Nutzung des Smartphones im Auto: Ja natürlich, aber …

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Von Klaus H. Frank

Es ist verboten, aber niemanden scheint es zu interessieren: Hinz und Kunz telefoniert, verschickt SMS, checked E-Mails oder WhatsApps oder fummelt sonst irgendwie an seinem Smartphone rum – und zwar im Auto. Wie gesagt – das ist verboten. Und die Strafen sind mittlerweile recht heftig (mindestens 100 Euro und ein Punkt) und können sogar ein einmonatiges Fahrverbot nach sich ziehen, wenn ein Unfall mit Sachschaden passiert (plus 200 Euro Bußgeld und zwei Punkte).

Wer klug ist, nimmt sein Smartphone im Auto besser nicht in die Hand (allein schon dies ist strafbar), sondern nutzt Apple CarPlay, Android Auto oder MirrorLink. Damit vermeidet man Ärger, wird vom Verkehr nicht abgelenkt und hat zusätzlich tolle Features, die das Leben im Auto leichter und komfortabler machen. Wichtig zu wissen: Erst ab dem iPhone 5 und ab Android 5.0 unterstützen Smartphones Apple CarPlay oder Android Auto.

Verbindet der Nutzer sein Smartphone über einen USB-Anschluss mit dem Auto, dann werden die Inhalte des Smartphones auf das Display des Fahrzeugs „gespiegelt“. So hat jeder im Auto seine gewohnte Smartphone-Benutzeroberfläche zur Verfügung. Genau das, was auf dem Display des Smartphones zu sehen ist, wird dann auf dem Bildschirm des Fahrzeugs eins zu eins abgebildet – und selbstverständlich können alle Features genutzt werden. Zum Beispiel Wegbeschreibungen über Apple Maps oder Google Maps. Logisch: Über Apple CarPlay und Android Auto ist es möglich zu telefonieren, Nachrichten zu senden und zu empfangen oder Musik zu hören, ohne dabei zu stark abgelenkt zu werden. Es gibt laut Apple derzeit über 300 Automodelle, die CarPlay unterstützen. Die komplette Liste findet sich hier.

Wer ein Android-Smartphone besitzt, der sollte beim Fahrzeugkauf darauf achten, dass sein neues Auto auch Android Auto, also das Googles Gegenstück zu Apples CarPlay, unterstützt. Prinzipiell arbeitet es sehr ähnlich wie die Schnittstelle von Apple. Und laut Google gibt es mehr als 400 Automodelle, die dieses System unterstützten. Eine komplette Liste gibt es hier.

Beide Systeme setzen sowohl auf Eingaben über Sprache, als auch mit Touch-Steuerung oder die Kontrolle über Drehschalter und Knöpfe, die in der Regel ergonomisch in der Mittelkonsole oder am Multi-Funktionslenkrad platziert sind. Dies ist abhängig von der Hardware des Autos. Existiert ein Sprachknopf am Lenkrad, bewirkt ein langer Druck die Aktivierung von Siri oder des Google Assistenten, mit dem dann die Spracheingabe geschehen kann.

Ein echter Hit sind die intelligenten Navigationsfeatures der Systeme. Sowohl CarPlay als auch Android Auto können zum Beispiel durch Kalendereinträge, Adressen in E-Mails oder Textnachrichten quasi vorausberechnen, wohin der Fahrer reisen möchte. So werden bei Fahrtbeginn im Navigationsbereich etliche Ziele vorgeschlagen, aus denen der Nutzer nur noch das Richtige aussuchen muss. Das erspart das oft umständliche Eingeben von Adressen.

Sollten dennoch Eingaben notwendig sein, hilft der Sprachassistent ganz vorbildlich. Dabei wird der Google Assistent von vielen Nutzern bevorzugt. Zwar arbeitet auch Siri recht gut und erkennt viele Routen und Straßennamen, die per Sprache eingegeben werden, doch das Google System ist, so meinen viele, einfach besser. Beide Assistenten sind auf Nachfrage in der Lage Tankstellen, Restaurants oder Cafés entlang der Route zu finden, die dann per Routenführung angepeilt werden können. Die Bedienung und die Anzeigen sind minimalistisch und klar strukturiert, um beim Autofahren nicht abzulenken. Auch ist es möglich, Musik über Spotify zu streamen, Messanger, WhatsApp oder Socialmedia-Apps wie Facebook zu nutzen und über Google Maps oder Apple Karten zu navigieren.

Natürlich geht jeder Auto-Hersteller in Sachen Konnektivität seinen eigenen Weg. Zum Beispiel Opel. Hier feiert ein neues Infotainment-System in den Modellen Insignia (Grand Sport, Sports Tourer, Country Tourer und GSi) Premiere. Die Rüsselsheimer wollen damit ihre Rolle in Sachen Vernetzung festigen und sprechen von der nächsten Stufe der Konnektivität und On-Board-Unterhaltung. Multimedia Radio und Multimedia Navi Pro heißen die Angebote, die laut Opel per bis zu acht Zoll großem Farb-Touchscreen intuitiv bedienbar sein sollen. Ein Opel-Sprecher: „Darüber hinaus profitiert der Fahrer von einem übersichtlich angeordneten, hochauflösenden Fahrerinfodisplay, beim Multimedia Navi Pro kommt optional noch ein Head-Up-Display hinzu.“

Die Infotainment-Vernetzung im Opel Insignia funktioniert via Bluetooth und USB ebenso wie über Apple CarPlay und Android Auto. Zu den neuen Funktionen der Pro-Version gehören vernetzte Navigationsdienste mit Echtzeit-Verkehrsinfos, optimierten Points of Interest und Informationen zu Kraftstoffpreisen und Parkmöglichkeiten. Bis zu fünf Fahrer können ihr eigenes Nutzer-Profil speichern, etwa für individuelle Klimatisierungs- und Toneinstellungen.

Auch Skoda hat jetzt seine „schöne neue Welt der Konnektivität“ des Automobils präsentiert und zaubert mit „Skoda Connect“ die neueste Generation der Sicherheits- und Unterhaltungselektronik aus dem Hut. Peter Lorenzen, Leiter der Skoda-Digitalisierung: „Ich habe mein Auto in der Hosentasche“, sagt er und spielt damit auf die Fülle an Informationen und Steuerungs-Möglichkeiten an, die mit Hilfe einer exklusiven App im Mobiltelefon stecken.

Aber auch an Bord befinden sich Knöpfe und Touchscreen-Felder, die teilweise mehr können, als sich mancher Kunde erträumen oder erhoffen mag. Zu den besonders überzeugenden Details gehört die Notruftaste. Sie wählt nicht nur die Nummer des Rettungsdienstes, sondern übermittelt auch gleich den genauen Standort des Wagens und die Zahl der Personen, die in ihm sitzen und nach einem Unfall womöglich ärztlicher Hilfe bedürfen. Der entsprechende Knopf ist rot und befindet sich gut sichtbar im vorderen Teil des Dachhimmels. Ihn kann notfalls auch ein Passant bedienen, der Erste Hilfe leistet, sollten die Insassen dazu selbst nicht mehr in der Lage sein.

Mit dem Smartphone kann der Fahrer auch außerhalb seines Skoda einige Funktionen bedienen: Er kann es zum Beispiel von außen blinken und hupen sowie die Heizung einschalten. Und auch in den eigenen vier Wänden kann bald die virtuelle Auskunfts-Dame „Alexa“ sagen, wo man seinen Skoda geparkt hat oder ob er gerade „mit anderen Leuten“ unterwegs ist. Alexa informiert nämlich darüber, wenn das Fahrzeug ein bestimmtes Gebiet verlässt, ein bestimmtes Tempo überschreitet oder Verdacht auf Einbruch oder Fahrzeugdiebstahl vorliegt. Der Dienst erlaubt je nach Infotainment-System auch das Abrufen von Fahrzeugdaten und die Übertragung von Routen und Zielen ins Fahrzeug.

Um mit einem Skoda diese Dienste nutzen zu können, bedarf es einer App, die im Skoda Connect Portal kostenlos heruntergeladen werden kann. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von der proaktiven Parkplatzsuche bis zur Vernetzung mit Carsharing-Plattformen. Skoda-Fahrer, die sich nicht so sehr für die Konnektivität erwärmen können, bleiben von der Elektronik unbehelligt. In einigen Modellen gibt es auch noch den guten alten CD-Player – natürlich neben all den heute populären Online-Musik-Diensten.

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Normalerweise sind alle Vernetzungsangebote nur in neuen Fahrzeugmodellen nutzbar. Jedoch nicht nur: Mazda bietet, ein Auto der Marke mit dem seit 2013 angebotenen System MZD Connect, auf Apple CarPlay und Android Auto umzurüsten. Nötig sind dazu ein Software-Update und der Einbau eines neuen USB-Hubs. Und was kostet der Spaß? Als Option bei Neufahrzeugen sind 300 Euro fällig, für das Nachrüst-Kit 220 Euro plus Einbaukosten.

Ganz generell: Es muss kein Neuwagen sein, um Apple CarPlay, Android Auto oder Mirror Link ins Auto zu bekommen – die gängigen Systeme zur Spiegelung von Handyinhalten und Apps aufs Autodisplay können auch nachgerüstet werden. Voraussetzung ist meist ein Doppel-DIN-Schacht im Armaturenbrett, damit die Geräte, die sich bei der Displaygröße an der Original-Hardware des Autoherstellers orientieren, auch passen. On-Board-Systeme für spezielle Fahrzeugtypen gibt es zum Beispiel von Kenwood, Pionier, Sony, Alpine oder Zenec. Kompatible Geräte finden sich ab 300 Euro, wobei Multifunktionsgeräte inklusive aller Adapter teils an die Preise der Original-Hersteller heranreichen und weit über 1000 Euro kosten.

Wie auch immer über die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen bei der Nutzung von Smartphones im Auto gedacht wird, interessant ist die Meinung von Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer (UDV).  Nach seinen Worten hat eine Untersuchung ergeben, dass das Telefonieren im Auto mit und ohne Freisprecheinrichtung in ähnlichem Maße gefährlich sein kann, weil man es nicht nur mit mechanischer, sondern einem hohen Anteil mentaler Ablenkung zu tun habe. (autour24/khf)

 

 

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