Drei militärische Jeep-Modelle – Urväter der SUV

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„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ sagte schon der griechische Philosoph Heraklit und dachte dabei bestimmt noch nicht an Geländewagen mit Verbrennungsmotor. Für etwa 30 zivile Jeep-Modelle, die  zwischen 1945 und 2013 entstanden, waren jedoch drei Militär-Baureihen die Basis und begründeten so das Sport Utility Vehicle Segment.

Im Jahr 1940 verlangte die US-Army nach einem leichten Aufklärungsfahrzeug. Das Lastenheft dafür forderte neben 590 Kilogramm Leergewicht eine Vierteltonne Nutzlast, maximal 1,90 Meter Radstand und 91 Zentimeter Höhe, umklappbare Frontscheibe, drei Sitze, bis 80 km/h ruhig laufender Motor, Hinterradantrieb, zuschaltbare Vorderachse, Geländeuntersetzung, hydraulische Bremsen sowie vorn und hinten 45 bzw. 40 Grad Böschungswinkel.

American Bantam präsentierte als erster das BRC 40 (Bantam Reconaissance Car), Willys Overland folgte mit dem „Quad“ und Ford brachte schließlich das Modell GP (Government Contrac P). Von dessen, „tschi-pi“ gesprochener  Abkürzung stammt möglicherweise der Begriff „Jeep“. Er wurde erstmals in den Washington Daily News verwendet, als 1941 ein Willys Quad die Stufen zum Kapitol hinauffuhr.

Weil Bantam die angepeilten Stückzahlen nicht liefern konnte, erhielt Willy Overland den Auftrag und Ford baute zusätzlich den Willys-Zwilling Ford GPW. Für den militärischen Bedarf liefen dann bis 1945 bei Willys 370.000 und bei Ford 277.000 Exemplare des Vierteltonners vom Band. Bantam durfte zumindest den einachsigen Anhänger für den Jeep bauen.

Willys MB und Ford GPW wogen leer 1.114 Kilogramm, boten 454 Kilogramm Anhängelast und boten 22 Zentimeter Bodenfreiheit. Bei 3,33 Meter Länge war jeder Jeep 1,57 Meter breit und mit Verdeck 1,83 Meter hoch. Mit dem 45 kW/61 PS starken 2,2-Liter-Vierzylinder-Benziner wurden 88 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht und 54 Liter Tankinhalt ergaben 380 Kilometer Reichweite. Dreigang-Getriebe mit Geländereduktion, hydraulische Bremsen, mechanische Schneckenlenkung, Blattfedern, hydraulische Stoßdämpfer und 6-Volt-Elektrik kennzeichneten die Technik. Diese steckte auch im amphibischen Sea Jeep, den Ford in kleineren Stückzahlen baute.

Auf Basis des Militärmodells entstand bereits 1945 der „Civilian Jeep“ CJ-2A und 1946 folgte mit dem Willys Wagon der erste aus Stahl gebaute Kastenwagen zur Personenbeförderung. Ein Jahr später verkraftete der Willys Pick-up bereits eine Tonne Zuladung und auf ihm wurzelten bis 1965 der  Gladiator und der Comanche. Mit dem Jeepster (VJ) – ohne Vierradantrieb, aber mit Cabrioverdeck und auch mit 2,6-Liter-Sechszylinder – folgte 1948 das erste Sport Utility Vehicle.

Der 1950 im Zuge des Koreakrieges für militärische Zwecke geschaffene M38 basierte mit vergrößerten Abmessungen und einteiliger, nicht mehr ausstellbarer Frontscheibe zwar äußerlich auf dem zwei Jahre vorher eingeführten CJ-3A – Aufhängungen bzw. Rahmen waren aber noch robuster ausgelegt. Außerdem gab es abgedichtete Entlüftungen für Motor, Getriebe und Kraftstoffsystem sowie eine wasserdichte elektrische Anlage.

Obwohl ab 1953 für das Militär der M38 A1 mit der gerundeten, wagenbreiten Motorhaube und einer geteilten Frontscheibe gebaut wurde, blieb es bis 1965 für zivile Zwecke bei dem „Universal Jeep“ CJ-3B. Erst 1955 entstand mit der Karosserie des M38 A1 der dann bis 1983 gefertigte CJ-5. Den gab es auch als Liefer- und Freizeitfahrzeug DJ-3A ausschließlich mit Hinterradantrieb und unterschiedlichen Verdeck-Varianten oder als „Dispatcher“ mit Schiebetüren für die amerikanische post. Auf dem Jeep-Fahrgestell wurde außerdem von 1956 bis 1965 der Jeep FC („Forward Control“) als Frontlenker mit großer Ladefläche gebaut.

Nachdem Willys Overland von der Kaiser-Frazer Corporation übernommen und in Willys Motors umbenannt worden war, folgte 1956 als letzte Militär-Variante eine im Radstand um 50 Zentimeter verlängerte Version des M38 A1 als M 170 für den Sanitätsdienst. Darauf basierte mit gleicher Länge, aber unverändert kurzen Tür-Ausschnitten der CJ-6. Der bot bis 1975 als Zweisitzer die Ladefläche eines Pick-up und war mit Vier- oder Sechszylindern und sogar V8-Motoren erhältlich. Diese gab es dann auch im Jeep Renegade, der anschließend noch die traditionelle Form und Bauweise des ursprünglichen Jeep fortsetzte.

Text und Fotos: Karl Seiler

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