Von Klaus H. Frank
Eigentlich kaum vorstellbar: Zehn bis zwölf Prozent der Produktionskosten eines modernen Autos verschlingen Konstruktion und Bau der Sitze. Bei Opel jedenfalls ist dies so. Die Rüsselsheimer tun hier sehr viel, sehen sich als Pioniere in Sachen gutes Sitzen im Auto. Dass sich die intensive Arbeit bei der Konstruktion moderner Sitze auszahlt, bestätigt erstmals im Jahr 2003 die „Arbeitsgemeinschaft Gesunder Rücken e.V.“ (AGR). Ihr Ziel: Rückenschmerzen vermeiden, Komfort und Fahrsicherheit steigern. Das erste AGR-Gütesiegel erhielt damals der elektrische 18-Wege-MultiContour-Fahrersitz im Opel Signum. Seitdem ist praktisch jeder neue Opel AGR-zertifiziert – zuletzt der Astra.
Sitz-Entwickler Andrew Leuchtmann nennt als wichtigsten Treiber für die Konstruktion der aufwendigen und teuren Sitze (sie kosten gemeinsam für Fahrer und Beifahrer 690 Euro Aufpreis) das Thema Sicherheit. „Wer sieht, wie beim Euro NCAP-Crashtest Autos gegen die Wand knallen und welche Energien dabei frei werden, muss wissen, dass es in hohem Maße der Sitz ist, der die Passagiere vor schlimmen Verletzungen schützt. Denn er trägt wesentlich dazu bei, dass beim Crash der Insasse „in Position“ bleibt, damit Airbag, Gurte und alle anderen Sicherheitssysteme überhaupt funktionieren können.“ An zweiter Stelle sieht Leuchtmann Komfort und Bequemlichkeit – unentbehrlich für Langstrecken- und Dienstwagenfahrer.
Die AGR definiert dabei Komfort nicht über weiche Polster und behagliche Bezugsstoffe. Viel mehr sind es straffer Schaumstoff und der aufwendig konstruierte Unterbau des Sitzes, die für Wohlbefinden sorgen. Die Rückenlehne sollte eine äußerst stabile und wirbelsäulengerechte Struktur besitzen und, ebenso wie die Sitzfläche, vielfältig einstellbar sein.
Die Opelaner können bei diesen Forderungen gut punkten, sehen sich mit dem Anspruch „Wellness im Auto“ zu bieten auf Oberklassen-Niveau. Die Sitze sind 18fach verstellbar, besitzen (einzigartig in der Kompaktklasse) Massage- und Memory-Funktion, Lordosenstütze, Sitzheizung, verstellbare Sitzwangen und – das ist besonders „cool“ – eine Ventilation, damit dem Fahrer auf Endlos-Strecken der Popo nicht kocht.
Dass die aufwendigen Sitze auch ein Autoleben halten, testen Bernd und Werner, zwei Prüfroboter, die in einer Woche beim Ein- und Aussteigen die Abnutzung eines gesamten Autolebens simulieren. Mit ihrem Dummy-Hintern schrubben sie 50 000mal über Sitzwangen und –flächen und liefern hinterher die Erkenntnis: Farbe leicht verblasst, Oberfläche angekratzt. Das Wichtigste aber: Der Schaustoff ist noch intakt, die Oberflächenstruktur stabil – die AGR darf wieder ihr Gütesiegel draufstempeln.