VW Undercover in Südafrika: Finale Erprobung des ID.

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Weihnachtszeit ist in Südafrika Hauptreisezeit. Touristen aus der ganzen Welt lassen rund um Kapstadt bei warmen Temperaturen in entspannter Atmosphäre das Jahr ausklingen. Für das Volkswagen Entwicklungsteam läutet der Trip ans Kap die finale Erprobungsphase des ID.* ein.

Mit seiner ID. Familie will sich Volkswagen nicht weniger als neu erfinden. Ende kommenden Jahres soll das erste Modell auf Basis des Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) in Serienproduktion gehen und Anfang 2020 zu Händlern und Kunden rollen. Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern startet Volkswagen dabei nicht mit einem größeren Modell und lässt dieses dann sukzessive in elektrisierte Volumensegmente schrumpfen. Vielmehr will das Unternehmen mit dem Kompaktklassemodell ID. im Herzen der Marke vollelektrisch starten.

Dabei ist dieser Winter der entscheidende für die Erprobung des neuen ID. und seiner Brüder. Entwicklungsvorstand Dr. Frank Welsch und E-Mobilitäts-Entwicklungschef Frank Bekemeier sind mit einem knappen Dutzend getarnter Prototypen auf den Straßen rund um Kapstadt unterwegs. Neben der kommenden Golf Generation sind zwei mit Sichtschutzfolie verklebte ID. Modelle die wichtigsten Fahrzeuge im Tross.

Ein knappes Dutzend getarnter Prototypen ist auf den Straßen rund um Kapstadt unterwegs.

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Welsch und Bekemeier haben kaum Augen für die traumhaften Kulissen auf der Bundesstraße R44, die von Hermanus bis hinein nach Kapstadt führt. Sie schauen mit ihren Kollegen zumeist auf Messcomputer oder lauschen Antriebs- und Nebengeräuschen – wieder und wieder. „Die beiden ID. sind frühe Prototypen, bei denen es in erster Linie um den Antrieb und die Klimatisierung geht“, sagt Welsch. Die Testflotte will die Prototypen im Innenstadtverkehr von Kapstadt mit heißen Temperaturen und endlosen Staus stressen, doch das Wetter spielt heute nicht so recht mit und auch die Staus könnten schlimmer sein. Vorhin hat es geregnet und das Thermometer an der Reklamewand zeigt beim Vorbeifahren gerade einmal 18 Grad Celsius an.

Dr. Frank Welsch, Entwicklungsvorstand Volkswagen (rechts), und Frank Bekemeier, E-Mobilitäts-Entwicklungschef Volkswagen.

Alles im grünen Bereich

Frank Welsch interessiert sich weit mehr für den Temperaturfühler der neuen Akkueinheit, die im ersten der beiden Prototypen flach zwischen den Achsen verbaut ist. Alles ist im grünen Bereich, die Temperaturfenster stimmen und die Reichweite zeigt bei nicht einmal halbvollem Akku immer noch rund 200 Kilometer an. Auch die Klimaautomatik kommt kaum in die Bredouille und versorgt den Innenraum mit angenehm gekühlter Luft. Für die Tester gilt es, einen großen Bogen um die Touristenspots zu machen, denn die streng geheimen Prototypen fallen in Kapstadt und auf den Panoramastraßen mehr auf als weiter außerhalb in Hermanus oder Richtung Kap Agulhas. Doch die meisten Touristen sind von der spektakulären Natur und den grandiosen Ausblicken rund ums Kap ohnehin so gefesselt, dass die Testautos aus Wolfsburg zumeist unbemerkt vorbeifahren. Das Testprogramm ist prall gefüllt – von früh morgens bis spät abends.

Testfahrt mit grandiosen Ausblicken rund ums Kap.

So wird an Steigungen immer wieder angefahren, abgebremst und nochmals angefahren, beschleunigt – und nochmals das Gleiche. Den Testingenieuren rund um Frank Bekemeier ist schon bei der Ausfahrt aus Kapstadt aufgefallen, dass einer der beiden ID. Prototypen nach dem Anfahren eine kleine Leistungsdelle hat: „Da müssen wir an die Elektronik ran. Doch generell bin ich mit dem Stand, den die beiden Autos haben, zufrieden“, sagt Welsch.

Tests intensiver als für Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb

Der ID. ist das erste Modell der neuen Elektroplattform MEB. „Entsprechend können wir auf keine Erfahrungen zurückgreifen“, erklärt Chefentwickler Frank Bekemeier, „deshalb müssen wir bestimmte Tests intensiver machen als die für die Fahrzeuge konventionellem Antrieb.“

Mehr als ein Jahr vor Marktstart fährt sich der Prototyp des ID. bereits überaus gut. Trotz des üppig dimensionierten 20-Zoll-Radsatzes rollt der Fünftürer auf den nicht immer ebenen Straßen überraschend komfortabel ab und die ohnehin geringen Fahrgeräusche werden weitgehend geschluckt. Die Lenkung präsentiert sich dabei betont leichtgängig, soll nach Aussagen von Frank Welsch jedoch noch mehr Rückmeldung bekommen, um das Fahrgefühl intensiver zu machen.

Der Elektromotor des ID. stellt ein maximales Drehmoment von über 300 Nm aus jedem Tempo bereit.

Gefallen konnte bei den Testfahrten nicht zuletzt der niedrige Schwerpunkt, der sich nicht nur in flott gefahrenen Kurvenkombinationen angenehm bemerkbar macht. Der Elektromotor stellt sein maximales Drehmoment von über 300 Nm aus jedem Tempo bereit, und so machen die kleinen Zwischenspurts auf der kurvenreichen R44 richtig Laune. Praktisch für die City: Der Volkswagen ID. hat einen Wendekreis von unter zehn Metern.

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Modelle für ganz neue Kunden

Die neue Plattform ermöglicht es Volkswagen, nicht ein oder zwei Modelle, sondern in schneller Abfolge eine ganze Familie von Elektromodellen auf den Markt zu bringen. Der ID. ist als elektrisches Gegenüber zum Golf dabei nur der Anfang. Limousinen, SUV und Vans wie der ID. BUZZ sollen Volkswagen nicht nur ein völlig neues Image, sondern auch völlig neue Kunden bringen. Beim nächsten Stopp auf einem abgelegenen Parkplatz gibt es Manöverkritik zu jedem Fahrzeug. Zuvor werden wie bei jedem Stopp schwarze Tarnmatten über das Armaturenbrett geworfen. Die Instrumenteneinheit hinter dem neuen Lenkrad soll ebenso geheim bleiben wie das Head-Up-Display und der große Zentralbildschirm, über den die wichtigsten Funktionen des ID. gesteuert werden. Auf dem Teilstück bis Muizenberg Beach geht es vorbei an Strandbesuchern, Joggern und Touristen. Die kurvige Panoramaschleife führt die Tester über den legendären Chapman’s Peak Drive und Camps Bay am Fuße des Tafelbergs zurück nach Kapstadt und dann wieder Richtung Hermanus.

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Zwei getarnte ID. Prototypen bei einem Zwischenstopp.

Der rund zehn Kilometer lange Chapman’s Peak Drive gehört abseits der Nationalparks im Norden zu den großen Sehenswürdigkeiten von Südafrika. Ein paar Jahre lang war die Bergstrecke zwischen Hout Bay und Noordhoek mit ihren zahllosen Kurven und Kehren nach Erdrutschen geschlossen. Da öffentliche Gelder fehlten, wurde der Peak Drive für 30 Jahre an private Investoren verpachtet. Diese setzten die Strecke instand, wovon jetzt auch die Tester von Volkswagen profitieren. Auf dem steilen Auf und Ab müssen nicht nur die Elektromodelle zeigen, dass die Applikationen passen.

Noch gibt es einiges zu tun, ehe der ID. für Volkswagen eine neue Ära einläutet.
(autour24)

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