Von Klaus H. Frank
Er wird sehr gerne als der billigere Golf bezeichnet – der Skoda Rapid Spaceback. Ist das so? Ein Vergleich ist zwar erlaubt, aber dennoch nicht ganz fair ist. Denn die große Mutter Volkswagen pfeift die Tschechen aus Mlada Boleslav nämlich regelmäßig zurück, wenn den Wolfsburger Modellen Gefahr droht, überholt zu werden – ein etwas ungleicher Wettbewerb also. Tatsächlich liegt der Skoda in einigen Punkten vor dem Volkswagen, was jedoch die Wertigkeit betrifft, erreicht der Rapid nicht das Niveau eines Golf. Der braucht sich in seiner jüngsten Version nicht mal hinter den Premium-Modellen von Audi, Mercedes und BMW zu verstecken.
Was der Rapid Spaceback dem Golf voraus hat, ist die Länge der Karosserie – auch wenn’s nur marginal ist. Der Rapid misst vier Zentimeter mehr und punktet deshalb beim Kofferraumvolumen und beim Fußraum für die Passagiere auf der Rückbank. Das Gepäckabteil des Tschechen schluckt zwischen 415 bis 1380 Liter. Beim Golf sind es nur zwischen 380 und 1270 Liter. Und im Fußraum herrscht beim Golf lange nicht so viel Bewegungsfreiheit für Zeitgenossen mit Schuhgröße 45 wie beim Rapid. In Sachen Ellbogenfreiheit jedoch hat der Golf wieder die Nase vorn, denn neun Zentimeter mehr Breite des Wolfsburgers verhindern, dass sich die Heckpassagiere zu sehr auf die Pelle rücken. Dennoch dürfen auch im Rapid auf der Rückbank für kürzere Strecken mal fünf Passagiere Platz nehmen. Hausfrauenfreundlich ist die angenehm niedrige Ladekante von nur 67 Zentimetern, sehr praktisch die einen Meter breite Kofferraumöffnung. Die Zuladung von 535 Kilogramm ist enorm angesichts des Eigengewichts von 1287 (mit Fahrer) Kilogramm.
Wenngleich die Innenraum-Anmutung nicht die eines VW ist, ist die des Skoda deshalb nicht schlecht – vor allem, wenn die Version „Monte Carlo“ beim Händler geordert wurde. Ganz besonders gefällt das sportlich kleine, unten abgeflachte Lenkrad, mit dem der Fahrer den Rapid gut im Griff hat. Die Bedienelemente sind fast gleich und ähnlich positioniert wie bei VW. Die sportlich-bequemen Sitze sind hübsch gemustert. Wenn weiter mit dem Golf vergleichen werden darf, so fällt die Ausstattung des Rapid etwas negativ aus. Moderne Assistenzsysteme wie im Golf sind spärlich. Immerhin aber leuchtete unser Rapid die Nacht mit Xenonlicht aus, sorgte mit einer Klimaautomatik für angenehme Temperaturen und bewahrte uns mit der hinteren Einparkhilfe vorm Anbumsen an andere Verkehrsteilnehmer. Nicht zu vergessen: Natürlich gibt’s auch ein Navi und auch Verkehrsschilder werden angezeigt.
Abgesehen von einem todschicken Panoramadach kann der Rapid dennoch einige dicke Trümpfe ausspielen, wenn es um den Skoda-Slogan „Simply clever“ geht. Natürlich besitzt er wie alle Skodas den Eiskratzer im Tankdeckel, einen Regenschirm, den Mülleimer im Türfach oder den Cupholder in der Mittelkonsole.
Angetrieben wird unser Test-Rapid von einem 1,6-Liter-TDI mit 116 PS und dem kräftigen Drehmoment von 250 Nm zwischen 1500 und 3000 Touren. Damit beschleunigt der Rapid in 9,9 Sekunden auf 100 und schafft eine Spitze von 198 km/h. Den Normverbrauch gibt Skoda mit 4,2 Litern an. Unser Testverbrauch summierte sich auf 5,9 Liter. Bei den Fahreigenschaften erleben wir keine negativen Überraschungen. Obgleich nur mit einer Verbundlenker-Hinterachse aus dem Golf IV bestückt, bleibt der Fronttriebler recht brav in Kurven, ist zwar nicht sonderlich komfortabel, bremst aber ordentlich und besitzt auch eine genaue Lenkung.
Die Aussage, der Rapid Spaceback sei ein billiger Golf ist deshalb ein relatives Statement. Sicherlich kann in den preiswerten Ausführungen bis 3000 Euro gespart werden. Die Differenz verringert sich jedoch deutlich, wenn die Preise mit der besseren Ausstattung des Rapid steigen. Das von uns gefahrene Modell „Monte Carlo“ liegt im Preis bei 24 140 Euro, was sicherlich kein Schnäppchen ist.
Aber vieles aus diesem Testbericht überholt sich relativ schnell, denn Mitte Juni kommt der Rapid total überarbeitet auf den Markt. Dann gibt es ein schickeres Innen- und Außendesign, ein umfassendes Sicherheitspaket mit Multikollisionsbremse, einem radargestützten Front Assist mit City-Notbremsfunktion, außerdem die Müdigkeitserkennung, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht, die Parkdistanzkontrolle und einen Berganfahrassistenten, um nur einige der fleißigen Assistenten zu nennen. Zudem wird dann auch die Konnektivität und das Infotainment auf der Höhe der Zeit sein. Und die Preise sollen sich im Rahmen halten. Das Basismodel Active mit einem Einliter-Benziner mit 95 PS startet bei 15 790 Euro. Das Topmodell Style mit dem 1,6-Liter TDI mit 116 PS wird sogar unter dem Preis des alten „Monte Carlo“ liegen und 23 890 Euro kosten.
Mehr über den neuen Rapid berichten wir demnächst. Übrigens: Unsere Fotos zeigen allesamt bereits den neuen Skoda Rapid Spaceback.(autour24)