Maserati Levante: Wenn ein warmer Wind zum Sturm anschwillt

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Von Klaus H. Frank

Skeptiker, die einst meinten, Sportwagenhersteller sollten lieber die Finger von der Produktion eines SUV lassen, wurden durch die Erfolgsgeschichte, die ein Cayenne bei Porsche schrieb, schnell belehrt. Warum also nicht auch Maserati. Seit dem Frühjahr pustet der italienische Sportwagenhersteller mit seinem Levante frischen Wind (Levante ist ein warmer Mittelmeer-Wind) in die SUV-Landschaft – und auch ins eigene Modell-Portfolio, das bislang aus Quattroporte, Ghibli, GranTurismo und GranCabrio besteht. Der Levante nun soll die Verkaufszahlen von Maserati weltweit auf 50 000 Einheiten hochschrauben, und Wachstumstreiber soll dabei der Levante spielen. Keine Utopie – der SUV-Hype scheint kein Ende zu finden, und Deutschland dürfte insgesamt etwa 2000 Maserati an den Mann/die Frau bringen. Wieviel davon SUV sein werden, sei schwer zu sagen, denn es hänge nicht davon ab, „wieviel wir verkaufen wollen, sondern davon, wieviel wir von den Herren des Dreizacks aus Modena zugeteilt bekommen“, macht Markensprecher Thomas Kern deutlich.

Einige Zeitgenossen werfen den Maserati-Designern vor, bei der Gestaltung des Levante abgekupfert zu haben: vom Porsche Cayenne, vom BMW X5 – und auch von Jeep, die ja, wie Maserati auch, unter dem Dach der großen Mutter Fiat wohnen. Dort hat man sich allenfalls bei diversen Allrad-Komponenten bedient oder auch beim Dieselaggregat, das von VM Motori produziert wird, ebenfalls ein „Fiat-Kind“. Objektiv betrachtet ist das Design des Levante vollkommen eigenständig. Das weit aufgerissene Haifischmaul, schmale Scheinwerfer, opulente Formen, elegant, kraftvoll, ausdrucksstark – typisch Maserati und bestes italienisches Design. Die Silhouette ist coupéhaft, was zwar das Kofferraumvolumen (580 Liter) etwas einschränkt, die Eleganz jedoch deutlich befördert. Schick sind die rahmenlosen Seitenscheiben – wie ein Coupé eben. Im Innenraum finden wir jenen Luxus, der von einem Maserati erwartet wird. Feinstes  Leder, edle Hölzer, Dekorelemente in Platin-Optik und handgearbeitete Ziernähte in Kontrastfarbe – Wohlfühl-Ambiente. Gediegen und luxuriös ist das Cockpit gestaltet, ein zentraler 8,4-Zoll-Bildschirm informiert über alle relevanten Daten. Etwas unglücklich positioniert sind die riesigen Schaltwippen, mit denen man der Achtgang-Automatik ein bisschen Arbeit abnehmen kann. Sie sind fest an der Lenksäule und nicht am Lenkrad selbst installiert und drehen sich deshalb beim Lenken nicht mit. Da kriegt man fast Knoten in den Armen  – aber in Kurven schaltet der clevere Sportwagenfahrer ja ohnehin nicht.

Unter der mächtigen Fronthaube arbeitet neben dem bekannten Dreiliter-V6-Benziner mit 430 PS im Levante S (88 000 Euro) neuerdings auch ein Selbstzünder mit dem sparsamen Normverbrauch von 7,2 Litern (realistisch sind etwa zehn Liter). Dem Druck auf den Startknopf folgt Verwunderung. Der Dreiliter-Turbodiesel, dessen sechs Töpfe 275 PS produzieren, klingt nach allem, nur nicht nach Diesel. Wie das leise Rauschen eines warmen Windes (passend zum Namen Levante) hört sich der Motorsound bei moderater Fahrt an, schwillt jedoch zu Sturmesbrausen an, wenn die Höchstleistung abgerufen wird. Mit der unbändigen Kraft, die 600 Newtonmeter (schon bei 2000 Touren) entwickeln, stürmt der Levante los, schafft Tempo 100 in 6,9 Sekunden und beendet seinen ungezügelten Vorwärtsdrang erst bei 230 km/h – Sportwagen-Feeling.

Und er lässt sich auch sportlich bewegen, der Levante, trotz 2,2 Tonnen Gewicht und fünf Meter Länge. Einzig die leichtgängige Lenkung irritiert – da sollten die Ingenieure aus der Emilia Romagna mal nach München kucken, wie BMW das macht. Wenngleich nicht zu erwarten ist, dass jemand seinen luxuriösen SUV durch Matsch und Dreck prügeln wird – der Maserati kann auch Gelände. Der Allradantrieb Q4 mit Torque Vectoring erkennt Schlupf und leitet bei Bedarf in nur 150 Millisekunden Kraft von der Hinterachse nach vorne – maximal wird die Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse gleichmäßig (50:50) verteilt. Die serienmäßige Luftfederung kann auf fünf verschiedene Level eingestellt werden – zwischen dem sportlichsten und dem komfortabelsten Niveau liegen 7,5 Zentimeter. Das schafft ausreichend Bodenfreiheit, wenn es denn wirklich mal notwendig wäre.

Ja, die Talente des Levante sind vielseitig. Er kann Sportwagen genauso wie Geländewagen und Gran Turismo . Und er kann sogar Zugpferd. Denn auf Wunsch kann der Schöne mit dem Dreizack auch mit einer Anhänger-Kupplung (2,7 Tonnen Anhängelast) ausgestattet werden. Der Preis für den Diesel-Levante: 70 500 Euro.(autour24)

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