Ssangyong Tivoli: Chic ist kein Fremdwort mehr

 

Von Klaus H. Frank

Gäbe es eine Hitliste für misslungenes Autodesign der letzten 20 Jahre, dann wäre Ssangyong ganz vorne dabei. Denken wir nur an den potthässlichen Rodius – eine wahre Beleidigung des ästhetischen Empfindens. Aber Ssangyong hat dazugelernt. Seit die Koreaner unter das Dach des indischen Mahindra-Konzerns geschlüpft sind, kann sich das Design durchaus sehen lassen. Einen wahren Glanzpunkt setzt nun der neue Tivoli, ein Mini-SUV, mit kompakten Außenmaßen (4,20 Meter lang, 1,80 breit), aber einem stattlichen Innenraum mit viel Platz in der zweiten Reihe und einem üppigen Kofferraum (420 Liter).

Das Gesicht des Tivoli ist schnörkellos und glatt. Einen echten Kühlergrill sucht man vergebens – sieht schick aus. Elegant auch das Heck – modern, stämmig, ohne den Korea-Barock der alten Tage. Auch das moderne Cockpit trifft europäischen Geschmack. Der Materialmix aus Klavierlack- und Alu-Optik ist zwar nicht ganz Premium, aber nett anzusehen. Auf der Höhe der Zeit ist das Multimediasystem mit einem Sieben-Zoll-Display. Das Handy kann gekoppelt werden, die Navigation übernimmt TomTom.

In Sachen elektronische Heinzelmännchen besteht jedoch Nachholbedarf. Kein Abstandswarner und kein Notbremsassistent. Auch kein Spurhalteassistent – macht nix, der nervt ohnehin nur. Trotzdem besteht kein Grund an der Ausstattung herumzumäkeln: Wer hat schon einen zweistufig klimatisierten Fahrersitz oder ein beheizbares Lenkrad oder eine digitale Zwei-Zonen-Vollklimatisierung? Sowas findet sich sonst nur in Luxus-Autos.

Den Tivoli gibt es vorerst nur mit einem ziemlich lahmen 1,6-Liter Benziner (ab 15 490 Euro). Der leistet 128 PS und ist 181 km/h schnell. Das maximale Drehmoment von 160 Nm liegt bei 4600 Touren an. Logisch, dass hier unten raus nicht viel passiert. Um zügig voranzukommen, braucht der Koreaner hohe Drehzahlen. Und die machen Lärm und Durst. Nach Norm sollen es 6,4 Liter sein. Auf einer kurzen Teststrecke waren es dann 7,8 Liter. Vermutlich ist es besser, auf den Diesel zu warten (kommt im Herbst ab 17 990 Euro). Der 1,6-Liter Selbstzünder leistet 115 PS, hat ein kraftvolles Drehmoment (300 Nm) und verbraucht nach Norm (Fronttriebler, handgeschaltet) nur 4,3 Liter. Mit Automatik (2000 Euro Aufpreis) ist’s ein knapper Liter mehr.

Das Fahrverhalten ist tadellos, die Lenkung reagiert in drei Stufen von sportlich bis extrem leichtgängig. Allradantrieb gibt’s ab Herbst gegen 2000 Euro Aufpreis.

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