Opel erweckt GSi-Modelle zu neuem Leben

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Von Klaus H. Frank

Es war durchaus ein denkwürdiges Jahr, das Jahr 1984. Nicht nur weil George Orwells Klassiker „1984“ einen beklemmenden Blick auf dieses Jahr gab. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zum Beispiel wurde 1984 geboren, ebenso Fußball-Idol Bastian Schweinsteiger und Schlager-Sternchen Helene Fischer. Johnny Weißmüller und Richard Burton starben in diesem Jahr, Indira Gandhi wurde erschossen. Richard von Weizäcker stieg zum neuen Bundespräsidenten auf, Niki Lauda holte sich den Formel-1-Weltmeistertitel und ganz Deutschland trällerte Stevie Wonders „I Just Called To Say I Love You“. Das Wort des Jahres 1984 lautet (man höre und staune) „Umweltauto“ und der Autohersteller Opel schickte erstmals einen GSi auf die Straße – den Kadett E GSi mit 115 PS und später mit 150 PS. Womit wir beim Thema wären: dem GSi

Es war damals eine prägende Ära für Opel und seine meist jugendlichen Fans, denn der Kadett E GSi war das einzige Auto in dieser Klasse, das dem Erzrivalen  Golf GTi Paroli bot und dem Wolfsburger regelmäßig „um die Ohren“ fuhr. Der Kadett war es denn auch, mit dem wohl jeder das Kürzel GSi noch heute im Hinterkopf hat. Allerdings war dann, abgesehen von Corsa, Astra, sogar Manta mit GSi-Logo auf dem Heck, nicht mehr viel Spektakuläres hierzu aus Rüsselsheim zu hören, außer: Der DTM-Einsatz des Opel Kadett GSi 16V, unter anderem mit Volker Strycek am Lenkrad. Sieben Jahre lang war dann absolute Stille rund um GSi.

Jetzt aber werden die drei Buchstaben bei Opel wieder zu neuem Leben erweckt: im Insignia. Und eine zentrale Figur dabei ist eben dieser ehemalige DTM-Fahrer Volker Strycek, heute Direktor Performance Cars & Motorsport bei Opel. Er und sein Team haben den neuen GSi-Modellen seinen Stempel aufgedrückt, haben sie auf dem Nürburgring entwickelt und getestet. Ausdrücklich erklärt er, dass die neuen GSi-Modelle nicht die OPC-Modelle ersetzten, sondern quasi ein neues Segment der Mid-Performance-Cars gründen sollen.

Die Rüsselsheimer schicken ihre GSi-Modelle als Limousine Grand Sport und Kombi Sports Tourer (1665 Liter Kofferraumvolumen) auf die Straße und stecken zwei bekannte, temperamentvolle Triebwerke unter die Haube, die als Bi-Turbodiesel 210 PS und als Turbobenziner 250 PS aktivieren und grundsätzlich mit Allradantrieb und 8-Gang-Automatikgetriebe unterwegs sind.

Die Entwicklungsziele für die GSi-Modelle sind kurz gefasst: Sie sollten präziser, effizienter und schärfer werden. Und dies nagelt Opel nicht allein an den PS-Zahlen fest, sondern am Ansprechverhalten der Triebwerke und ihrer hohen Durchzugskraft schon aus niedrigen Drehzahlen heraus. Und da können die beiden Insignia sicherlich punkten, denn 400 Newtonmeter Drehmoment zwischen 2500 und 4000 Touren sind bei einem Zweiliter-Benziner schon eine ordentliche Hausnummer. Damit erledigt er den Sprint auf 100 in 7,3 Sekunden und erreicht eine Spitze von 250 km/h. Noch kraftvoller ist der Zweiliter-Selbstzünder. Er leistet 210 PS und liefert das saftige Drehmoment von 480 Nm bei niedrigen 1500 Touren ab. Er beschleunigt in 7,9 Sekunden auf 100 und läuft 233 k/h Spitze. Den Durchschnittsverbrauch gibt Opel beim Benziner mit 7,1 Liter, beim Diesel mit 5,7 Liter an. Nichtsdestotrotz könnte man sich die GSi-Modelle mit etwas mehr Leistung noch besser vorstellen. Wird wohl noch kommen.

Wer die Performance seines Autos genau kennen lernen will, der schickt seinen Aspirant gern auf die Nordschleife des Nürburgrings, um dort seine Meriten zu verdienen. Und auf diesem Rennkurs hängt der neue GSi seinen Vorgänger Insignia OPC (2,8 Liter-Sechszylinder mit 325 PS) ganz klar ab und ist laut Volker Strycek pro Runde bis zu zwölf Sekunden schneller – auch wegen des um 160 Kilo leichteren Gewichts. Aber nicht allein deshalb. Denn der GSi besitzt ein komplett neues Fahrwerk, liegt zehn Millimeter tiefer und rollt auf 20-Zöllern. Dank spezieller Sportdämpfer sind die Wank- und Nickbewegungen auf ein Minimum reduziert. Die Brembo-Vierkolbenbremsen mit einem Durchmesser von 345 Millimeter beißen giftig zu, die Lenkung ist sensibel und sehr präzise. Das elektromechanische FlexRide-Fahrwerk bietet die Modi Standard, Tour und Sport, mit denen Lenkung, Gasannahme und Schaltpunkte deutlich  direkter eingestellt werden können. Exklusiv ist ein Competition-Modus. Ist er durch zweimaliges Drücken einer Taste aktiviert, wird die Traktionskontrolle abgeschaltet und ESP quasi in einen leichten Schlaf versetzt – passt jedoch im Hintergrund auf, dass nix schief läuft. So geht der GSi noch präziser und schärfer um die Kurven, erlaubt sogar ein leichtes Driften.

Ein Garant für schnelle Rundenzeiten ist der Allradantrieb mit Torque Vectoring. Hier ersetzen zwei Kupplungen an der Hinterachse ein konventionelles Differenzial. Sie können die kurveninneren Räder individuell, je nach Fahrsituation, in Sekundenbruchteilen beschleunigen und somit die Neigung zum Untersteuern komplett unterbinden.

Da der Nachbar schließlich sehen soll, dass kein normaler Insignia in der Garage steht, sondern ein GSi, haben die Designer dem Rüsselsheimer Sportler einige nette Accessoires auf den Weg gegeben. Zum Beispiel Aluminiumoptik an den Lufteinlässen der Front und für die beiden Auspuffendrohre sowie einen Diffusor am Heck. Klasse sind die Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer mit 400 Meter Leuchtweite. Innen setzten das abgeflachte Sportlenkrad und die Aluminiumpedale Akzente und natürlich die bei Opel üblichen von der Aktionsgemeinschaft Gesunder Rücken (AGR) zertifizierten Sitze mit elektrischer Verstellung, Belüftung und Heizung, Massagefunktion und exzellentem Seitenhalt. Sie besitzen eine in den Sitz integrierte Kopfstütze und sollen an eine aufgerichtete kampfeslustige Kobra erinnern – mit etwas Phantasie gelingt das.

Die Nachfahren des Opel Kadett GSi stehen für 47 800 Euro und für 45 595 Euro bei den Händlern. Der Kombi kostet jeweils einen 1000-Euro-Schein mehr.

Ach übrigens: Belletristik-Besteller des Jahres 1984 war „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Wär schön, wenn die GSi-Modelle von Opel diese Geschichte fortschreiben könnten. (autour24)

Technische Daten Opel Insignia GSi Grand Sport: Viertürige Limousine, L/B/H/Radstand in Millimeter: 4.910/2.093/1.445/2.829; Wendekreis: 11,14 m, Gewicht: 1.683 kg; Zuladung: 537 kg; max. Anhängelast: 2.200 kg; Kofferraumvolumen: 490 – 1.450 l; Tankinhalt: 62 l.  Vierzylinder-Benziner; Hubraum: 1.998 ccm; Leistung: 191 kW/260 PS bei 5.300 U/min; max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.500 bis 4.000 U/min; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; 0-100 km/h: 7,3 s; Antrieb: Allrad; Getriebe: 8-Gang-Automatik; Verbrauch: 8,6 l/100 km; CO2-Ausstoß: 197 g/km; Effizienz-Label: E; Schadstoffklasse: Euro 6; Preis: ab 47.800 Euro.

Kommentar verfassen