Auch Seat Ibiza gibt jetzt richtig Gas

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Seat treibt seine Modell-Offensive mit Gasautos weiter voran. Nach Leon und Mii geht jetzt auch der Ibiza mit Erdgasmotor an den Start. Ende des Jahres soll dann noch der Arona folgen.

Was tun, wenn das nächste Auto ein sparsames sein soll, aber kein Diesel sein darf, weil dem eventuell Fahrverbote in Städten drohen? Oder das Elektroauto nicht infrage kommt, weil es entweder zu teuer ist, oder es keine Lademöglichkeit in der Nähe der eigenen Wohnung gibt? Sehr schnell bietet sich dann als Alternative ein Auto mit Gasantrieb an. Korrekt gesagt: Ein Auto mit CNG-Antrieb. CNG steht für Compressed Natural Gas (komprimiertes Erdgas). Das Erdgas lässt sich in entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen einsetzen, die als Benziner konzipiert sind. Sind Gasautos für den so genannten bivalenten Betrieb ausgelegt, haben sie neben den Gastanks auch noch den originalen Benzintank an Bord, was dem Wagen als Zugabe eine beachtliche Reichweite beschert.

Genau an diesem Hebel setzt Seat an. Und nimmt neben dem kleinen Mii und dem Leon jetzt noch den Ibiza mit einem CNG-Motor ins Programm. Der Seat Ibiza TGI entspricht in etwa dem 1.0 EcoTSI (95 PS), geht jedoch mit einer auf 90 PS reduzierten Leistung an den Start. Mit an Bord: Gasbehälter, in denen 13 Kilogramm komprimiertes Gas Platz finden. Rein rechnerisch kommt man damit knapp 400 Kilometer weit, bevor der Ibiza automatisch auf Benzinantrieb umschaltet, mit denen nach Hersteller-Verbrauchsangabe weitere 800 Kilometer Fahrt möglich sein sollen. Freilich ist es sinnvoller, rechtzeitig Gas nachzutanken, denn dieser Treibstoff ist um 55 Prozent billiger als Benzin, im Vergleich zum Diesel sind es immerhin noch 30 Prozent. Für Sonja Gutierrez, die bei Seat als Expertin für Erdgasantrieb tätig ist, stellt der CNG-Antrieb das Bindeglied dar, bis Elektroautos eine wirklich signifikante Rolle spielen. Deswegen ist bei der spanischen VW-Tochter mit weiteren CNG-Modellen zu rechnen. Für Ende 2018 ist Anlauf des gasbetriebenen Seat Arona bereits terminiert.

Der Lobgesang zum Erdgasantrieb ist allerdings mit dem Preisvorteil noch nicht zu Ende. Denn das allein könnte vor einem Fahrverbot in Innenstädten nicht retten. In dieser Disziplin ist entscheidend, dass der „Gaser“ 75 Prozent weniger Stickoxide als ein Diesel ausstößt und 25 Prozent weniger Kohlendioxid als ein Benziner. Darüber hinaus ist Erdgas ein sehr effizienter Kraftstoff. Geht es allein um den Energieinhalt, dann sackt CNG Flüssiggas (LPG), Diesel und Benzin locker ein. Denn in einem Kilogramm CNG steckt so viel Energie wie in rund zwei Liter LPG, 1,5 Liter Diesel und 1,3 Liter Benzin. Freilich: Man muss den Mehrpreis für die CNG-Version des Ibiza von rund 1.500 Euro erst einmal hereinfahren. Allerdings profitieren Kunden, die den Ibiza TGI bis zum 31. März 2018 ordern, von einer Zukunftsprämie von 2.000 Euro, die vom Kaufpreis abgezogen wird, sodass schon ab der ersten Kurbelwellenumdrehung gespart werden kann. Und selbst dann, wenn der Mehrpreis für ein Gasauto nicht mit Sonderaktionen oder Gutscheinen von Gasversorgern kompensiert werden kann: Die Amortisation kann schnell erreicht sein. Hilfreich für die Kalkulation sind die Infos, die man zum Beispiel auf den Internetseiten des ADAC findet.

Und wie fühlt sich der Ibiza TGI beim Fahren an? Kaum anders als ein Benziner. Vielleicht ein bisschen weniger spontan, als der vergleichbare Benziner. Sein Serienbruder hat immerhin fünf PS mehr und 117 Kilo weniger Gewicht. Zudem lässt der sehr lang übersetzte fünfte Gang den Kleinwagen etwas behäbig wirken. Eine lahme Ente ist der TGI keinesfalls: Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in 12,1 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h für den 1-l-Dreizylinder können sich durchaus sehen lassen. Über die zwei Anzeigen im Instrumentenbrett wird dem Fahrer klar signalisiert, mit welchem Kraftstoff er gerade unterwegs ist und wie die Füllstände aussehen. Geht es um weitere Unterscheidungsmerkmale, ist zuallererst der zweite Einfüllstutzen hinter der Tankklappe zu nennen, an dem die spezielle Zapfpistole für das Gas angeflanscht werden kann. Für den Betrachter unsichtbar sind die innermotorischen Veränderungen, wie die Kolben mit Nickel-Chrom-Beschichtung und die verstärkten Ventilsitze für eine höhere Verschleißfestigkeit. Praktisch: Wer bei der Ausstattung nicht spart, und zur Xcellence- oder FR-Ausstattung greift, kann sich auf dem dann serienmäßigen großen Navigationsbildschirm alle infrage kommenden Tankstellen anzeigen lassen.

Apropos Gastankstellen – auf die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, dass die Autoindustrie mit den Energiekonzernen eine Kooperation eingehen, um die Zahl der Zapfstellen deutlich zu erhöhen, antwortet Sonja Giuterrez mit ihrem unnachahmlichen Augenaufschlag: „Bei uns in Spanien auf jeden Fall, bei Ihnen in Deutschland sind es ja bereits über 900.“ (Klaus Brieter, mid)

Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/TGvQgzxhrR0

Technische Daten Seat Ibiza TGI FR: Fünftürige Limousine der Kleinwagenklasse, Länge/Breite/Höhe in Metern: 4,06/1,78/1,44, Leergewicht: 1.239 kg, Zuladung: 476 kg, Tankinhalt: 40 l (Benzin) und 13 kg (Gas), Kofferraumvolumen: 262 – 1.072 l. Antrieb: 3-Zylinder-Benziner/CNG bivalent, Hubraum 999 Kubikzentimeter, Leistung: 66 kW/90 PS bei 4.500 bis 5.800 U/min, max. Drehmoment: 160 Nm bei 1.900 – 3.500 U/min, 0-100 km/h: 11,8 s, Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h, 5-Gang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 5,0 l Super/100km bzw. 3,3 kg CNG/100 kg, CO2-Ausstoß: 114 g/km (Benzinbetrieb) oder 88 g/km (Gasbetrieb), CO2 Effizienzklasse (Benzin/Gas) B/A+, Preis: ab 20.320 Euro

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