Audi A5 Coupé – Auffrischung einer Design-Ikone

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Von Klaus H. Frank

Als einst die erste Generation des Audi A5 Coupé vorgestellt wurde, schwärmte deren begnadeter Chefdesigner Walter de Silva: „Der Audi A5 ist das schönste Auto, das ich jemals entworfen habe.“ Und weiter sagte er  „Wenn italienischer Stil auf deutsche Perfektion trifft, dann entsteht eben etwas Besonderes.“ Das war vor etwa einem Jahrzehnt und das gilt auch heute noch für die zweite Generation des A5 Coupé – obwohl de Silva mittlerweile in den Ruhestand getreten ist. So war es denn eine Herkulesaufgabe für das Design-Team um Frank Lamberty (der neue Chefdesigner Marc Lichte war zu diesem Zeitpunkt noch nicht an Bord), der bildschönen Design-Ikone A5 in neuer Generation ein paar neue Glanzlichter aufzusetzen.

Das geniale Design des A5 mit dem sportlich eleganten Charakter blieb dabei jedoch im Großen und Ganzen erhalten. Eine Revolution fand nicht statt. Und wenn der unbedarfte Betrachter oberflächlich hinschaut, meint er auch, keine großen Unterschiede zum ersten A5 erkennen zu können. Doch das Design ist jetzt frischer, moderner und geschärft – ob es schöner ist, bleibt allein dem Urteil seines Betrachters überlassen. Einen Makel besitzt das neue Design aus unserer Sicht: Wegen des erhöhten Fußgängerschutzes musste die Motorhaube gewölbter und aufgeblähter ausfallen als zuvor. Denn zwischen Haube und Triebwerk muss nun mehr Zwischenraum, also mehr Luft, vorhanden sein, um eventuell aufprallende Fußgänger „etwas sanfter abzufangen“. Damit ging die Eleganz der langen und flachen Motorhaube etwas verloren. Wie beim Vorgänger besticht der A5 durch die prägende, aber nun dreidimensionale Schulterlinie in Form einer Welle. Muskulöse Wölbungen über den Radhäusern deuten auf den Allradantrieb quattro hin. Der plastisch ausgeformte Singleframe-Grill ist flacher und breiter. Die LED-Heckleuchten und die optionalen LED- oder Matrix LED-Scheinwerfer mit dynamischem Blinklicht (1900 Euro) setzten Akzente – nicht nur bei Nacht.

Ein und Ausstieg in den Ingolstädter Sportler (vor allem hinten) erfordern etwas Gelenkigkeit, denn die Sitze liegen sehr tief. Das Raumangebot vorne ist gut, hinten ist es knapp – für Erwachsenen ist es eigentlich zu eng. Schade auch, dass die hinteren Fenster sich nicht versenken lassen – sie sind starr. Das Kofferraumvolumen mit 465 Liter ist für ein Coupé sehr gut.

Im Innenraum finden wir viel Neues. Da ist vor allem das virtuelle Cockpit, das, ebenso wie das MMI-Bediensystem und das Smartphone Interface, verpackt ist im Paket „Technology Selection“ für 3350 Euro. Highlight ist das 12,3 Zoll große TFT-Display direkt hinter dem Lenkrad und damit genau im Blickfeld des Fahrers. Es ersetzt die traditionellen analogen Rundinstrumente und zeigt brillant und hochauflösend Navigationshinweise, Landkarten, Routenpläne und mehr in digitaler Form. Dabei kann zwischen zwei Ansichten gewählt werden: Mit der View-Taste am Lenkrad wechselt der Fahrer zwischen dem klassischen Modus, bei dem die Instrumente so groß wie bei den Analoganzeigen erscheinen und dem Infotainment-Modus. Dann rücken die Rundinstrumente verkleinert an den Rand des Schirms, der dann viel Platz bietet für die riesige Navigationskarte oder Listen für Telefonnummern und Radiostationen. Sehr gut auch das sieben Zoll (optional 8,3 Zoll) große und hoch positionierte Hauptdisplay im Zentrum des Cockpits. Die Grafik ist hervorragend. Verarbeitung und Qualität aller Materialien sind perfekt. Sämtliche Oberflächen fühlen sich – wie bei Audi üblich – sehr hochwertig an.

Mit dem neuen MMI-Bediensystem System mit seinem runden Dreh-/Drücksteller findet sich wohl jedermann schnell zurecht. Die Oberfläche hat die Funktion eines Touchpads, mit dem Buchstaben und Zahlen für die Navigierung draufgekritzelt werden können. Auch zoomen in der Karte ist so möglich. Mit dem MMI Navigation plus mit MMI touch hat der A5 zusätzlich Online-Funktionen an Bord. Dank integrierter SIM kann mit einer europaweiten Datenflatrate telefoniert oder gesurft werden. Android-Auto und Apple CarPlay integrieren perfekt die Smartphones.

Sehr gut motorisiert ist der A5 mit dem 252 PS starken Zweiliter-Vierzylinder mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG. Der Benziner wuchtet bereits bei  1600 Touren (bis 4500) stramme 370 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Das gibt Kraft in allen Lebenslagen und beschleunigt das Coupé in 6,3 Sekunden auf 100. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h erledigt der Audi in 3,2 Sekunden – ein Superwert. Die Spitze liegt abgeregelt bei 250 km/h. Das Ansprechverhalten ist sehr gut – ein Turboloch ist kaum spürbar. Den Test-Verbrauch von 7,5 Litern nicken wir angesichts der rechten hohen Leistung wohlwollend ab. Den Normverbrauch gibt Audi mit 6,2 Liter an.

Die Fahreigenschaften sind wie erwartet spitzenmäßig. Dank der Dämpferregelung (980 Euro) ist das Fahrwerk nach Belieben komfortabel oder straffer einstellbar. Traktionsprobleme sind ein Fremdwort – der Allradantrieb ist Garant dafür, dass das A5 Coupé Sommer wie Winter und auf jeglichem Untergrund seine Fahrgäste sicher und zuverlässig ans Ziel bringt. Das Kurvenverhalten ist dank Allrad hervorragend und die Dynamiklenkung (1000 Euro) sehr präzise.

Bei den Assistenzsystemen gibt’s nahezu nichts, was es nicht gibt. Fast alle Systeme sind völlig neu oder stark weiterentwickelt. Hier ein Ausschnitt: Tempomat, Kollisionswarner mit Bremseingriff, Start-Stopp, Fernlicht-Assistent, Regensensor,  Head-up-Display, automatisches Einparken, Spurhaltehelfer, Rückfahrkamera, Totwinkel-Warner. Ein Highlight unter den optionalen Systemen ist die adaptive cruise control (ACC) Stop&Go inklusive Stauassistent. Das System entlastet den Fahrer vor allem auf der Langstrecke, ist komfortabel und bringt mehr Sicherheit. Das ACC hält das neue Audi A5 Coupé stets auf Abstand zum Vorausfahrenden, bremst und gibt Gas. Es kann sogar bis in den Stand abbremsen und automatisch wieder anfahren. Genial finden wir die Verkehrsschildererkennung mit Übernahme des Tempolimits in den Tempomaten. Wird also ein Verkehrsschild mit Tempobegrenzung erkannt, reduziert das System ganz automatisch die Geschwindigkeit auf das angezeigte Tempolimit. Sollte das Schild im Navigationssystem hinterlegt sein, wird sogar vorzeitig Gas weggenommen, so dass am Schild das vorgegebene Tempo erreicht ist. Wird das Limit aufgehoben, fährt der Audi wieder mit der vorher eingestellten Geschwindigkeit weiter.

All die Assistenten arbeiten jedoch nicht umsonst, sondern treiben den Preis des A5 Coupé, der in der von uns gefahrenen Version (2.0 TFSI quattro S tronic) 49 800 Euro kostet, ordentlich in die Höhe. Doch es sind nicht nur die Assis die Geld kosten – Audi lässt sich auch viele andere Goodies teuer bezahlen. So landet unser Testfahrzeug schließlich bei einem Endpreis von 72 805 Euro. Ikonen haben eben ihren Preis.

Übrigens: Zu Walter de Silva gibt’s eine hochinteressante Meldung, die „frau“ sicher gerne hört: Der Schöngeist kreiert nun statt Audi-Fahrzeuge schicke Damenschuhe und kehrt damit „back to the roots“, denn schon Großvater Ferruccio hatte in den 20er/30er Jahren eine der ersten Fabriken Italiens für Damenschuhe gegründet. Die Kollektion seines kleinen Familienbetriebs, in dem auch Frau Emmanuelle mitarbeitet, wird vom italienischen Luxuslabel Gianvito Rossi in Italien produziert und unter der Marke „Walter De Silva Shoes“ verkauft. Den Schritt vom Ruhestand im Auto-Design zum Novizen in der Gestaltung von Damenschuhen sei dabei für De Silva gar nicht so groß, wie man als Außenstehender annehmen könnte, schreibt die Kolumnistin Hanne Schweitzer in einem FAZ-Porträt über de Silva. Aus seiner Sicht hätten Autos und Damenschuhe zwei entscheidende Dinge gemeinsam: „Sie rufen Emotionen hervor, und sie haben Sexappeal.“ (autour24)

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