Von Klaus H. Frank
BMW hat’s vorgemacht: Sie schrägten das SUV-typische kantige Heck ihres X5 ab – und fertig war der X6, ein SUV-Coupé. Ein bulliges Machoauto, mehr Coupé als SUV, nicht jedermanns Geschmack. Aber dennoch: Der X6 läuft (jetzt in zweiter Generation) erstaunlich gut – und ein Trend war gesetzt für die Kategorie SUV-Coupé.
Auch Mitsubishi ist vor etwa einem Jahr auf diesen Zug aufgesprungen und hat ein Fahrzeug in diesem Segment etabliert: das elegant sportliche SUV-Coupé Eclipse Cross. Das Design ist gefälliger als das der Schickeria-Lieblinge X6 und X4 oder GLE Coupé oder GLC Coupé aus München und Stuttgart. Der Eclipse Cross setzt mehr auf Eleganz, wirkt fragiler, nicht so aufdringlich und protzig. Von hinten allerdings erregt er sogar mehr Aufmerksamkeit als die „große Konkurrenz“ aus dem Süden Deutschlands.
Interessant: Die zweigeteilte Heckscheibe des Eclipse Cross
Denn der Blick aufs Heck ist besonders interessant. Dort teilt ein Spoiler die Heckscheibe in zwei Teile – das ist außergewöhnlich. Auffällig auch die LED-Rückleuchtengrafik mit einem durchgehenden Leuchtenband über die gesamte Breite des Hecks. Und wer glaubt, der Spoiler beeinträchtige den Blick nach hinten, der darf beruhigt sein. Der Spoiler stört eigentlich überhaupt nicht.
Die Front des Eclipse Cross mit dem wuchtigen chromverzierten Grill und den Bi-LED-Scheinwerfern kommt außerordentlich präsent rüber. Und in der Seitenansicht sehen wir eine nach hinten ansteigende Gürtellinie, kurze Karosserieüberhange und muskulös konturierte Radhäuser. Das wirkt sportlich.
Der Eclipse Cross steht auf der Plattform des Outlander und ist mit der Länge von 4,41 Meter bei den Kompakten einzuordnen, lässt sich also jederzeit problemlos als Stadtauto nutzen. Erstaunlich großzügig bemessen ist der Innenraum dank des recht langen Radstands von 2,67 Meter. Vorne ist dicke Platz. Und obwohl die Dachlinie stark nach hinten abfällt, brauchen die hinteren Fahrgäste nicht um ihr frisch geföhntes Haupthaar bangen, denn die Kopffreiheit reicht auch für größer gewachsene Menschen.
Praktisch: Die Rückbank kann um 20 Zentimeter verschoben werden
Die Knie der Passagiere in der zweiten Reihe kollidieren nicht mit der Lehne der Vordersitze, denn die Rückbank kann um 20 Zentimeter vor und zurück geschoben werden. Dadurch variiert das Gepäckabteil in seinem Volumen zwischen 359 Liter und 485 Liter, je nachdem, wo die Rückbank eingerastet ist. Werden die Lehnen umgelegt, wächst der Kofferraum auf maximal 1159 Liter. Etwas störend sind die hohe Ladekante (76 Zentimeter) und die unebene Ladefläche.
Der Innenraum ist wohnlich, obwohl das dominierende Grau der Materialien ziemlich trist erscheint. Die Verarbeitung ist gut und die Materialien erscheinen durchaus wertig, wie etwa die Armaturentafel, deren Oberfläche hübsch strukturiert und weich unterschäumt ist. Schick sind Klavierlack- und Alu-Applikationen – nicht echt zwar, aber hübsch anzuschauen. Die Bedienung von Schaltern und Hebeln geschieht intuitiv, aber die des Radios nervt, weil dies über das Touchscreen geschehen muss – ein Drehknopf wäre besser. Ein Head-up-Display im Eclipse Cross unterstützt den Fahrer und sollte in dieser Form eigentlich in jedem Fahrzeug zu finden sein. Es ist nämlich eine schlichte Plexiglasscheibe, die aus dem Armaturentafel ausfährt – und das reicht. In das kleine Scheibchen werden Infos wie Geschwindigkeit, Warn- oder Navigationshinweise eingespiegelt, so dass der Fahrer nicht vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird und die Augen auf der Straße behalten kann. Es muss also nicht unbedingt ein aufwändiges und teures Head-up-Display sein, das die Informationen in die Windschutzscheibe einspiegelt.
Bei den Assistenten ist der Eclipse Cross ganz vorne dabei
„State of the art“ ist das Infotainment-System „Smartphone Link Display Audio“ und eine Touchpad-Steuerung auf der Mittelkonsole. Integriert sind Apple CarPlay und Android Auto, mit denen das Smartphone verbunden und über das Sieben-Zoll-Display genutzt werden kann. Auch über die Sprachsteuerung kann der Fahrer Wegbeschreibungen und Textmeldungen abrufen, Anrufe tätigen oder Musik hören.
Was die Assistenzsysteme betrifft, ist der Mitsubishi Eclipse Cross vorn dabei. Alle zu erwähnen wäre müßig. Kurze Beispiele: Die Einparkhilfe erlaubt dem Fahrer den Eclipse Cross ohne Schrammen selbst in engste Lücken zu bugsieren, der Ausparkassistent RCTA warnt beim Rückwärtsstoßen vor momentan nicht sichtbarem Querverkehr. Klasse ist die Rundum-Kamera einschließlich Rückfahrkamera.
Auch nachts ist der Eclipse Cross sicher unterwegs. Bi-LED-Scheinwerfer und Fernlichtassistent „AHB“ passen die Lichtverteilung automatisch an, um den Gegenverkehr oder Vorausfahrende nicht zu blenden. Für beulenfreies Fahren vor allem im dichten Stadtverkehr, aber auch außerhalb der Städte, sorgt das Auffahrwarnsystem „FCM+ (bis Tempo 180) mit Fußgängererkennung und Notbremsassistent. Die adaptive Tempoautomatik „ACC“ (sie hält konstant Abstand zum Vorausfahrenden) ist ein Segen für den Autofahrer und entlastet ihn spürbar bei seiner Arbeit am Steuer. Totwinkel- und Spurhalteassistent warnen vor „unsichtbaren Objekten“ im toten Winkel und vom Abkommen von der Fahrspur.
Dem Benziner des Eclipse Cross fehlt etwas Temperament
Der Eclipse Cross war mit einem direkt einspritzenden 1,5-Liter-Turbobenziner mit 163 PS bestückt. Der Vierzylinder (6d-Temp) hat mit 250 Nm Drehmoment ausreichend Kraft zwischen 1800 und 4500 Touren ohne allerdings eine Ausgeburt an Temperament zu sein. Die Sprinterqualitäten des Benziners sind okay, aber nicht berauschend, ebenso die Höchstgeschwindigkeit. Von Null auf 100 braucht der Eclipse Cross 9,7 Sekunden, bei 205 km/h ist Schluss.
Unser Testwagen verfügte über eine Sechsgang-Handschaltung. Möglich ist auch eine stufenlose CVT-Automatik, die ihren nervenden Gummiband-Effekt ziemlich abgelegt hat – außer beim Kickdown, wie wir einst bei der ersten Präsentation des Eclipse Cross erfahren konnten. Das Automatik-Getriebe simuliert eine Acht-Stufen-Automatik und kann auch per Hand mit dem Schalthebel oder den Wippen am Lenkrad bedient werden. Der Spritverbrauch nach Norm liegt bei 7,0 Litern (NEFZ), unser Testverbrauch bei 8,6 Litern. Zügige Fahrten auf der Autobahn kosten D-Zug-Zuschlag: Dort summiert sich der Verbrauch auf einen zweistelligen Wert. Nun ist Sparsameres in Sicht: Ein 2,2-Liter-Turbodiesel (6d-Temp) mit 150 PS, serienmäßigem Allradantrieb und Achtgang-Wandler-Automatikgetriebe folgt in den nächsten Tagen.
Das Fahrwerk des Eclipse Cross ist sehr komfortabel ausgelegt, gutmütig, nervt auf schlechten Wegstrecken jedoch mit Poltern der Hinterachse. Unser Testfahrzeug wurde nur über die Vorderräder angetrieben. Allrad gibt’s nur für die Versionen „Plus“ und „Top“ und zwar immer nur in Verbindung mit CVT.
Preise für den Mitsubishi Eclipse Cross beginnen bei 21 990 Euro
Wer seine Ansprüche nicht allzu hoch schraubt, der kann einen Eclipse Cross schon für 21 990 Euro beim Händler abholen. Diese Basisversion besitzt nur Frontantrieb und eine Sechs-Gang-Handschaltung, hat jedoch serienmäßig bereits Klimaautomatik und Tempomat sowie diverse Sicherheitsfeatures, wie den Kollisionswarner mit Fußgängererkennung und Notbremse. Für die mittlere Ausstattung „Plus“ sind es 25 690 Euro, die „Top“-Version liegt bei 31 190 Euro. CVT kostet beim Plus 1700 Euro Aufpreis, beim Top 1900 Euro. Wer Allrad möchte, muss nochmal je 2000 Euro zusätzlich drauflegen.
Technische Daten Mitsubishi Eclipse Cross 1.5 T-MIVEC 4WD CVT:
L x B x H (m): 4,41 x 1,81 x 1,69, Radstand (m): 2,67. Vierzylinder-Benziner, 1499 ccm, Turbolader, Direkteinspritzung, Leistung: 120 kW / 163 PS bei 5500 U/min, Max. Drehmoment: 250 Nm bei 1800–4500 U/min. Spitze: 200 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,8 Sek. Allradantrieb, 8-Stufen-CVT-Automatik, Verbrauch (EU-Norm): 7,0 Liter, CO2-Emissionen: 159 g/km. Bodenfreiheit: 183 mm, Leergewicht / Zuladung: min. 1595 kg / max. 555 kg, Anhängelast (gebremst): 1600 kg. Kofferraumvolumen: 378 – 1159 Liter. Wendekreis: 10,6 m. Basispreis: 21 990 Euro. (autour24/khf)