Neben Stuttgart und München gilt Köln als wichtige Keimzelle der modernen Mobilität: Im Jahre 1864 gründeten Nicolaus August Otto und Eugen Langen dort die erste Motorenfabrik der Welt. Ab 1877 produzierte das inzwischen in „Gasmotoren-Fabrik DEUTZ AG“ umfirmierte Unternehmen „Ottos neuen Motor“ – heute noch bekannt als Ottomotor. An diese und viele andere spannende Geschichten aus der Autostadt Köln erinnert die Sonderschau „Fahrendes Volk“ auf der RETRO CLASSICS COLOGNE in der Halle 6.
Einst sei die Domstadt „eine Art Silicon Valley, eine Hochburg des Motorenbaus“ gewesen, sagt Horst Nordmann vom Veteranen Fahrzeug Verband e.V., der die Ausstellung präsentiert. Der begeisterte Sammler und Archivar will das Bewusstsein der Kölner für die eigene Industriegeschichte schärfen: „Köln war ein Zentrum von Ingenieuren, die sich mit Mobilität befassten. Hier gab es einmal zahlreiche Automobilhersteller, und Anfang des vergangenen Jahrhunderts war die Stadt führend in Sachen E-Mobilität. Noch bis 1920 fuhren sämtliche städtischen Fahrzeuge mit Strom, sogar die Feuerwehr.“
Wissen, das zum größten Teil in Vergessenheit geraten sei, beklagt Nordmann. Die Stadt gehe „stiefmütterlich“ mit dem Thema um. So gebe es bis heute kein Technikmuseum in Köln und manches historische Gebäude sei vom Abriss bedroht. Auch die Ford-Werke haben öffentliches kein Werks- oder Automuseum – zumindest aber eine kleine Oldtimersammlung und stellen daraus historische Fahrzeuge für Ausstellungen oder eigene Veranstaltungen zur Verfügung.
Der Sonderschau-Titel „Fahrendes Volk“ sei daher mit Bedacht gewählt, wolle man doch in der Breite darstellen, welch tiefgreifende Bedeutung die Motorisierung auf Arbeit, Freizeit und Wohlstand einer ganzen Region gehabt habe. Neben umfassendem Bild- und Filmmaterial aus dem Archiv des bundesweit aktiven Verbandes sind auf der RETRO CLASSICS COLOGNE verschiedene Personen- und Nutzfahrzeuge zu sehen – darunter historische Motorradgespanne sowie zwei noch nie gezeigte Schlepper der in Köln-Dünnwald ansässigen Firma Betz. Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bilden die großen Tage des Kölner Rad- und Rennsports. Nordmann: „In den zwanziger Jahren kamen die schnellsten Motorrad-Rennfahrer fast alle aus Köln. Die Kölner Stadtwaldrennen waren legendär!“
Text und Fotos: Karl Seiler/Sammlung Nordmann