Von Klaus H. Frank
War es Albert Hammonds Song „Seems it never rains in Southern California“? Mit der Entscheidung, das neue Mini Cabrio nicht im tristen Grau des ausgefallenen deutschen Winters vorzustellen, sondern dort, wo hoch droben am Mount Lee schneeweiß der Schriftzug „Hollywood“ prangt, hat BMW ein Glückslos gezogen:. Los Angeles, 30 Grad Hitze, blauer Himmel und gleißende Sonne –die perfekte Kulisse, um den kleinen britisch-bajuwarischen Luftikus ins rechte Licht zu rücken.
Mini-Erfinder Sir Alec Issigonis hätte vermutlich ein paar Probleme, den Ur-Enkel des traditionsreichen britischen Kleinwagens wiederzuerkennen: Ohne Dach und deutlich gewachsen hat der heutige Mini nicht mehr viel gemeinsam mit seinem Urahn – außer natürlich diese unverkennbar kantige Silhouette, ganz so, wie sie Kinder gern auf Papier kritzeln. Steile Schnauze, steile Windschutzscheibe, steiles Heck – fertig. Analog zu seinem geschlossenen Bruder ist das Cabrio um knapp zehn Zentimeter auf 3,85 Meter Länge gewachsen und hat in der Breite um 4,4 Zentimeter zugelegt. Damit geht der Mini schon fast in die Richtung Maxi, bietet auf den Vordersitzen sogar groß gewachsenen Menschen üppig Platz – hinten jedoch kneift’s gewaltig. Für Kinder reicht‘s. Es gibt sogar Isofix-Halterungen.
Auch der Kofferraum ist gewachsen, schluckt mit 215 Litern rund 25 Prozent mehr als vorher. Bei offenem Verdeck passen 160 Liter rein. Nicht viel, aber es genügt für einen kleinen Urlaub zu zweit – wenn die Rückbank als Ablage genutzt wird. Praktisch ist die neue Easy-Load-Funktion, mit der die Durchladeöffnung zum Gepäckabteil vergrößert wird. So können auch mal größere Brocken transportiert werden kann. Innen ist alles wie gehabt: Rundinstrumente, Chrom-Kippschalter wie im Flieger und ein pizzatellergroßes Display. Neu ist das optionale Head-up-Display, worauf die Informationen von einer kleinen Plexiglasscheibe auf der Armaturentafel abgelesen werden können.
Dem wichtigsten Detail eines Cabrios, dem Verdeck, widmeten die Ingenieure besonders viel Liebe, sagt Projektleiter Axel Braune. Die straff sitzende Stoffmütze hat nun erstmals einen vollelektrischen Antrieb, der – deutlich leiser als bisher – innerhalb von 18 Sekunden und auch während der Fahrt bis 30 km/h die Sonne hereinlässt oder den Regen aussperrt. Bläst der Fahrtwind zu heftig, kann bei geschlossenem Dach der vordere Bereich des Verdecks wie ein Schiebedach geöffnet werden – praktisch. Das Windschott kann in der Regel getrost im Kofferraum bleiben – selbst bei zügiger Fahrt müssen die Passagiere kaum um ihre schicke Föhn-Frisur fürchten. Ein besonderer Gag für Menschen mit anglophiler Ader: das Soft-Top kann mit eingewebtem „Union Jack“ bestellt werden – ein echter Hingucker.
In den Bereich Schnickschnack einzuordnen ist der „Always Open Timer“, der im Display die Zeit anzeigt, mit der das Cabrio offen durch die Gegend düst – und zwar ab dem ersten Kilometer nach Kauf oder auch als Zwischenbilanz mit einem Rückstellknopf wie beim Tageskilometerzähler. Ein netter Gimmick hingegen versteckt sich im Außenspiegel auf der Fahrerseite: Werden die Türen entriegelt, dann wird aus dem Spiegel heraus das Mini-Logo auf den Boden vor der Türe projiziert. Schaut gut aus – nachts. Eines haben die Ingenieure jedoch nicht besser hinbekommen als beim Vorgänger: Die Sicht nach hinten ist wegen des sich hoch auftürmenden Verdecks denkbar schlecht – gottseidank gibt’s Außenspiegel.
Das mini-typische Fahrverhalten begeistert wie eh und je – egal ob mit oder ohne Dach. Da die Karosserie sehr verwindungssteif ist, interessieren den knuffigen Kleinen mit den runden Kulleraugen Straßenunebenheiten nur peripher. Optional gibt’s eine adaptive Dämpferkontrolle, über die sich die Fahrwerksabstimmung, sowie die Reaktion auf Gas- und Lenkbefehle steuern lassen. Wie ein Go-Kart geht der Fronttriebler um die Ecken –obwohl Go-Karts ja eigentlich Heckantrieb haben. Die sechs Gänge sind kurz und knackig per Hand eingelegt, Automatik gibt’s (außer für den Mini One) für alle optional. Antriebseinflüsse auf die Lenkung sind kaum spürbar, jede Kurve ist ein Höllenspaß, denn die Lenkung reagiert spitz und direkt. Dazu passt so recht ein kraftvolles Triebwerk. Zum Beispiel der 192 PS starke Zweiliter-Twin-Turbo mit einem maximalen Drehmoment von 280 Newtonmetern. In nur 7,2 Sekunden beschleunigt er den Mini auf 100 km/h und schafft 228 km/h Spitze. Der Normverbrauch wird mit sechs Litern angegeben. Auf den Serpentinen durch die Canyons der Hollywood-Hills genehmigt sich der Kleine aber gut eineinhalb Liter mehr. Der Preis für diese Version beginnt bei 27 900 Euro.
Basis-Modell ist das Mini Cabrio One mit einem 102 PS starken 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner (0 auf 100 in 10,6 Sekunden, Spitze 190 lm/h) für 21 900 Euro. Im Mini Cooper arbeitet ein 1,5-Liter-Diesel mit 136 PS ab 23 950 Euro. Ab 25 900 Euro gibt’s das Mini Cooper D Cabrio mit einem Drei-Zylinder-Diesel (119 PS, 270 Nm, 3,8 Liter Verbrauch) und ab 31 600 Euro das Mini Cooper SD Cabrio mit einem Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 170 PS und 360 Nm. Heiß-Sporne unter den Mini-Fahrern dürften beim sportlichsten Modell schwach werden. Der Mini John Cooper Works leistet 231 PS (320 Nm), sprintet in nur 6,5 Sekunden auf 100 und erreicht 240 km/h. Sein Preis 33 500 Euro. Er wird erst Ende März in New York vorgestellt.
Ach ja: Albert Hammonds Kalifornien-Song „ Seems it never rains…“ hat auch einen eher unerfreulichen Refrain. Und der lautet: „It pours, man, it pours“ (Es gießt, Mann, es gießt“). Gut also, dass der Mini auch einen Regenwarner besitzt. Der „funkt“ seine Passagiere via Handy an, macht darauf aufmerksam, dass sich finstere Regenwolken am Firmament zusammenbrauen und das Dach besser geschlossen werden sollte. Bei der Händler-Vorstellung am 5. März könnte dies durchaus noch der Fall sein.
Technische Daten Mini Cooper S: Zweitürige, viersitziges Cabrio. L: 3,85 Meter, B: 1,73 Meter, H: 1,41 Meter, Radstand: 2,49 Meter, Kofferraum: 215 Liter (160 Liter bei geöffnetem Dach), Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 192 PS, max. Drehmoment: 280 Newtonmeter bei 1.250-4.600 U/min (mit Boost 300 Nm), 0-100 km/h: 7,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,1 Liter, CO2-Ausstoß: 142 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 27.950 Euro.