In Deutschland ist der VW Golf jeden Monat das meistverkaufte Auto – mit Abstand. In der Regel gilt das auch für Europa. Wie die „Automobilwoche“ meldet, hat der Golf jedoch im März 2017 seine Spitzenposition verloren – und zwar an den Ford Fiesta. Quelle dieser aktuellen Daten ist das Analysehaus Jato Dynamics. Demnach wurden im März in Europa exakt 47.263 Ford Fiesta neu zugelassen. Vom VW Golf wurden 46.795 Exemplare erstmals angemeldet. Zum ersten Mal seit März 2010 ist der Golf damit nicht Europas meistverkauftes Auto.
Ein Grund für den ungewöhnlichen Wechsel an der Spitze der Neuzulassungen ist jedoch einleuchtend und dürfte der Modellwechsel beim Golf sein. Wenn die neue Generation in allen Märkten im Handel ist, dürften die Golf-Verkaufszahlen wieder anziehen. Das „Handelsblatt“ zitiert den Autoanalysten Felipe Munoz von Jato Dynamics: „Deshalb könnte es nur eine Momentaufnahme sein, dass der Fiesta vor dem Golf liegt.“ Ähnlich sieht man das in Wolfsburg. Eine VW-Sprecherin hält ebenfalls den Modellwechsel für den Grund, dass der Ford Fiesta im März vor dem Golf lag.
Ein weiterer Grund für den Führungswechsel ist laut Jato Dynamics, dass Ford den Fiesta-Absatz wohl durch Rabatte und andere Incentives kräftig unterstützt hat. Zudem leide der Golf unter schwächerem Absatz von Dieselfahrzeugen, gerade in den größeren europäischen Neuwagenmärkten. In der Kompaktklasse, der der Golf angehört, sei der durch den Abgas-Skandal und Diskussionen um Fahrverbote schwächere Dieselabsatz deutlicher zu spüren als im Kleinwagensegment, welchem der Fiesta zugeordnet wird.
Zusätzlich, so schreibt die „Automobilwoche“ leidet der Golf aber auch an Konkurrenz aus dem eigenen Haus. Der auf dem Golf basierende Tiguan, ein Kompakt-SUV, erfreut sich großer Beliebtheit – und so mancher traditionelle Golf-Käufer stieg in den vergangenen Jahren auf den Tiguan um. Jato Dynamics: „Die SUV dominieren inzwischen den Markt, was insbesondere auf die zusätzlichen Anstrengungen von Volkswagen zurückzuführen ist.“ Sollte der Golf also seinen Spitzenplatz nicht dauerhaft zurückerobern können, wäre dies auch dem NBoom der SUV zuzuschreiben, den Volkswagen letztendlich selbst mit angeschoben hat. (autour24/khf)