Von Klaus H. Frank
Die deutschen Premiumhersteller haben ihr „M“, (BMW), haben „AMG“, (Mercedes) oder „RS“ (Audi), um optimale Leistung all jenen zu bieten, denen Serienmodelle technisch wie optisch nicht ausreichend Spaß bereiten. Nun gesellt sich zu dem High-Performance-Trio auch Volvo hinzu und bietet mit seinem Haustuner „Polestar“ mit den optimierten S60 und V60 die leistungsstärksten Serienmodelle aller Zeiten an. 367 PS leisten die beiden Modelle mit ihrem Kompressor und Turbo aufgeladenem Zweiliter-Vierzylinder, das sind 61 PS mehr als die Geschwister aus der Serie besitzen. Das maximale Drehmoment wurde von 400 auf 470 Newtonmetern angehoben und erstreckt sich über das Drehzahlband von 3100 bis 5100. Übertragen werden die Bärenkräfte von der Geartronic Achtgang-Automatik und einem Allradsystem von Borg Warner. Volvo und Polestar bauen insgesamt nur 1500 Exemplare, 150 davon gehen nach Deutschland.
Volvo und Polestar arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen. Im Jahr 1996 begann die Partnerschaft und war zunächst nur auf Motorsport-Aktivitäten fokussiert. In den Folgejahren gestaltete sich die Zusammenarbeit immer intensiver, sodass im Jahr 2009 Polestar der offizielle Performance-Partner von Volvo wurde – seit 2015 ist Polestar nun im Besitz der Volvo Car Group und die offizielle Performance-Marke des schwedischen Automobil-Herstellers. Polestar optimiert auch Fahrzeuge, die bis zu drei Jahren bereits auf dem Markt sind. Das kostet 1200 Euro und beeinträchtigt nicht die Volvo-Garantiebestimmungen. Im vergangenen Jahr hat Polestar rund 22 000 Software-Updates zur Optimierung von Fahrzeugen an den Mann gebracht.
Die Leistungen, die die Limousine S60 (0 auf 100 in 4,7 Sekunden, Spitze 250 km/h) und der Kombi V60 (4,8 Sekunden) auf die Straße bringen, sind absolut rennstreckentauglich, wie dies derzeit in der FIA Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) eindrucksvoll bewiesen wird. 2016 fährt Volvo/Polestar erstmals eine komplette Saison durch und will 2018 sogar den Titel in der Tourenwagen-WM holen, wie Polestar-Geschäftsführer Niels Möller bei der Vorstellung der neuen Modelle erklärt. Volvo benutzt für seine getunten Fahrzeuge deshalb gern den Slogan „Von der Rennstrecke auf die Straße“, womit ausgedrückt werden soll, dass mit Polestar die Motorsport-Technik alltagstauglich gemacht werden soll. Wer einen Blick auf den Spritverbrauch der beiden Boliden wirft, kann diese Aussage nur dick unterstreichen. Auch diese optimierten Topversionen zeichnen sich durch jene Effizienz aus, für die die Volvo Drive-E-Motoren bekannt sind. Die Limousine hat einen Normverbrauch von 7,8 Litern (CO2-Ausstoß 179 g/km), der Kombi verbraucht 8,1 Liter (186 g/km). Das die Verbräuche nach dem Abrufen der geballten Power anders aussehen, wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Ein Wert zwischen elf und dreizehn Liter ist aber durch realistisch sein, wie wir auf ersten Testfahrten auf der Großglockner-Hochalpenstraße in Österreich feststellten.
Die Fahreigenschaften der Polestar-Modelle sind – wie nicht anders zu erwarten – hervorragend. Die Modifikationen am Fahrwerk, der stark hecklastig ausgelegte Allradantrieb und die optimierte Gewichtsverteilung machen aus diesem rennsporttauglichen Volvo einen Sportwagen für jeden Tag. Mehr als 50 Modifikationen hat Polestar dem V6 und S6 angedeihen lassen, unter anderem auch eine Bremsanlage von Brembo mit geschlitzten Brems-Schwimmscheiben (Durchmesser 371 Millimeter), einstellbaren Polestar Öhlins Stoßdämpfer und härtere Federn, die dennoch einen angenehmen Restkomfort hinterlassen. Als sehr hilfreich empfinden wir die neue „Curve hold“-Funktion, die dafür sorgt, das in Kurven nicht die Gänge gewechselt und Lastwechsel vermieden werden, damit keine Unruhe ins Fahrzeug kommt. Für Renn-Freaks gibt’s auch eine Launch-Control, die für einen Blitzstart a la Formel 1 sorgt. Leider ist die Launch Control etwas umständlich aktivierbar.
Auch optisch machen die Polestar getunten Modelle einiges her – vor allem wenn sie im grellen Rebel Blue lackiert sind. „Blau ist das schwedische Racing-Green“, sagt Niels Möller mit einem Augenzwinkern und lenkt den Blick auch auf Spoiler und Diffusor, die die äußere Optik ebenso bestimmen wie die beiden Edelstahl-Endrohre mit dezenter Polestar-Lasergravur. Innen finden wir die perfekte Verarbeitung, typisch skandinavisches Design und die wertigen Materialien, die wir bei den Schweden schon lange gewöhnt sind. Die Sportsitze aus Leder und Alcantara sind mit blauen Nähten verziert , das fette Lenkrad ist griffig und auf Wunsch beheizbar, der Polestar-Lederschalthebel ist beleuchtet.
Die beiden S60/V60-Polestar-Varianten basieren auf der höchsten Ausstattungslinie Summum, die bereits höchsten Komfort und maximale Sicherheit bietet. An Bord sind beispielsweise Volvo City Safety, eine hochauflösende digitale Instrumentenanzeige, eine Klimaautomatik mit Zwei-Zonen-Temperaturregelung, das CleanZone Luftqualitätssystem mit Aktivkohlefilter, automatischer Umluftschaltung und Vorbelüftung des Innenraums bei Fahrzeugentriegelung sowie eine beheizbare
Frontscheibe.
Die Preise beginnen bei 68 000 Euro für den Volvo S60 Polestar, die neue Topversion des Volvo V60 ist ab 69 600 Euro erhältlich. (autour24)