Volkswagens autonom fahrendem Sedric wurde auf der Automesse in Shanghai große Aufmerksamkeit zuteil. Ein Druck auf den One-Button genügt und das Fahrzeug fährt vor – voll elektrisch, voll vernetzt und voll autonom. Es erledigt sämtliche Fahrfunktionen smart und selbständig ohne Fahrer – ohne Lenkrad, Pedale oder Cockpit.
China dürfte sich in den nächsten Jahren zu einem Eldorado für Elektroautos und autonome Fahrzeuge entwickeln. Elektroautos werden vor allem deshalb zum Renner, weil in den Großstädten Chinas die Luft mit Abgasen so stark belastet ist, dass kein Weg mehr an abgasfreien Fahrzeugen vorbei führt. Das sieht auch die chinesische Regierung so und subventioniert den Kauf von Elektrofahrzeugen ganz beträchtlich.
Anders als in Deutschland, wo die Skepsis gegenüber intelligenten Autos sogar zunimmt, können es Chinesen – unabhängig vom Kauf von Elektroautos – kaum erwarten, bis der Traum vom autonomen Fahren Wirklichkeit wird. Laut der Fachzeitschrift „Automobilwoche“ hat eine kürzlich veröffentliche Umfrage der Beratungsgesellschaft Deloitte folgendes ergeben: Während in Deutschland eine Mehrheit selbstfahrende Autos auch dann ablehnt, wenn Experten sie als sicher einstufen würden, könnten sich in China unter den gleichen Umständen 81 Prozent der Befragten dafür begeistern.
Cui Dongshu von der Vereinigung der chinesischen Personenwagenhersteller sagt: „Chinesen sind aufgeschlossen, wenn es um neue Technologie geht, weil sich alles um sie herum so schnell entwickelt hat.“ Er ist sich sicher, dass das große Interesse in China dazu führen wird, dass selbstfahrende Autos schneller kommen, als es sich heute viele vorstellen können. „Das wird ein riesiger Markt.“
China ist nicht nur der weltweit größte Automarkt, sondern auch der größte Markt für Elektroautos, schreibt die „Automobilwoche“. Jetzt bereitet die Regierung autonomen Fahrzeugen den Weg. Die Markteinführung für Autos, die teilweise oder komplett ohne Eingriff von Menschen fahren können, soll ab dem Jahr 2021 vollzogen werden. Zwischen 2026 und 2030 soll das automatisierte Fahren dann bereits weit verbreitet sein, wie ein Konzept der für die Autoindustrie zuständigen Behörde vorsieht. Smarte Autos passen in Chinas neues Wirtschaftskonzept, das auf Hightech statt billig setzt.
Auch auf der Automesse in Shanghai ist deutlich geworden, wie eifrig chinesische Entwickler tüfteln. Der Internet-Gigant Baidu und der größte Pekinger Autobauer Baic zeigten erste Ergebnisse ihrer neu ins Leben gerufenen Kooperation. Auch am Messestand des chinesischen Start-Ups Nio wurden Modelle vorgestellt, die es mit US-Pionier Tesla aufnehmen sollen. Die Kalifornier bauen schon heute ihren „Autopiloten“ in Fahrzeuge ein, verweisen jedoch darauf, dass die Hände noch am Steuer bleiben sollen.
Anders als bei E-Autos, bei denen deutsche Hersteller hinterherhinken, sehen Experten das Rennen bei der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen noch offen. Volkswagen forscht am Roboter-Taxi „Sedric“, will aber unter anderem mit dem Elektro-SUV „I.D. Cross“ ab 2020 Fahrzeuge auf den Markt bringen, die auch autonom fahren können. BMW hat sich mit dem US-Chiphersteller Intel und dem israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye zusammengetan. Daimler forscht gemeinsam mit Bosch und kündigte vor kurzem an, vor 2020 autonome Testflotten auf die Straße zu bringen.
Nach Worten des chinesischen Auto-Analysten Zeng Zhiling befinden sich, laut „Automobilwoche“, alle Hersteller jedoch in einem Dilemma. China sei zwar der Markt, auf dem es das größte Interesse gibt. „Allerdings sind die technischen Hürden hier auch am höchsten“. Der dichte und chaotische Verkehr in Chinas Großstädten mache es sehr schwierig, einem Computer das Fahren unter diesen Verhältnissen beizubringen. Wer es aber schaffe, ein Auto zu entwickeln, das autonom durch Peking fährt, „der kann damit überall antreten“, meint Zhiling.
Volkswagens autonom fahrenden Sedric wurde in Shanghai denn auch große Aufmerksamkeit zuteil. „Sedric“ ist Vorreiter und Ideengeber für das autonome Fahren. Viele Elemente und Funktionen dieses Concept Cars werden wir in den kommenden Jahren in den Fahrzeugen unserer Marken wiederfinden“, so sagt VW-Konzernchef Matthias Müller. Sedric (Self Driving Car) sei aber mehr als eine Studie. Er sei das erste Concept Car aus dem Volkswagen-Konzern – erdacht, entwickelt und gebaut im Volkswagen Group Future Center in Potsdam gemeinsam mit der Volkwagen Konzernforschung in Wolfsburg.
Mit dem ersten, konzerneigenen Self-Driving-Car gibt der Volkswagen Konzern nach Genf auch in Shanghai einen konkreten Ausblick für automatisiertes Fahren der höchsten Stufe (Level 5). Ein Druck auf den One-Button genügt und das Fahrzeug fährt vor – voll elektrisch, voll vernetzt und voll autonom. Es erledigt sämtliche Fahrfunktionen smart und selbständig ohne Fahrer – ohne Lenkrad, Pedale oder Cockpit. Ein Druck aufs Knöpfchen – und Sedric kommt vorgefahren, exakt zum vorher signalisierten Zeitpunkt. Sedric erkennt seinen Nutzer, die zweiteilige Tür öffnet sich. Die breite und hohe Öffnung macht den Einstieg leicht, selbst mit Gepäck. Taschen oder Koffer finden im großzügigen Innenraum ausreichend Platz.
Mit dem Einstieg kann die Kommunikation mit Sedric über Sprache erfolgen. Das Ziel, der Weg dorthin, die Fahrzeit, die aktuelle Verkehrssituation, vielleicht ein kurzer Zwischenhalt unterwegs – mit Sedric sprechen die Nutzer wie mit einem persönlichen Assistenten. Unterwegs haben sie die Freiheit, ihre Zeit völlig individuell zu nutzen. Die Windschutzscheibe als großer OLED-Bildschirm mit Augmented Reality dient als Kommunikations- und Entertainmentzentrale – aber die Passagiere können ebenso gut auch die Augen schließen und sich entspannen.
Sedric ist ein Fahrzeug, das sich sowohl im städtischen Ambiente als auch im suburbanen und ländlichen Raum bewegen kann. Sein Karosseriekonzept bietet die Möglichkeit bei kompakten Dimensionen einen großzügigen Innenraum bereitzustellen. Auf die klassischen Proportionen eines Automobils und auf Elemente wie Haube oder Schulter wurde bei Sedric verzichtet.
Ermöglicht wird dieser monolithische Grundkörper durch die neue technische Struktur. Sedric ist ein rein elektrisches Automobil. Sein Batteriepack ist flach zwischen den Achsen angeordnet, der kompakte Elektromotor findet seinen Platz auf Höhe der Räder. Systeme wie die Klimaanlage und die elektronische Intelligenz des Self-Driving Systems sind in den kompakten Überhängen vorn und hinten untergebracht.
Der für 2+2 Personen konzipierte Innenraum nutzt die Grundfläche des Fahrzeugs optimal aus. Die beiden hinteren Sitze wirken wie eine bequeme Couch. Beste Atemluft und gutes Raumklima werden auf ganz besondere Weise gesichert. Sedric hat echtes Grün an Bord: Luftreinigende Pflanzen vor der Heckscheibe unterstützen die Wirkung von üppig dimensionierten Bambuskohle-Luftfiltern. Große Fensterflächen schaffen den Kontakt nach draußen und der große, hochauflösende OLED-Bildschirm ist transparent und erlaubt den Blick nach vorne. (autour24/khf)