California müssen sich die Teilnehmer 1000 Meilen am Stück durch unwegsames Gelände kämpfen – eine Tortur für Mensch und Maschine. Auch Ford-Marken-Botschafter Armin Schwarz hat sich diese brutale Rallye schon mehrfach angetan und vergangenes Jahr sogar gewonnen.

Wer unter die Haube des Raptors schaut, wird erstaunt, vielleicht sogar enttäuscht sein, ob des optisch ziemlich mickrigen Triebwerks. Denn unter der mächtigen Motorhaube werkelt leider kein V8 wie im großen amerikanischen Bruder F 150, sondern ein Zweiliter-Vierzylinder-Bi-Turbodiesel, der seine Leistung von 213 PS und die Kraft von 500 Nm über ein Zehngang-Automatik-Getriebe an die Räder schickt. Das allerdings macht er recht ordentlich, den im unteren Drehzahlbereich sorgen die beiden in Reihe geschalteten beiden Turbo gemeinsam für Zwangsbeatmung, sorgen für Kraft auch im Drehzahlkeller und lassen so ein lästiges Turboloch erst gar nicht entstehen. Der Raptor beschleunigt in 10,6 Sekunden auf 100 und erreicht eine Spitze von 170 km/h. Die Gänge können auch manuell über Magnesium-Schaltwippen am Lenkrad gewechselt werden. Den Verbrauch gibt Ford mit 8,6 Litern an, was wohl sehr,  sehr optimistisch gerechnet sein dürfte. Dass ein größeres Triebwerk kommen wird, sollte klar sein. Die Konkurenten VW Amarok und Merceds X-Klasse fahren mit straken V6-Motoren.

Nicht nur abseits des Asphalts, auch auf der Autobahn fährt sich der Ford Ranger Raptor ausgesprochen angenehm, schafft perfekt den Spagat zwischen Komfort und Performance. Der Raptor ist ausschließlich als Doppelkabine und viertürig lieferbar, besitzt grundsätzlich einen zuschaltbaren Allradantrieb, der bis Tempo 120 per Drehschalter auf der Mittelkonsole aktiviert werden kann.

Keine Frage, dieser Raptor ist ein Lifestyle-Fahrzeug, wendet sich in erster Linie an freizeitorientierte Wochenend-Abenteurer, die Mountainbikes, Jet-Skies und Gleitschirme samt Zubehör transportieren wollen. Der Raptor ist aber auch Arbeitstier. Auf seine Ladefläche mit der Länge von 1,57 Meter und 1,56 Meter Breite passen all jene Gerätschaften, die Handwerker, Gärtner, Landwirte etc. mitschleppen müssen. Die Heckklappe ist ohne große Muskelkraft zu öffnen, eine Roll-Jalousie schützt Transportgut vor Wetterkapriolen oder neugierige Blicke. Perfekt.

Der Ford Ranger Raptor kostet 66 771 Euro

Der Raptor hat auch einen Preis: 66 771 Euro kostet er. Geschäftsführer Hans Jörg Klein bekennt, dass dieser Preis sehr ambitioniert ist. „Aber er funktioniert,“ sagt er und ist überzeugt, dass solche Fahrzeuge bei einer Zielgruppe gefragt sind, die (nach dem Motto „was nichts kostet, ist auch nichts wert“) durchaus Geld ausgeben will. Kraftstoffeffizienz ist für diese Klientel ohnehin kein Kriterium.

Egal, wer sich den Raptor zulegt, er findet ein Fahrzeug, dass in puncto Assistenzsystemen, Infotainment (Ford Sync 3), und Sicherheit „state of the art“ ist. Das Innenraum-Ambiente ist schick und alles andere als puristisch, was viele Zeitgenossen bei einem Pick-up vermuten. Er eignet sich durchaus auch als Familienkutsche und dürfte der absolute Kracher sein, wenn Papi den Nachwuchs damit von der Schule abholt. Bei den fünf Aussenfarben ist sicher für jedermann etwas dabei. Am besten wirkt Mystic-Grau, das dem Raptor jenen bösen Charakter verleiht, für den ihn seine Besitzer sicherlich lieben werden. (autour24)

Technische Daten Ford Ranger Raptor: Länge x Breite x Höhe (m): 5,36 x 2,18 x 1,87.
Radstand (m): 3,22. Motor: R4-Diesel, 1991 ccm, Turbo, Direkteinspritzung. Leistung: 156 kW / 213 PS bei 3750 U/min, Max. Drehmoment: 500 Nm bei 1750 – 2000 U/min. Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,6 Sek. WLTP-Durchschnittsverbrauch: 8,9 Liter, CO2-Emissionen: 233 g/km (Euro 6c). Leergewicht / Zuladung: min. 2585 kg / max. 620 kg, Max. Anhängelast: 2500 kg, Wendekreis: 12,9 m. Bereifung: 285/70 R17. Basispreis: 66 771 Euro.

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