Die Katze wildert im SUV-Dschungel

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Es musste ja so kommen: die Katze will jagen gehen. Und zwar nicht nur im Großstadt-Dschungel, sondern dort, wo Raubkatzen sich am wohlsten fühlen: draußen in der Unwegsamkeit der freien Natur. Jaguar, eine der reinrassigsten Sportwagen-Marken, wagt sich mit seinem F-Pace auf komplett fremdes Terrain, fordert die besten SUV in der Premium-Mittelklasse (BMW X4, Audi Q5, Mercedes GLC, Porsche Macan) zum Kräftemessen heraus. Und der Erfolg des Briten scheint programmiert. Deutschlands oberster „Raubtier-Dompteur“, Jaguar-Geschäftsführer Peter Modelhart, prognostiziert, dass der neue Crossover in Deutschland das meistverkaufte Modell der Marke werden wird. Rund 1000 Vorbestellungen hierzulande lassen darüber kaum Zweifel aufkommen. Weltweit liegen die Bestellungen bei mehr als 10 000.

Kein Wunder eigentlich. Allein schon die Optik machen den F-Pace zu einem “Must-have“. Kein anderer SUV hat seine sportlichen Muskeln so elegant und ästhetisch verpackt. Und die enge Verwandtschaft mit dem Supersportler F-Type signalisiert nicht nur das „F“ im Namen, nein, sie ist ihm „ins Gesicht geschrieben“: Lange Schnauze, zurückgesetzte Fahrgastzelle, kurze Überhänge und Räder in einer Dimension, wie sie bisher kaum zu sehen waren – bis zu 22-Zoll stecken unter den riesigen Radhäusern.

Mit seiner Länge von 4,73 Metern wirkt der F-Pace nicht überdimensioniert und überrascht im Innenraum mit deutlich mehr Platz als erwartet. Trotz coupé-ähnlicher Dachlinie sitzen fünf Personen recht bequem. Auch die Hinterbänkler stoßen sich weder Kopf noch Knie. Der 650 bis 1740 Liter große Kofferraum macht den F-Pace schließlich zu dem, wofür ihm Jaguar die Hauptrolle zugedacht hat – zu einem Familien-Sportwagen.

Wer nun glaubt, der F-Pace sei ein umfrisierter Land oder Range Rover, der liegt voll daneben. Der komplett neu entwickelte Jaguar-SUV basiert auf derselben Aluminium-Plattform wie die Limousinen XE und XF, besitzt wie sie vorn eine Doppelquerlenker-Achse und Integral-Hinterachse, beides aus Aluminium, wie auch die Karosse, für die 80 Prozent dieses Leichtmetalls verbaut sind. Lediglich bei der Abstimmung des Allradantriebs hat Jaguar ein bisschen zu Land Rover hinübergeschielt und einiges von der großen Erfahrung der Schwester gelernt. Auch Cockpit und Inneneinrichtung stammen weitgehend aus den beiden Limousinen. Das zu übernehmen, ist eine sehr gute Entscheidung, blickt man vor allem auf das Infotainmentsystem InControl Touch Pro mit einem 12,3-Zoll-HD-Display statt der klassischen Armaturentafel. Perfekt dargestellt und sehr schnell ist hier die Navigation. Klasse auch der 10,2 Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole – bedienbar mit Wischen und Scrollen wie beim Handy.

Ist der SUV F-Pace denn auch Sportwagen? Und ob. In der Top-Motorisierung mit dem V6-Kompressor-Benziner mit 340 oder 380 PS (wie im F-Type) ist er das erwartete Raubtier, das seine Wildheit ungefiltert kehlig, rau und laut durch die Abgasanlage hinausbläst. Die Beschleunigung auf 100 in 5,5 oder 5,8 Sekunden und die Spitze von 250 km/h lassen keinen Zweifel aufkommen, dass auch ein SUV ein rassiger Sportwagen sein kann. Der Preis: 59 010 bis 84 350 Euro.

Erheblich günstiger fährt der Katzenfreund mit dem Zweiliter-Vierzylinder mit 180-Diesel-PS und 430 Nm Drehmoment (0 auf 100 8,9 Sek., 209 km/h Spitze). Handgeschalten und mit Heckantrieb liegt er bei 42 390 Euro. Allradantrieb kostet 2600 Euro extra, die Automatik 2500 Euro. Den großen 3.0-Liter-V6-Diesel mit 300 PS/700 Nm (6,2 Sek, 241 Spitze) gibt‘s nur mit Allrad und Achtstufen-Automatik. Der Preis: 57 690 Euro.

Und wie fährt der F-Pace? Im Gelände kann er sehr viel von dem, was auch die Geschwister von Land Rover können. Mit 21 Zentimeter  Bodenfreiheit und einem hervorragenden variablen Allradantrieb wird eher der Fahrer vor Flussdurchfahrten (Wattiefe 52,5 Zentimeter) oder extremen Steilhängen kapitulieren als das Fahrzeug selbst. Automatische Fahrprogramme richten es schon.

Auf Asphalt ist der F-Pace der Sportwagen, den sich Jaguar-Fahrer wünschen. Die direkte Lenkung reagiert schon beim kleinsten Impuls, bietet perfekte Kommunikation zwischen Fahrer und Straße. Mit dem heckbetonten Allradantrieb fährt der F-Pace wie auf Schienen, unterstützt durch „Torque Vectoring“, das durch leichtes Anbremsen der kurveninneren Räder das Einlenken in Kurven unterstützt und den F-Pace auf neutralem Kurs hält. Federung und Dämpfung sind eine gelungene Mischung aus Komfort und Straffheit. Der F-Pace sieht es sicherlich nicht als seine Mission, einem Porsche Macan auf dem Nürburgring Rekord-Rundenzeiten streitig zu machen. Doch auch er kann „grüne Hölle“, wenngleich seine Stärken eher im Komfort, in der Exklusivität, dem Luxus und in der einzigartigen Ausstrahlung liegen. (autour24/khf)

Technische Daten: Jaguar F-Pace S: SUV/Crossover: L: 4,73, B: 1,94, H: 1,65, Radstand: 2,87 Meter. Leergewicht: 1861 kg, Zuladung: 686 kg, Tankinhalt: 63 l, Kofferraum: 650 l. V-6-Benzinmotor, Hubraum: 2995 ccm, Leistung: 380 PS bei 6.500/min, maximales Drehmoment: 450 Nm bei 4.500/min, 0-100 km/h: 5,5 s, Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, 8-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 8,9 l, CO2-Ausstoß: 209 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 59.010 Euro.

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