Von Klaus H. Frank
Gong zu Runde zwei im Dreikampf um die beste Business-Limousine der Welt: BMW schickt seinen neuen 5er ins Rennen, nachdem Mercedes mit seiner E-Klasse im April bereits vorgelegt hat. Auf Ingolstadt (A6) muss noch ein paar Monate gewartet werden. Wie schon bei der E-Klasse, ist auch beim 5er klar: Design-Revolutionen sind in einer Zeit, in der autonomes Fahren, Infotainment, Konnektivität, Elektrifizierung etc. im Fokus stehen, etwas in den Hintergrund gerückt. Optische Retuschen sind denn auch sehr behutsam vorgenommen worden.
Auffällig ist die Betonung der Breite, obwohl sie, genau vermessen, nur um sechs Millimeter zugenommen hat. Den optischen Eindruck vermittelt der Trick, die Doppel-Niere nahtlos mit den Scheinwerfern zu verbinden. Das sieht richtig gut aus – und macht breit. Breitenbetonung auch am Heck plus optisches Absenken des Schwerpunkts. Die voluminösen Rückleuchten reichen nun weit in die Seite hinein – das macht sich gut. Wenn am Design geschliffen wurde, dann aber auch deshalb, um die Aerodynamik zu verbessern. Die ist nun mit dem Luftwiderstandsbeiwert von 0,22 cW exakt auf Höhe des Business-Konkurrenten aus Stuttgart und wahrhaft weltmeisterlich für Limousinen dieser Klasse. Ein Novum beim 5er: Der Kühler macht „Klappe dicht“, falls Frischluft nicht notwendig ist und sorgt so für beste Aerodynamik, ebenso wie der Air Breather, der Luftverwirbelungen im Radkasten reduziert und den Luftstrom gezielt kanalisiert. Obendrein ist der chromgefasste Air-Breather auch ein schickes Design-Element an den vorderen Kotflügeln.
Zum Innenraum, der akustisch hervorragend gedämmt und vor allem in der zweiten Reihe etwas größer dimensioniert ist. Es braucht wohl nicht betont zu werden, dass BMW auch beim Innenraum-Ambiente „top of the line“ ist und selbst hochgesteckte Erwartungen voll erfüllt. Beste Verarbeitungsqualität, hochwertige Materialen und Liebe zum Detail halten sich die Waage zwischen BMW-typischer, sportlicher Fahrer-Orientierung und moderner Eleganz. Heimelige Atmosphäre bringt das vielfarbige Ambiente-Licht in den Raum, das Klangvolumen des Soundsytems ist genial. Die optionalen Komfortsitze mit acht Massageprogrammen lassen auch die Langstrecke nicht zur Qual werden.
Er ist Blickfang – und soll es auch sein – der voluminöse 10,25-Zoll-Bildschirm für das Infotainment, der frei schwebend und zentral über dem Cockpit thront. Navigation, Telefon, Unterhaltung und Fahrzeugfunktionen lassen sich jetzt nicht nur allein über das Drück-Dreh-Rad (iDrive) steuern, sondern auch mit Gesten, Sprache oder die direkte Berührung der Schaltflächen auf dem Display, die jetzt als Kacheln dargestellt sind. Der Fahrer kann die Anordnung der zweimal drei Kacheln frei wählen und somit die für ihn wichtigsten in den Vordergrund schieben. Vieles ist dabei durchaus sinnvoll, manches Spielerei, einiges auch nicht unproblematisch, wie etwas das Zoomen einer Navi-Karte mit zwei Fingern – bei fahrendem Auto. Soll zwar nicht sein, wird aber sicher so kommen. Praktisch ist das Annehmen eines Telefongesprächs mit einem simplen Fingerzeig in Richtung des Bildschirms und das Ablehnen mit einer einfachen Wischbewegung oder das Verändern der Lautstärke des Radios indem man mit dem Zeigefinger einen Kreis beschreibt.
Die Schar der Assistenten ist groß, wird immer größer. Ihre Funktionen können Bücher füllen. Ganz neu ist ein Spurwechsel-Assistent, der beim ersten Kennenlernen auf der Teststrecke allerdings nicht so wollte, wie er sollte – er zickte. Nach kurzem Ziehen am Blinkerhebel soll der 5er automatisch die Spur wechseln und vorher absichern, ob die Fahrspur neben dem Fahrzeug frei ist und sich auch kein anderes Fahrzeug mit hohem Tempo in dieser Fahrspur von hinten nähert. Die BMW-Experten meinten, der Verkehr sei wohl zu dicht gewesen. Kinderkrankheiten!
Ein wahrer Segen ist die optimierte Active Cruise Control (ACC), die nun zwischen 0 und 210 km/h funktioniert. Sie bremst im stockenden Verkehr das Fahrzeug bis zum Stillstand ab und fährt automatisch wieder an. Der Stillstand darf dabei bis zu 30 Sekunden dauern – auch dies ein willkommener Schritt hin zum autonomen Fahren, genauso wie der Lenk- und Spurführungsassistent, der im gleichen Geschwindigkeitsbereich arbeitet und nun auch bei schlecht sichtbaren Fahrbahnmarkierungen (auch gelben Linien in Baustellen) den Fahrer zuverlässig unterstützt. Im Stau orientiert sich der Assistent am vorausfahrenden Fahrzeug und erlaubt dem Fahrer, nun auch über einen längeren Zeitraum die Hände vom Lenkrad zu nehmen – im Stopp-und-Go-Verkehr angeblich sogar minutenlang. Der 5er lenkt aber nicht nur – er parkt auch. Wenn‘s sein muss, auch ohne dass jemand drin sitzt – ferngesteuert mit dem Schlüssel in der Hand auch in engste Lücken, in denen keine Tür mehr geöffnet werden könnte. Und natürlich sucht sich der 5er auch seine Parklücke selbst, bucht Tickets hierfür, parkt wie von Geisterhand ein und übernimmt sogar das bargeldlose Bezahlen.
Ganz wichtig ist diese Neuerung: Die Übernahme der vom System erfassten Tempolimits in die Geschwindigkeitsregelung. Beispiel: Das System registriert ein 130-km/h-Schild und regelt dann automatisch das Tempo auf diese Geschwindigkeit herunter. Der Fahrer kann aber wählen, wie genau er die erlaubte Höchstgeschwindigkeit einhalten will und kann dem Tempomaten eine Anpassung von –15 bis +15 km/h vorgeben. Die Verkehrsschilder werden wie bisher schon mit dem Head-up-Display in die Windschutzscheibe eingespiegelt – aber: Alle Head-up-Infos sind nun gestochen scharf und 70 Prozent größer.
A bisserl was geht immer: BMW hat auch die Fahrdynamik nochmals verbessert. Zum einen durch das um bis 100 Kilo verringerte Gewicht dank Alu-Bauweise, aber auch durch das neue konstruierte Fahrwerk und die Integral-Aktivlenkung, die nun auch bei allradgetrieben Fahrzeugen (2600 Euro Aufpreis) ihre Vorzüge ausspielt. In Sachen Fahrdynamik ist und bleibt BMW der Maßstab, für alles, was sich da auf unseren Straßen tummelt.
Zum Marktstart fährt der 5er mit zwei Diesel- und zwei Benzin-Motoren vor. Der 530i (250 km/h Spitze, 0 auf 100 in 6,2 Sekunden, 49 800 Euro) leistet 252 PS und verbraucht nach Norm 5,4 Liter, das sind elf Prozent weniger als beim Vorgänger. Der BMW 540i (0 – 100 in 4,8 Sekunden, 57 700 Euro) leistet 340 PS und verbraucht 6,5 Liter. Der BMW 520d (45 200 Euro) leistet mit seinem Vierzylinder-Diesel 190 PS (400 Nm). Der Verbrauch: 4,1 Liter für den Handschalter, mit 8-Gang Steptronic sind es 4,0 Liter (0 – 100 in 7,6 Sekunden, Spitze 237 km/h, 47 450 Euro). Der 530d (0 – 100 5,7 Sekunden, 54 300 Euro) leistet 265 PS (620 Nm) und begnügt sich mit 4,5 Liter (13 Prozent weniger als der Vorgänger). Schon bald folgt ein Plug-in Hybrid (252 PS, Verbrauch 2,0 Liter) und der 190 PS starke BMW 520d (EfficientDynamics Edition) mit 8-Gang Steptronic (47 750 Euro). Sein Verbrauch beträgt gerade mal 3,9 Liter nach Norm. Vorläufiges Highlight ist der BMW M550i xDrive (82 700 Euro, Verbrauch 8,9 Liter), dessen Achtzylinder-V-Motor mit 462 PS und 650 Nm den Sprint auf 100 in gerade mal vier Sekunden schafft. (autour24)