Mercedes C63 AMG – der Sound macht’s

Von Klaus H. Frank

Elektroautos bringen ihre hohe Leistung und enorme Kraft nahezu geräuschlos auf die Straße. Das stärkste Elektroauto der Welt zum Beispiel, der Tesla S P85D (539 PS und 967 Nm), beschleunigt in nur drei Sekunden auf 100 – mit einem friedlichen Klangteppich, der als leicht zischend bezeichnet werden könnte. Beeindruckend. Echte Automenschen jedoch gähnen gelangweilt: zu leblos und steril. Sie lieben den fauchenden, brabbelnden Sound eines Verbrennungsmotors – so, wie ihn etwa der Vierliter-Achtzylinder des Mercedes C63 AMG rausbläst. Der Klang, den acht Töpfe produzieren, ist schon bei reinen Saugmotoren ein wahrer Ohrenschmaus. Als Bi-Turbo inklusive einer Sport-Abgasanlage mit Klappensteuerung (1190 Euro), wie im C63 AMG, ist er der schiere Wahnsinn.

Wie funktioniert das? Direkt in der Abgasanlage sitzen elektronisch gesteuerte, verstellbare Klappen. Sie variieren und modellieren den Sound abhängig vom Fahrprogramm von sonor-dezent bis hochemotional aggressiv – ganz nach dem Geschmack des Fahrers, der per Tastendruck das „Konzert“ dirigieren kann. Die Auspuff-Tonlage im Comfort-Programm ist moderat, eignet sich gut für die Langstrecke, nervt nicht, klingt angenehm. Im Race-Programm hingegen (nur im C63 S) erinnert der Sound an einen schrillen, giftigen Renntourenwagen. Hier werden Zwischengas-Stöße und sogar Fehlzündungen simuliert, ganz so, als würde ein DTM-Fahrzeug grad schwarzen Gummi auf den Noris-Ring radieren. Wer mit den Schaltpaddels am Lenkrad spielt, rauf und runter schaltet, die Drehzahlen steigert oder senkt, entlockt dem C63 den typischen Motorsport-Sound, der einem Schauer von Gänsehaut über den Rücken jagt.

Dies ist der eine Teil der Faszination eines C63 AMG. Ein sehr wichtiger für die Mercedes-Haustuner aus Affalterbach übrigens, bei denen der typische Sound eines AMG-Fahrzeugs stets ganz oben auf der Liste der Entwicklungsziele steht. Auf der anderen Seite steht die Wahnsinns-Leistung des V8, der in leicht veränderter Form auch den Supersportler AMG GT befeuert. Abgesehen von jeder Menge Adrenalin produziert der V8-Bi-Turbo im C63 AMG temperamentvolle 476 PS und stellt die enorme Kraft von 650 Nm schon ab 1750 Touren zur Verfügung. In nur 4,1 Sekunden beschleunigt er auf 100, schafft 250 km/h Spitze – gegen 3213 Euro Aufpreis sogar 290 km/h. AMG proklamiert für den C63 den niedrigsten Verbrauch eines Achtzylinders im High-Performance Segment. Nur 8,2 Liter beträgt er nach Norm. Dies allerdings ist ziemlich weit weg vom realistischen Wert. Wer den C63 AMG „gemäß seiner Bestimmung“ fährt, darf sich nicht über 20 Liter wundern. Der Testverbrauch summierte sich auf 12,3 Liter.

Perfekt zur Dynamik des C63 passt das 7-Gang-Sportgetriebe von AMG. Ganz gleich ob die Gänge automatisch oder mit Schaltpaddels eingelegt werden, reagiert das Getriebe ungeheuer direkt und spontan. Praktisch: Mit einem langen Zug am Schaltpaddle zum Runterschalten flutscht der niedrigst mögliche Gang rein – ideal fürs schnelle Überholen. Natürlich ist im C63 auch ein „Race-Start“ möglich. Keiner braucht’s, Spaß macht’s trotzdem. Hier schafft der Fahrer die bestmögliche Beschleunigung aus dem Stand heraus, ohne viel dazu tun zu müssen – außer Vollgas geben. Wer sich traut, auf einer nicht belebten Landstraße mal die Sau rauszulassen, wird von der Fahrdynamik begeistert sein. Mit spitzem Einlenkverhalten, einer irren Querbeschleunigung ohne jegliches Wanken sind die Fahreigenschaften wie von einem anderen Stern.

Der Preis des C63 AMG: 76 100,50 Euro. Mit Wunschausstattung liegt er weit darüber. Am Überflüssigsten dabei ist das Radio. Bei dem, was das Soundorchester im Abgastrakt rausbläst, kann auf weitere Musik gut verzichtet werden.

 

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