Im weltweiten Vergleich ist Deutschland neben Amerika der umsatzstärkste Tuningmarkt. Das stabile Geschäft verdanken die deutschen Fahrzeugveredler vor allem zwei Trends: Immer mehr Autofahrer sind bereit, für ihre Leidenschaft tief in die Tasche zu greifen und die Qualität spielt bei der Fahrzeugveredelung eine immer größere Rolle. Mit High-End-Produkten zeigte Continental auf der Essen Motor Show seine besondere Marktposition bei sportiven Reifen für Supersportler.
Zentraler Kaufgrund für Tuning-Fahrzeuge und -Teile ist noch immer der Wunsch, durch Individualisierung die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Technische Verbesserung und ein Plus an Sicherheit sind ebenfalls gefragt – gesteigerte Höchstgeschwindigkeiten spielen aber kaum noch eine Rolle, denn die werden von den Fahrzeugherstellern zunehmend bereits ab Werk erfüllt.
Die Individualisierung beginnt nach wie vor bei Breitreifen, denn über optische Gründe hinaus stehen sie mit ihren größeren Bodenaufstandsflächen unter anderem für bessere Fahreigenschaften, kürzere Bremswege und besseren Nassgriff.
Mit zunehmender Reifenbreite steigen Kurvenstabilität, Lenkpräzision, die Fähigkeit zum Fahrspur- und Lastwechsel sowie die Sportlichkeit. So entfällt mehr als ein Viertel aller Branchenumsätze auf Rad-Reifen-Kombinationen. Von den Trends zu Qualität und Sicherheit profitieren in der Reifen-Industrie insbesondere die Hersteller hochwertiger Premiumprodukte wie Continental.
Dabei überzeugen die Hannoveraner mit ihrer Kompetenz als führender europäischer Erstausrüster. Mittlerweile rollen 40 Prozent aller Fahrzeuge auf Reifengrößen oberhalb von 16 Zoll und das Marktpotenzial für Pneus ab 17 Zoll mit Geschwindigkeitsindex W, Y oder Z wird für Deutschland auf über fünf Millionen taxiert. Innerhalb dieses Ultra-High-Performance-Segments (UHP) gibt es deutliche Verschiebungen zu Gunsten von Größen ab 20 Zoll aufwärts. Sportliche Lösungen aus der Continental-Großserienproduktion können heute bis hinein in den gehobenen Tuning-Bereich sinnvoll eingesetzt werden.
Weil herkömmliche Reifen bei sportlicheren Boliden dem Anspruch der Tuning-Branche im High-End-Bereich immer weniger gerecht werden, ist die Entwicklung von Ultra-High-Performance-Reifen mehr und mehr zu einem höchst anspruchsvollen Aufgabenfeld für Spezialisten geworden. Supersportler, die schon ab Werk über 300 km/h schnell sind, erfordern für die Leistungssteigerung und Individualisierung immer speziellere Lösungen. Diesen Trend hat Continental frühzeitig erkannt.
Die Techniker des führenden europäischen Reifenherstellers stehen schon seit Jahren im direkten Kontakt mit den Top-Veredlern der Branche und berücksichtigen deren konkreten Bedarf. Im hessischen Korbach investierte Continental mehr als 45 Millionen Euro in den Aufbau eines Zentrums für Hochtechnologie-Produktion und -Prozess-Entwicklung für die besonders anspruchsvollen Reifengrößen von 19 bis 24 Zoll. Rund 350.000 Höchstleistungspneus können dort jährlich produziert werden. Daneben werden Versuchsreifen hergestellt und neue Verfahren erprobt. Die neue Anlage versetzt Continental außerdem in die Lage, die Entwicklungszeiten spürbar zu reduzieren und die beste Lösung schneller für neue Produkte verfügbar zu machen.
Im Mittelpunkt der Tuner-Aktivitäten stehen zwar nach wie vor sportliche Fahrzeuge, SUVs rücken aber zunehmend in den Fokus. Das SUV-Tuning stellt Reifenhersteller insbesondere im Premiumbereich vor besondere Herausforderungen: Aus dem hohen Fahrzeuggewicht und dem vergleichsweise hohen Schwerpunkt bei sportwagenähnlichen PS-Zahlen resultieren extreme Kräfte beim Bremsen und Kurvenfahren. Weil auch im SUV-Segment der Trend zu immer größeren Reifen geht, präsentierte Continental auf der Essen Motorshow erstmals einen SportContact 6 für SUVs in 24 Zoll.
Seit der erste Winter-V-Reifen von Continental im Jahr 2000 allen Pkw Geschwindigkeiten bis 240 km/h ermöglichte, hat der Trend zum sportlichen Wintereinsatz zugenommen. Mit der weiter steigenden Wintertauglichkeit der UHP-Kältespezialisten stieg auch die Akzeptanz höherer Geschwindigkeitsindizes beim sportlich orientierten Endverbraucher. Mit dem innovativen WinterContact TS 860 S verfügt Continental heute über einen Reifen, der so kompromisslos auf die spezifischen Anforderungen von reinrassigen Sportwagen und hoch motorisierten, Handling-orientierten Pkw ausgelegt ist, wie kein anderer vor ihm.
Keine negativen Auswirkungen erwartet die Tuning-Branche von der anhaltenden Diskussion um den Dieselmotor – leistungsgesteigerte Fahrzeuge müssen bei Abgas- und Geräuschentwicklung ohnehin der Typgenehmigungsverordnung entsprechen. Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb machen sich im Tuning noch kaum bemerkbar. Das könnte sich allerdings in absehbarer Zeit verändern, wenn von den großen Sportwagenherstellern entsprechende Impulse kommen. Unter anderem haben sich Porsche und Audi bereits festgelegt, in 2020 mit dem Taycan und dem e-tron GT reinrassige Sportler mit E-Antrieb und mindestens 600 PS auf den Markt zu bringen. Der neue Tesla Roadster soll ab 2020 sogar mit bis zu 1.000 PS aufwarten. Text und Fotos: Karl Seiler