Bosch-Chef Volkmar Denner hält einen sauberen Diesel mit dem heutigen Stand der Technik für möglich, schreibt das Fachmagazin „Automobilwoche“. So hätten kürzlich auf dem Wiener Motorensymposium präsentierte Messungen von Bosch und Daimler ergeben, dass die neue Motorengeneration von Vier- und Sechszylinder-Diesel die strengsten Stickoxid-Grenzwerte sowohl auf dem Prüfstand als auch auf Straße einhalten könnten. Zudem stoße der Diesel seit Einführung des Partikelfilters so gut wie keinen Feinstaub mehr aus. „Man muss den Leuten sagen, dass die Technik da ist“, sagte Denner auf der Jahrespressekonferenz in Renningen mit Blick auf sinkende Diesel-Anteile bei Neuwagen. Jetzt komme es darauf an, die neuen Motoren schnell in den Markt zu bringen.
Vor diesem Hintergrund lehnt Denner die diskutierten Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge strikt ab. „Es wäre ein Kurzschluss, der ökologische wie ökonomische Tatsachen verdrängt – schädlich für Arbeitsplätze und Handel, schädlich aber auch für den Klimaschutz.“ Die Debatte um strengere Grenzwerte müsse technologieoffen geführt werden. „Die Kreativität unserer Ingenieure darf nicht auf einen Pfad beschränkt werden“, so Denner. Allein bei Bosch hängen weltweit etwa 50.000 Jobs vom Diesel ab, in Deutschland sind es 15.000. Hinzu kommen viele weitere bei nachgelagerten Betrieben.
Der für Mobilität zuständige Bosch-Geschäftsführer Rolf Bulander warnte vor zu großer Euphorie bei möglichen Nachrüstungen von Diesel-Altfahrzeugen, um die Fahrverbote zu umgehen. So sei es praktisch nicht möglich, ein Fahrzeug auf Euro-5-Basis so umzurüsten, dass es die Euro-6-Norm auch nach den ab September 2017 gültigen Tests auf der Straße (RDE) erfülle. Dafür müssten ein Katalysator (SCR) und ein Harnstoff-Tank installiert werden – ein umfassender baulicher Eingriff. Möglich sei hingegen, eine deutliche Verbesserung des Abgasverhaltens von Euro-5-Fahrzeugen etwa über Anpassungen der Software zu erreichen. „Wir haben alle Komponenten, aber die Entscheidung über den Umfang der Maßnahmen liegt bei den Herstellern“, so Bulander.Vor allem in Baden-Württemberg wird derzeit überlegt, die für 2018 drohenden Fahrverbote in Stuttgart für ältere Diesel-Fahrzeuge durch Umrüstungen zu umgehen. Die grün-schwarze Landesregierung hat daher Hersteller und Zulieferer zu einem Dialog gebeten. Konkrete Ergebnisse sind allerdings noch nicht bekannt. Während etwa der Volkswagen-Konzern für Nachrüstungen durchaus Möglichkeiten sieht, sind andere Hersteller wie Daimler deutlich skeptischer. Eine Umrüstung sei „in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll.“ Der Konzern fürchtet offenbar hohe Kosten, die das Unternehmen eventuell selbst tragen müsste. (autour24)