Nissan 370Z – „hart, aber herzlich“

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Von Klaus H. Frank

Er ist der wohl am meisten unterschätzte Sportwagen auf unseren Straßen – der Nissan 370Z. Er besitzt Leistung satt, fährt wie auf Schienen, ist todschick modelliert – leider jedoch fehlt ihm eines: das Image. Wer darauf verzichten kann,  der erhält einen Sportwagen,  dem keiner der Etablierten aus den Häusern Porsche, BMW oder Audi das Wasser reichen kann – was den Preis angeht.

Mit Handschaltung kostet der 328 PS starke 370Z (0 auf 100 5,3 Sekunden, Spitze 250 km/h) gerade mal 33 600 Euro. Da langen die deutschen Sportwagen-Hersteller schon anders zu. Ein Vergleich: Ein Porsche Cayman S mit 325 PS (Beschleunigung 5,0 Sek., Spitze 283 km/h) kostet 64 118 Euro. Für einen Audi TTS mit 310 PS (4,9 Sek., 250 km/h) sind 49 100 Euro zu zahlen. Und für einen BMW Z4 mit 306 PS (5,2 Sek., 250 km/h) müssen 49 900 Euro hingeblättert werden.  Wollte ein penibler Rechner den Euro-Preis pro PS kalkulieren, dann läge der 370Z unschlagbar an der Spitze mit 925 Euro pro PS, der Cayman S hingegen will mit 1973 Euro pro Pferdestärke bezahlt werden.

Trotz der gewaltigen Preisunterschiede hinkt das zweisitzige Coupé mit den extravaganten Frontscheinwerfern in seinen Fahreigenschaften der deutschen Konkurrenz keinesfalls hinterher. Der Hecktriebler klebt regelrecht auf der Straße, ist straff, fast schon hart abgestimmt und glänzt mit Sprint- und Durchzugsstärke.  Auf der Langstrecke überzeugt er mit Gran-Turismo-Eigenschaften (Kofferraumvolumen 235 Liter), malträtiert die Bandscheiben seiner Fahrgäste nur mäßig und schickt sie dank eines 72-Liter-Tanks nicht allzu oft an die Tanksäule, obwohl der Spritverbrauch nicht unerheblich ist. Die Norm von 10,6 Litern ist illusorisch, knapp 15 Liter sind bei forscher Fahrt eher Realität.

Die Lenkung des Japaners ist präzise und erfordert eine starke Hand. Stramme Waden sind für den Tritt auf Kupplung und Bremse durchaus hilfreich – gut so, der 370 Z ist ja schließlich keine Softie-Kutsche. Bei ihm gilt das Motto:  „hart, aber herzlich“. Ein Hochgenuss ist der Slalom-Tanz durch enge Landstraßen-Kurven – da kann der geübte Fahrer, fest umklammert von wulstigen Schalensitzen, auch mal „das Heck raushängen lassen“ – wenn vorher das ESP abgeschaltet wurde. Die Sitzposition ist sehr tief, der Einstieg für kreuzlahme Zeitgenossen daher eine kleine Herausforderung. Das Cockpit präsentiert sich schlicht, ergonomisch  und Sportwagen-like mit klassischen Rundinstrumenten. Das Navi ist in seiner Animation allerdings von vorgestern. Über Hartplastik-Details sehen wir angesichts des Preises großzügig hinweg. Elektronische Assistenten gibt’s kaum – und werden auch nicht vermisst. Die etwas schwergängige, knochige Sechsgang-Schaltung besitzt einen S-Modus, in dem ein vollsynchronisiertes System beim Gangwechsel die Drehzahl optimal anpasst und beim Hoch- und Runterschalten automatisch Zwischengas gibt. Das macht sich richtig gut.

Was wäre ein Sportwagen ohne sonorem Sound. Den bläst der 3,7-Liter-Sechszylinder nach dem Druck auf den Startknopf dumpf und kehlig hinaus. Der Saugmotor ist gierig nach Drehzahlen, denn die Leistungsspitze erfordert zur vollen Entfaltung hohe 7000 Touren. Dort oben allerdings ist die Luft etwas dünn für den 370Z und das Temperament nimmt ab. Das maximale Drehmoment von 363 Nm liegt bei 5200 U/min an. Kraftvoll genug, um auch im hohen Gang zum Überholen ansetzen zu können.

Mit guten Ratschlägen ist das so eine Sache. Dennoch: Wer puristische Sportwagen liebt, sollte zugreifen. Der Preis ist heiß, der Nissan 370Z auch.

Technische Daten Nissan 370Z: L: 4,25, B: 1,85, H: 1,31. Motor: V6, 3696 ccm, 328 PS bei 7000 U/min, Drehmoment: 368 Nm bei 5200 U/min. Leergewicht/Zuladung: 1571 kg / 217 kg. Normverbrauch: 10,8 Liter Superplus, CO2: 248 g/km, Spitze 250 km/h (abgeregelt). 0 auf 100 km/h: 5,3 Sek. Kofferraum: 235 Liter. Basispreis: 33 600 Euro.

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