Von Klaus H. Frank
Das Rezept scheint so einfach, wie das einer spanischen Paella: Als Grundlage nehme man den Seat Ibiza, lässt ihn kurz aufkochen (also bockt ihn ein bisschen hoch), würzt ihn mit etwas mehr Länge und Höhe, garniert ihn mit einer steiler stehenden Frontscheibe – und schon ist aus dem Lifestyle-Kleinwagen ein schnuckeliger SUV, oder besser Crossover, geworden. Nun, ganz so simpel wie Paella kochen war es sicher nicht, den neuen Seat Arona auf vier Räder zu stellen. Aber dank eines dicken Rezeptbuches der Wolfsburger Kollegen, mussten die Spanier den bisher kleinsten SUV im VW-Konzern nicht vollkommen neu erfinden, sondern konnten auf die Plattform MQB A0 (modularer Querbaukasten) zurückgreifen. So werden nun im spanischen Martorell sowohl der Ibiza als auch der Arona den Fans der spanischen Marke serviert.
Kleinwagen mit SUV-Charakter sind beliebt. In den letzten beiden Jahren hat sich die Zahl der Zulassungen um das Vierfache erhöht, was den trendigen Charakter der Fahrzeuge dick unterstreicht. Schließlich sind diese urbanen Crossover nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch überaus praktisch und vielfältig einsetzbar. Einerseits sind sie sportlicher Offroader, andererseits komfortables Stadtauto. Das Terrain des Arona dürfte wegen seiner kompakten Maße in erster Linie die Stadt sein – denn trotz erhöhter Bodenfreiheit ist er eher nur für leichtes Gelände geeignet. Wer richtig im Dreck wühlen will, sollte zum größeren Seat Ateca greifen.
Im Vergleich zu seinem zivilen Bruder Ibiza ist der Arona mit 4,14 Meter genau acht Zentimeter länger, reckt sich etwa zehn Zentimeter mehr (1,54 Meter) in die Höhe und besitzt eine Bodenfreiheit von 19 Zentimetern. Das heißt: bequemer Ein- und Ausstieg, luftiges Sitzen auch auf den Rücksitzen und besserer Blick nach draußen. Allerdings: In Sachen Überblick könnte es besser sein. Denn kuckt der Fahrer in den Rückspiegel, dann schränken die schräg stehenden und ziemlich breiten C-Säulen den Blick nach hinten doch etwas ein. Schönheit hat eben ihren Preis und Form muss nicht immer der Funktion folgen, meinen die Spanier. Das Kofferraumvolumen von 400 Litern ist beachtlich, schlägt sogar einen VW Golf.
Sehr zufrieden wird wohl jedermann mit der Wertigkeit der Materialien im Innenraum sein. Und auch die Verarbeitungsqualität ist perfekt – da gibt es nichts zu mäkeln. Die Armaturentafel lässt sich auf Wunsch mit Leder beziehen, Ziernähte sorgen für eine fast luxuriöse Optik – das kommt richtig gut. Ganz toll sind die vielen Möglichkeiten zur Individualisierung – innen wie außen. Dach und Karosserie können in unterschiedlichen Farben lackiert werden. Laut Seat gibt es 68 Kombinationen – wir haben uns in den Arona mit Silbergraumetallic-Body und orangefarbenem Dach verliebt. Die breite C-Säule wird von einer Alu-Spange mit einem eingravierten großen X geschmückt, was simulieren könnte, dass der Arona mit Allradantrieb fährt. Das ist aber nicht so. Den flotten Spanier gibt’s nur mit Frontantrieb – X steht hier für Crossover.
Motorisiert ist der Arona mit drei aufgeladenen Benzinmotoren, davon zwei Einliter-Dreizylinder mit wahlweise 95 oder 115 PS und einem 1,4-Liter-Turbovierzylinder mit Zylinderabschaltung und 150 PS. Je nach Triebwerk ist auch die Doppelkupplung DSG bestellbar. Der starke Motor mit Sechsgang-Handschaltung ist zunächst nur in der die FR-Variante erhältlich. Von zwei Diesel Aggregaten ist vorerst die 95-PS-Version des 1,6-Liter-Selbstzünders lieferbar, die mit einem Sechsgang-Getriebe bei Laune gehalten wird. Später folgt eine Variante mit 115 PS. Ab Mitte 2018 soll auch ein Arona mit Erdgasmotor (CNG), kombiniert mit dem 90 PS starken 1.0 TSI, beim Händler stehen, dessen beachtliche Reichweite bei rund 1200 Kilometern liegen soll. Der größte Vorteil dieser Antriebsart ist jedoch neben niedrigen Verbrauchskosten von nur rund 3,50 Euro pro 100 Kilometer die Umweltverträglichkeit: Der Erdgasmotor produziert 85 Prozent weniger Stickoxid und 25 Prozent weniger CO2.
Bei ersten Testfahrten im Hinterland von Barcelona erfreute uns die Spritzigkeit des 150-PS-Benziners (0-100 in 8,0 Sekunden, Spitze 205 km/h, Normverbrauch 5,1 Liter) und sein perfektes Handling. Es macht Spaß, mit der präzisen Lenkung durch die engen kurvigen Landsträßchen Kataloniens zu wedeln und sich durch die engen Gassen pittoresker Dörfchen zu quetschen, ist der Arona doch nur 1,78 Meter schmal. Ein Auto also, das für den urbanen Einsatz hervorragend geeignet ist, aber auch beim vergnüglichen Ausflug am Sonntagnachmittag Spaß macht. Etwas lahm erschien uns im Antritt der 115-PS-Diesel, trotz des eigentlich kräftigen Drehmoments von 250 Nm zwischen 1500 und 3200 Touren. Den Sprint auf 100 erledigt der Selbstzünder in 10,5 Sekunden, die Spitze liegt bei 182 km/h, der Normverbrauch bei günstigen 4,1 Litern.
Besonders erfreulich: Der neue Arona ist in Sachen Sicherheitssysteme und Konnektivität voll auf der Höhe der Zeit. Zur Serienausstattung zählen Multikollisionsbremse, Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion, Berganfahrassistent und Fußgängererkennung. Auf Wunsch kommt der Arona zusätzlich mit einem Ausparkassistenten, einem Toter-Winkel-Assistenten, einer Müdigkeitserkennung, einer automatischen Distanzregelung (ACC) sowie einem Parklenkassistenten für das Längs- und Querparken. Optional sind das schlüssellose Schließ- und Startsystem „Kessy“, die hochwertige und hochauflösende Rückfahrkamera, das 8-Zoll-Farb-Touch-Screen, sowie der Wireless Charger mit GSM-Signalverstärker und BeatsAudio Soundsystem. Dank Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink ist der neue SEAT Arona selbstverständlich jederzeit vollständig vernetzt. Mitte 2018 wird der neue SEAT Arona außerdem das neue digitale Cockpit erhalten – mit einem noch moderneren und vielseitigeren Design, innovativem Bedienkonzept und herausragender Auflösung. Auch können sich Arona-Besitzer dann während der Fahrt mit Alexa unterhalten, dieser cloudbasierten, interaktiven Sprachassistentin von Amazon.
Markteinführung des Seat Arona ist am 4. November, die Preisliste für die Basisversion beginnt bei günstigen 15.990 Euro – allerdings ohne Klima und Radio. Die Style-Version ist ab 18.420 Euro zu haben, der Xcellence kostet mindestens 20.820 Euro und die sportliche Top-Version „FR“ liegt bei 21.620 Euro. (autour24)