Citroën C4 Cactus – wo eigentlich sind die Stacheln?

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Von Klaus H. Frank

Sein Name ist Cactus – doch von pikenden Stacheln keine Spur. Im Gegenteil. Flanken, Schürzen, Heck und Front des avantgardistischen Citroën sind softer Natur, laden fast schon zum Streicheln ein. Dort nämlich kleben Airbumps, weiche Kunststoffteile mit Luftblasen, die Parkrempler dämpfen oder außer Kontrolle geratene Einkaufswagen vor dem Supermarkt abfangen sollen. Hauptsächlich ein Design-Gag sicherlich, ein sehr mutiger sogar, der dem pfiffigen Bruder des Citroën C4 ein Krönchen aufsetzt im oft langweiligen Auto-Design-Einerlei. Richtig bezahlt macht sich die außergewöhnliche Beplankung, wenn es mal heftig scheppert: Die Luftpölsterchen sind  leicht auszutauschen und senken Kosten in Werkstatt und Lackiererei.

Er hat rustikalen Charme, der frontgetriebene Cactus, sieht aus wie ein geschrumpfter SUV, wirkt sportlich mit der geringen Höhe von 1,49 Meter. Optisches Highlight neben den Airbumps ist die metallene Dachreling. Schmal und zierlich kleben die Streben auf dem Dach, sehen fast aus wie ein Paar Langlaufskier auf dem Weg in die Loipe. Aber:  80 Kilo kann diese Reling schleppen – Respekt.

Bei der Entwicklung des kompakten, 4,16 Meter langen Crossovers hatten die Franzosen ein vernünftiges Ziel. Das Fahrzeug sollte von allem überflüssigen Kram befreit, der Innenraum entrümpelt werden. Operation gelungen. Das spritraubende Gewicht wurde um rund 200 Kilo (verglichen mit C4) gesenkt, der Tastenwirrwarr ergonomisch eingebremst.

Leider dominiert sehr viel Hartplastik den Innenraum. Auch an der Armaturentafel ist viel davon zu sehen. Trotz allem sieht das nicht schlecht aus und ist übersichtlich, wie es Autofahrer wünschen. Außer dem Drehknopf fürs Radio finden sich nur fünf Tasten – dann ist Schluss. Alles andere, wie Klimaanlage, Navi, Tempomat, Assistenten, Telefon, Internet etc. lassen sich intuitiv über ein 7-Zoll-Touchscreen bedienen. Statt der üblichen Rundinstrumente gibt‘s hinter dem Lenkrad einen kleinen Bildschirm, wo digital Geschwindigkeit und Tankfüllstand abzulesen sind. Drehzahlmesser oder Motortemperatur-Anzeige sind verschwunden. Riesig ist das Handschuhfach. 8,5 Liter passen rein, weil der Beifahrer-Airbag, der dort in der Regel Platz beansprucht, ins Dach gewandert ist.

Das Kofferraumvolumen ist mit 358 Liter bis 1170 Liter in Ordnung. Ein kleines Manko: Die Rückenlehne in der zweiten Reihe ist nur in einem Stück umzulegen (das spart sechs Kilo Gewicht) und der Ladeboden ist alles andere als glattflächig.  Ärgerlich auch: Die hinteren Fenster lassen sich nicht versenken, sondern nur ausstellen (elf Kilo Gewicht-Ersparnis).

Die Platzverhältnisse des kompakten Cactus sind dank langen Radstands (2,60 Meter) sehr großzügig. Vier sitzen kommod, es geht auch zu fünft. Wer ein Modell mit Automatik wählt, darf sich über eine durchgehende Sitzbank vorne freuen. Man/frau sitzt hier fast wie auf einem Sofa – französisch bequem halt. Und auch die Fahreigenschaften sind betont komfortabel. Die Federung schluckt klaglos alle Unebenheiten, trägt die Passagiere fast sänftengleich von A nach B.

Zu diesem entspannten Fahrerlebnis trägt maßgeblich der etwas müde 82-PS-Benziner bei, dessen 1,2-Liter-Motor mit Dampf aus nur drei Töpfen etwas überfordert scheint. Der Sprint auf hundert dauert denn auch schier endlose 15 Sekunden und 172 km/h Höchstgeschwindigkeit erfordern viel Geduld von dem, der’s eilig hat. Der Normverbrauch von 4,6 Liter ist wie üblich schöngeredet. Im Test schluckt der Cactus 7,8 Liter – Kommentar überflüssig.

So unangenehm die Überraschung beim Verbrauch, so angenehm ist sie beim Preis. Der Einstieg in die Cactus-Welt startet bei gerade mal 13 990 Euro – ein wahrhaft stichhaltiges Argument für dem stachellosen Cactus.
Technische Daten Citroen C4 Cactus: Viertüriger, fünfsitziger Crossover. L: 4,16, B: 1,73, H: 1,49.  Radstand: 2,60 Meter. 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner, 82 PS,  Frontantrieb, Drehmoment: 118 Nm bei 2750 U/min, Spitze 171 km/h, 0-100 km/h in 12,9 s, Gepäckvolumen: 358  bis 1170 Liter, Normverbrauch: 4,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 107 g/km. Preis:  13 990 Euro.

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