Von Klaus H. Frank
Die Camping-Branche befindet sich im Höhenflug – und Knaus Tabbert fliegt ganz oben mit, zählt mittlerweile zu den drei führenden Herstellern von Freizeitfahrzeugen in Europa. Die aus dem bayerischen Jandelsbrunn stammenden Produzenten von Freizeitmobilen steigerten ihre Erlöse gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent auf 592 Millionen Euro, die Zahl der produzierten Freizeitmobile erhöhte sich um rund ein Viertel auf 20 823 Exemplare. Knaus Tabbert bietet Freizeitmobile der Marken Knaus, Tabbert, Weinsberg, T@B und Morello. Morello wurde erst im vergangenen Jahr übernommen und verstärkt Knaus Tabbert vor allem im Bereich der Luxus-Reisemobile.
„2017 war das beste Jahr unserer Geschichte“, sagt Wolfgang Speck, CEO von Knaus Tabbert, „aber wir werden bis Ende des Jahres noch einmal 70 Millionen Euro in die Hand nehmen und weiter kräftig investieren, um in einem sehr attraktiven Marktumfeld weiter zu wachsen“. Dazu passt die selbstbewusste Aussage von Gerd Adamietzki aus dem Führungsteam von Knaus Tabbert: „ In fünf Jahren werden wir mit unseren Fahrzeugen ganz oben stehen“.
Mit einem Anstieg von mehr als 15 Prozent auf rund 63 000 Freizeitmobile erreichten die Erstzulassungen im deutschen Markt 2017 einen neuen Spitzenwert. Und der Caravaning Industrie Verband (CIVD) erwartet kein Ende des Booms, da wegen der schwierigen Lage in vielen klassischen Reisezielen viele den Urlaub mit Freizeitmobilen entdeckt haben.
Die positiven Prognosen sind sicherlich keine Utopie, schaut man auf die Innovationen, die die Jandelsbrunner im Jahr 2018 in ihre Modellpalette werden einfließen lassen. Highlight dürfte der neue Knaus Van TI Plus sein, ein komplett neu entwickeltes Modell auf Basis des MAN TGE. Das Engagement mit MAN ist absolut neu, das Fahrzeug selbst ein Schwestermodell des Volkswagen Crafter. Das Serienmodell ist mit Frontantrieb ausgestattet, auf Wunsch kann der Van TI Plus auch mit Heck- oder Allradantrieb bestellt werden. Das „Plus“ an Sicherheit garantiert bei diesem Teilintegrierten der serienmäßige Notbrems- und Berganfahrassistent und zahlreiche weitere Assistenzsysteme, die sonst nur in der Pkw-Oberklasse zu finden sind. Hier einige Beispiele: Multikollisionsbremse, Seitenwindassistent, elektronisches Stabilisierungsprogramm und ABS, Flankenschutzassistent, Parklenkassistent, Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung, Verkehrszeichenerkennung, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitsregelanlage und Fernlichtassistent. Der in den Grundrissen 650 MEG und 700 MF lieferbare Van TI Plus überzeugt durch markantes Design und hochwertige Möbel. Längsbetten im Heck entsprechen exakt dem Wunsch vieler Wohnmobilkäufer und die Alu-Alu-Seitenwände sorgen dank bester Isolation und Dämmung dafür, dass Winter-Camping zum wohlig-warmen Erlebnis wird. Das Basismodell mit einem 140-PS-Diesel und zwei Litern Hubraum soll 64 990 Euro kosten.
Beim Caravan-Klassiker „Südwind“ haben die Entwickler alles in Frage gestellt und fast alles neu gemacht: Der „Golf von Knaus“ überzeugt auch in seiner neuen Version durch zeitlos elegantes Design, wird in 15 verschiedenen Grundrissen gebaut, bei denen vor allem drei mit Bugküche attraktiv erscheinen. Wie sonst nur bei Reisemobilen üblich, besitzt der Südwind eine Serviceklappe, hinter der sich alle Elektro- und Wasseranschlüsse verbergen. Zur Serienausstattung des Südwind (vier bis sieben Meter Aufbaulänge) zählen ein Stützrad mit Wiegefunktion und Stützlastanzeige, AAA-Bremse, ein großer Kühlschrank (je nach Grundriss 142 oder 190 Liter; außer beim 460 EU) und LED-Innenbeleuchtung. Erfreulich: Auch hier sind die Preise trotz besserer Ausstattung nicht gestiegen und beginnen bei 16 490 Euro. Etwa in der gleichen Preiskategorie bewegt sich der Caravan Sport, der als Sondermodell Silver Edition in Komplettausstattung mit tollem Interieur bei 16 499 Euro liegt und vor allem die jüngere Generation ansprechen wird.
Nobel wie eh und je sind die Caravans von Tabbert. Hier dürfte vor allem die Baureihe Da Vinci interessant sein, die nun auch mit der Komplettausstattung „Finest Edition“ lieferbar ist – und zwar ohne Aufpreis. Hier gibt’s in Serie silberne Leichtmetallfelgen, AL-KO Big Foot-Schwerlaststützen, Insektenschutztür, beleuchtete, dimmbare Markisenleiste, Vorzeltleuchte mit Bewegungsmelder, Kombi-Außensteckdose, 22“-TV, Schwenkarm für Flachbildschirm, Ambientebeleuchtung sowie Truma MonoControl CS inklusive Gasfilter – um nur einige Punkte zu nennen. Im Vergleich zum Serienmodell mit derselben Ausstattung entsteht so beim Da Vinci „Finest Edition“ ein enormer Preisvorteil.
Sehr viel hat sich bei den Kastenwagen von Knaus und Weinsberg getan. Sie heißen neuerdings CUV, was für Caravaning Utility Vehicles steht. Hier wurde „kein Stein auf dem anderen“ gelassen, alles überarbeitet und optimiert. Frischwassertanks und Fahrzeug-Batterien liegen nun über der Hinterachse, der Grauwassertank nahe der Hinterachse, was für ein ausgezeichnetes Fahrzeug-Handling sorgt. Durch den Einbau des neuen 105-Liter-Wassertanks in die Karosserie-Seitenwand wird viel Platz gewonnen, sodass die neuen CUV bis zu 25 Prozent mehr Stauraum bieten. Kältebrückenfreie Isolation der Karosserie, Isolation der Scheibe und Hecktüren sowie die Warmluftumströmung des Frischwassertanks und frostfrei verlegte Wasserleitungen machen die CUV absolut winterfest. Alle CUV sind mit einem Kocher mit elektrischer Zündung sowie großen, energieeffizienten Kompressor-Kühlschränken ausgestattet. Der gesamte Innenraum wird durch stromsparende LED-Beleuchtung erhellt. Eine besonders gute Nachricht: Die aufgewerteten Boxstar-CUV auf Ducato-Basis werden trotz erweiterter Ausstattung um rund zehn Prozent (rund 4000 Euro) billiger angeboten.
Noch schicker als bisher schon präsentiert sich der vollintegrierte Sun I, der mit viel Chrom an Front und Heck nun noch luxuriöser daher rollt. Dass Weinsberg mit dem CaraCompact Edition Pepper das meistverkaufte Reisemobil der Van-Klasse produziert, wird wohl nur wenigen Campingfreunden geläufig sein. Auch hier wurde nachgelegt, sodass das Modell mit den zwei bekannten Grundrissen 600 MEG und 600 MG noch attraktiver als bisher ins neue Modelljahr fährt. Serienmäßig sind nun ein 160 PS Triebwerk mit ABS, ESP und Hill Holder sowie eine Fahrerhausverdunklung und die neue Komfort Aufbautür. Eben diese Tür besitzen nun durchgehend nahezu alle Modelle – ein sehr wichtiges und innovatives Detail: Die Tür ist entweder 600 mm oder 700 mm breit, lässt sich leicht und bequem zuziehen – und rastet mit einem gedämpften und satten Plopp (wie bei einer Automobiltür) ein. Sie besitzt ein Drehfallen-Schloss, Aussperrschutz sowie eine Verriegelungsanzeige – ebenfalls nach automobilem Vorbild. Die Schließkralle der Tür wurde verbessert, sie ragt nur wenig in die Türöffnung hinein – so gibt es beim Verlassen oder Betreten des Fahrzeugs kein Hängenbleiben oder Anstoßen mehr. Ein Ärgernis, das wohl jeder Reisemobilist kennt, ist damit aus der Welt geschafft.
Noch vor jüngerer Zeit hatten die Macher von Knaus Tabbert mit einem Börsengang geliebäugelt, mit dem sie auf die Schnelle 200 bis 300 Millionen hatten einsacken wollen, um Wachstum durch Zukäufe zu realisieren. Dieses Ansinnen ist nun vom Tisch, da es laut CEO Wolfgang Speck keine geeigneten Wettbewerber gibt, die für eine Übernahme zur Verfügung stehen. Die geplanten Investitionen seien durchaus aus den eigenen Gewinnen finanzierbar und das zu erwartende kräftige Wachstum (2018 ist ein Umsatz von 730 bis 750 Millionen Euro geplant) lasse hoffen, dass 2022 sogar „eine volle Milliarde“ drin sei, sagt Speck. (autour24/khf)