Herbie war vor 50 Jahren auch technisch „ein toller Käfer“

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Das bekannteste Filmauto der Welt ist „Herbie“ – der zwischen 1968 und 2005 in sechs Spielfilmen und einer Fernseh-Serie die Hauptrolle spielte. Dabei gab es nicht nur den einen perlweißen Volkswagen mit der Startnummer 53, sondern mehr als zwei Dutzend Exemplare  des „tollen Käfers“. Äußerlich ähnlich, unterschieden sie sich aber in der für den Film-Einsatz verbauten Technik und die meisten sind heute noch auf vier Kontinenten in Museen oder Sammlungen zu sehen.

Im ersten Film „Ein toller Käfer“ (The Love Bug, 1968) von Walt Disney Productions war „Herbie“ ein Volkswagen Exportmodell Baujahr 1963 in perlweiß L87 und mit Falt-Schiebedach. Zu einem Längs-Rallye-Streifen in rot, weiß und blau kamen rundherum viermal die Startnummer 53 und das schwarze California-Kennzeichen mit der gelben Beschriftung OFP 857 – VW-Zeichen auf der Haube oder den Radkappen waren aber weggelassen.

Autonomes Fahren war vor 50 Jahren noch nicht realisierbar. Damit Herbie scheinbar selbst fahren konnte, gab es ein zweites, tiefer gelegtes und nach hinten verlängertes Lenkrad. Damit konnte im grau ausgekleideten Innenraum ein auf dem Rücksitz liegender, schwarz gekleideter Fahrer über nach hinten versetzte Pedale und Schalthebel für die Kamera von außen unsichtbar fahren. Im ersten Film schielte der dabei noch durch die Frontscheibe, später gab es ein beschränktes Sichtfeld über eine kleine Kamera im Carello-Nebelscheinwerfer.

Die Scheinwerfer-Augen rollen, die Fronthaube auf- und zuklappen und mit der Tür nach unliebsamen Zeitgenossen schlagen oder sie mit einem Öl-Strahl „anpinkeln“ waren weitere Fertigkeiten, mit denen Herbie mechanisch oder elektrisch „Leben zeigte“. Film-Käfer Nr. 2 hatte bereits einen Porsche-Motor aus dem 356 Super 90 und dazu Porsche-Bremstrommeln, Koni-Stoßdämpfer, Vier-Punkt-Überrollbügel und  verschiedene Rad-Kombinationen.

Bereits für den zweiten Film  “Herbie groß in Fahrt” (Herbie rides again,1974)  wurde eine 1957er Käfer-Karosserie verkehrt auf ein Chassis montiert. Bei schnellen Rückwärts-Fahrten mit wild am Lenkrad kurbelndem Schauspieler konnten damit die vorn liegenden „Hinterräder“ von einem unsichtbar auf dem Beifahrersitz platzierten Stuntman über ein kleines Lenkrad vor dem Rücksitz bedient werden. Dieses Fahrzeug ist in Nelson’s Garage Car and Motorcycle Museum in Deadwood im US-Bundesstaat South Dakota zu besichtigen.

Für „Herbie in der Rallye Monte Carlo“ (Herbie goes to Monte Carlo, 1977) erhielt ein 1960er Käfer eine hydraulische Vierrad-Lenkung und einen Motor von Briggs and Stratton. Zusammen mit hydraulisch bewegten Türen ermöglichte das den Walzer-tanzenden Herbie. Außerdem gab es noch eine Rennversion mit 1,8-Liter-Motor, externem Ölkühler und Doppel-Stoßdämpfern sowie ein in der Mitte quer geteiltes Film-Auto, dessen beide getrennten Hälften – über einen Teleskop-Mitteltunnel verbunden –  hintereinander her fahren konnten.

Als „Rostlaube“ lackiert und mit einem roten Taxi-Schriftzug über der Startnummer 53 kamen gleich mehrere Fahrzeuge in „Herbie dreht durch“ (Herbie goes Bananas, 1980) zum Einsatz. Damit Herbie sich „nach Luft schnappend“ aus dem Wasser an Land retten konnte, wurde sogar ein schwimmfähiges Modell aus Fiberglas gebaut und dessen Karosserie teilweise ausgeschäumt. Für die Stierkampf-Szenen konnte Herbie nicht nur eine rosa Muleta mit der Fronthaube schwenken – ein im Vorderwagen quer montiertes, fünftes Rad erlaubte auch Ausweichbewegungen mit blitzschnellen Drehungen.

Nach vier Kinofilmen und der fünfteiligen-US-Fernsehserie „The love bug“ (1982)  wurden einige der Film-Autos von Walt Disney Productions verschrottet oder  versteigert bzw. für den Einsatz in Disneyland-Parks oder als Preise bei Fernsehshows abgegeben. Deshalb mussten dann für „Die Rückkehr des tollen Käfers (The love bug returns, 1997) und „Ein toller Käfer startet durch” (Herbie fully loaded, 2005) neue Filmfahrzeuge aufgebaut werden. Diese hatten dann eine hellere Lackierung, die große Frontscheibe der letzten Käfer-Generation und entsprechende Kotflügel bzw. Scheinwerfer.

Heute sind Original-Herbies überwiegend nur in den USA, aber auch in Australien, Südkorea und Europa zu finden. In Deutschland gib es zwei Exemplare: Der im Zeithaus in der Wolfsburger Autostadt gezeigte 1966er entspricht als Promotion-Fahrzeug  mit  nur außen aufgeschraubtem Vinyl-Schiebedach und ungewöhnlich großen Reifen dem Käfer, der bei „Herbie groß in Fahrt“ das Tauziehen bestritt. In der privaten Autosammlung Grundmann in Hessisch Oldendorf steht dagegen ein Original-Filmauto, das zuletzt mit auflackiertem Rost im vierten Herbie-Film eingesetzt war und unter der vom Innenraum aus mechanisch zu bewegenden Fronthaube teilweise noch die Halterung für das fünfte Rad hat.

Text und Fotos: Karl Seiler

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