Von Klaus H. Frank
Das kommt uns ziemlich spanisch vor: Jetzt rollen Fahrzeuge mit dem Olé-Faktor sogar schon in Wolfsburg vom Band. Obwohl im spanischen Martorell entwickelt, lässt die VW-Tochter Seat ihren Tarraco bei den Niedersachsen produzieren. Es ist der erste große SUV der Spanier, der Anfang 2019 auf die kleineren Brüder Ateca und Arona folgt. In Wolfsburg hat Seat die Möglichkeit auf diverse Komponenten direkt aus den Volkswagen-Regalen zuzugreifen, denn dort entsteht auch Volkswagens Tiguan Allspace, der weitgehend baugleich ist mit dem neuen spanischen SUV. Ebenso wie auch der Kodiaq von Skoda, der allerdings im tschechischen Skoda-Werk Kvasiny produziert wird.
Tarraco – ein imposantes Fahrzeug
Der Name Tarraco, der einstige römische Name für Tarragona, klingt genauso eindrucksvoll, wie der Tarraco selbst aussieht. Ein imposantes Fahrzeug von 4,74 Metern Länge, sachlich und nüchtern designed, ohne großen Schnickschnack, mit typischem, aber modifiziertem Seat-Gesicht, lieferbar sowohl in einer fünfsitzigen als auch siebensitzigen Version. Platz ohne Ende also, wofür auch das Volumen des Kofferraums steht, der in der fünfsitzigen Variante 760 Liter und nach Umlegen der Rücksitze sogar sagenhafte 1920 Liter schluckt. Der neue sechseckige Grill des Tarraco ist markanter, prägnanter und steht steiler als die der Geschwister. Er verleiht dem SUV deutlich mehr Präsenz. Die LED-Scheinwerfer besitzen die bekannte dreieckige Form und blicken konzentriert, fast etwas böse in die Nacht. Eine durchgehende Reflektorleiste am Heck betont die Breite, dynamische Blinker machen sich gut und schicke 20-Zöller hinterlassen Eindruck.
Alejandro Mesonero-Romanos, Designchef bei SEAT, betont: „Ich bin sicher, dass der Tarraco mit seinen exzellenten Proportionen und seinem eleganten und sportlichen Design schon auf den ersten Blick einen bleibenden Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Die energische Ausstrahlung der Frontpartie vermittelt ein Gefühl von Stolz und gibt einen Eindruck davon, wie zukünftige Seat-Modelle aussehen werden“, sagt er. „Und wie bei jedem Fahrzeug, das wir entwickeln, steckt auch in jedem Detail des Tarraco viel Liebe und Leidenschaft.“
Drei SUV auf gleicher Plattform
Es wird für die Kunden nicht einfach sein, den „richtigen“ SUV aus diesem Trio auszuwählen. Dank derselben Plattform ähneln sie sich sehr, besitzen aber dennoch alle ihre eigene Identität und spiegeln die Philosophie der einzelnen Marken sehr eindrucksvoll wider. Wir stellen Entwicklungschef Dr. Matthias Rabe bei der Vorstellung des Tarraco in der historischen Stierkampfarena von Tarragona die Frage, was den Spanier unter den Dreien wohl besonders auszeichnet? Dr. Rabe will jedoch die drei SUVs, die ja alle unter dem Dach der gleichen Mutter produziert werden, nur ungern miteinander vergleichen, sondern lenkt den Blick lieber auf die anderen Wettbewerber im Midsize-Segment. Dort jedenfalls ist der Tarraco der Sportlichste und scheut keinen Vergleich mit jeglicher Konkurrenz. „Wir sehen den Tarraco zwar nicht unbedingt im Premium-Segment“, sagt Dr. Rabe, „aber Vergleichstests mit anderen Produkten in Fachmagazinen werden sicherlich für einige Überraschungen sorgen.“
Tarraco: Sportlich Fahren, komfortabel Cruisen
Nun, dafür ist der Tarraco tatsächlich gut gerüstet, besitzt er doch sämtliche Fahrerassistenzsysteme, die den Piloten auch unter schwierigeren Bedingungen komfortabel und sicher ans Ziel bringen. Dank der adaptiven Fahrwerksregelung (DCC) schafft der Tarraco den Spagat zwischen sportlichem Fahren und komfortablem Cruisen, passt Fahrverhalten und Abstimmung automatisch an Straßenverhältnisse und Fahrweise an. DCC ist ab der Xcellence Ausführung optional erhältlich. Serienmäßig an Bord sind hingegen Systeme wie Spurhalteassistent und Umfeldbeobachtungssystem Front Assist mit City-Notbremsfunktion, inklusive Radfahrer- und Fußgängererkennung. Gegen Aufpreis sind der „Blind Spot“-Sensor, die Verkehrszeichenerkennung, der Stauassistent, die automatische Distanzregelung (ACC), der Fernlicht- und der Notfallassistent erhältlich. Ferner bietet der Seat Tarraco mit dem automatischem Notruf, Pre-Crash Assistent und Überschlagerkennung ein sehr hohes Maß an Sicherheit, das im Segment Maßstäbe setzen wird.
Bei der zu erwartenden Motorenpalette gibt es vorerst keine Überraschungen. Die Triebwerke (zwei Benziner und zwei Diesel mit jeweils 150 oder 190 PS) verfügen allesamt über Direkteinspritzung, Turboaufladung und Start-Stopp-Automatik und sind wahlweise mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe oder einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) entweder mit Vorderradantrieb oder 4Drive Allradantrieb kombinierbar. Auch alternative Antriebe sind geplant: Dr. Rabe kündigt einen Plugin-Hybrid mit 210 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment an, der rein elektrisch 50 Kilometer Reichweite besitzen soll.
Tarraco – ganz nah an Premium
Bei einer ersten Sitzprobe fällt der Blick auf ein gefälliges, ergonomisches Armaturenbrett, das die Breite des Tarraco betont und so die üppigen Platzverhältnisse im Innenraum optisch noch verstärkt. Die Materialien wirken wertig, sauber verarbeitet und sind dem Premiumsegment zuzuordnen. Die Türverkleidungen sind mit Stoff bespannt, die Oberflächen mit Kunstleder oder Softtouch-Material überzogen. Eindeutig Premium ist das virtuelle Cockpit, dessen digitale Anzeigen den Fahrer über ein hochauflösendes 10,25-Zoll-Display mit allen relevanten Daten (Navigation, Geschwindigkeit, Drehzahl etc.) versorgt. Außerdem ist der SEAT Tarraco mit einem freistehenden Acht-Zoll-Display bestückt, mit dem das Infotainment via Gestensteuerung bedient wird. Analoge Armaturen gehören der Vergangenheit an.
Seats 3,3-Milliarden-Investition
Luca de Meo, Seat-Vorstandsvorsitzender, erklärt bei der Vorstellung des Tarraco: „Seat erlebt die größte Produktoffensive seiner jüngeren Unternehmensgeschichte. Die Einführung des Tarraco, unseres ersten großen SUV, ist Teil unserer 3,3 Milliarden Euro umfassenden Investition in unser Fahrzeugangebot und damit in die Zukunft des Unternehmens.“
Zu den Preisen schweigt sich Seat vorerst noch aus. Dr. Matthias Rabe orakelt, ohne zu konkretisieren, dass das Einstiegs-Niveau etwa auf Höhe eines Skoda Kodiaq liegen könnte. Das heißt: Weniger als 30 000 Euro – das wäre ein wirklich tolles Angebot. (autour24/khf)