Von Heinrich Rohne
Man kann den Suzuki-Designern nur gratulieren. Der Jimny geht endlich nach mittlerweile 20 Jahren in die nächste Generation – und die hat es besonders optisch in sich. Die nur noch 3,48 Meter lange Karosserie des Kleinstgeländewagens (minus fünf Zentimeter, inklusive Reserverad: 3,65 Meter) erinnert an eine geschrumpfte Mischung aus Mercedes G-Klasse und Land Rover Defender. Zwei Klassiker, die vereint und verkleinert eine äußert sympathische Form abgeben. Ergänzt man beim Kühlergrill noch eine Spur Ur-Jimny-DNA, ist der Neue komplett. Und er kommt richtig gut an. Sowohl jung als auch alt reagieren freudig, wenn dieser neue Suzuki ums Eck biegt.
Doch der neue Jimny kann nicht nur schnucklig aussehen, auch seine Paradedisziplin hat der Japaner nicht verlernt: das Gelände. Weiterhin mit zuschaltbarem Allradantrieb versehen, kraxelt der Suzuki was das Zeug hält. Vor allem die Offroad-Untersetzung weiß in unwegsamem Terrain zu beeindrucken. Die Bodenfreiheit von 21 Zentimetern ist dabei auch nicht ganz unwichtig. Böschungs- und Rampenwinkel sind ebenfalls gewachsen. Und so nimmt der kleine Jimny große Löcher, tiefe Furchen und steile Hänge mit einer Leichtigkeit, die wir bisher vor allem von seinen großen Design-Vorbildern kannten. Der Jimny, der geländewagentypisch weiterhin auf einem klassischen, aber im Vergleich zum Vorgänger deutlich verstärkten Leiterrahmen aufbaut, ist auch dank seiner kompakten Maße ein praktisches Wald- und Wiesen-Auto. Wo größere Gefährte einen Umweg fahren müssen, kann der 1,65 Meter breite Japaner einfach zwischen den Bäumen hindurchflitzen. Und natürlich auch im Schnee glänzt der Jimny, fühlt sich da geradezu pudelwohl.
Dass der Jimny auch in seiner jüngsten Generation mit Offroad-Talent gesegnet sein würde, daran gab es kaum Zweifel. Größer waren da schon die Sorgen, ob Suzuki es schaffen würde, dem knorrigen Kasten auch Manieren auf der Straße beizubringen – ein Kritikpunkt am Vorgänger. Und hier ist daher wohl auch der größte Unterschied spürbar. Das fängt schon beim Motor an: Suzuki hat das alte 1,3-Liter-Aggregat in Rente geschickt und einen neuen 1,5 Liter großen Saugmotor mit 102 PS entwickelt, der im Jimny wunderbar mit der hervorragenden manuellen Fünfgang-Schaltung harmoniert. Für die Basisversion Comfort ist außerdem eine Viergang-Automatik zu bekommen.
Zwar ist das neue Triebwerk mit einem maximalen Drehmoment von 130 Newtonmetern kein Kraftwunder, dreht man den Vierzylinder aber saugertypisch ordentlich aus, kommt mit wachsender Geräuschkulisse auch der Vorwärtsdrang. Auf der Landstraße reicht die Leistung zur flotten Fortbewegung und auf der Autobahn muss sich der Kleine mit einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h zumindest nicht permanent auf der Lkw-Spur verstecken. Einziger Kritikpunkt auf technischer Seite: Ein sechster Gang würde dem Fahrzeug besonders auf der Autobahn sehr gut tun, hier übersteigt das Fahrgeräusch auf Dauer dann doch das erträgliche Maß. Den Verbrauch gibt Suzuki für den nur 1.090 Kilogramm schweren Jimny im Mittel mit 6,8 Litern an.
Für viel Freude sorgt neben dem bodenständigen Antrieb auch das Fahrwerk, das auf Landstraßen oder Autobahnen angenehm federt und im harten Offroad-Einsatz genügend Reserven auch für gröbere Manöver bietet.
Ein weiterer Punkt auf der Agenda der Jimny-Entwickler war die Neugestaltung des Innenraums. Und auch hier findet sich mit dem Haltegriff vor dem Beifahrer eine Hommage an die G-Klasse. Im Großen und Ganzen ist das Cockpit okay. Das Kofferraumvolumen von 85 Litern ist zwar angesichts des kaum vorhandenen Platzes hinter der Rücksitzbank beinahe nicht zu glauben, legt man die Sitze allerdings um, fasst der Jimny immerhin 377 Liter.
Somit hat Suzuki mit dem neuen Jimny einen hervorragenden Kleinstgeländewagen auf die Räder gestellt, der auch auf der Straße gute Manieren zeigt und sich hier deutlich vom Vorgänger absetzt. Wer dann noch statt der Basisvariante (17.915 Euro), das Topmodell Comfort+ (19.985 Euro) wählt, bekommt mit diversen Fahrassistenten, Infotainment, Klimaautomatik und Verkehrszeichenerkennung ein richtig gut ausgestattetes Auto, das sich vom weichgespülten SUV-Einheitsbrei vor allem durch seine ehrliche Art und die knuffige Optik abhebt. Das dürfte nicht nur in Japan gut funktionieren, wo der Jimny bereits auf zwei Jahre ausverkauft ist. (autour24/hr)