Wochentags brav ins Büro düsen, am Sonntag auf der Rennstrecke „die Sau rauslassen“. So stellt sich Opel den idealen Einsatz der kleinen Rennsemmel Corsa OPC vor. OPC steht bei Opel für die jeweils schärfste Modellvariante und hat etwa den gleichen Stellenwert wie das Kürzel „AMG“ bei Mercedes oder das „M“ bei BMW. Wenn auch der Tiefflug auf der Rennstrecke wohl seltener der Fall sein dürfte – schnelle Asphaltpisten mit rot-weißen Curbs sind ganz unmissverständlich das beliebteste Terrain des kleinen Giftzwergs. Der 1,6-Liter-Turbobenziner leistet 207 PS – 15 PS mehr als der Vorgänger. Soviel Power hat kein anderer aus der Kategorie Mini-Kraftmeier – auch nicht der VW Polo GTI, Renault Clio RS, Peugeot 208 GTI, Mini Cooper S oder Seat Ibiza Cupra. Die maximale Kraft von 245 Nm (mit Overboost 280 Nm) ist auch nicht von schlechten Eltern und liegt über dem extrem breiten Drehzahlband von 1900 bis 5800 Touren an. Das heißt: hervorragende Gasannahme – außer im tiefen Drehzahlkeller. Den Sprint auf 100 km/h erledigt der Corsa in 6,8 Sekunden und mit der Spitze von 230 km/h ist der Fronttriebler fünf km/h schneller als die Generation davor.
Die sechs Gänge, mit denen der Zweitürer bei Laune gehalten wird, sind schnell sortiert und flutschen knackig durch die Gassen. Opel hat die Schaltwege um 13 Prozent verkürzt – das bringt deutlich mehr Agilität. Feinschliff auch für die Lenkung, die noch direkter und präziser als beim Vorgänger arbeitet. Die optimierte Abstimmung des Fahrwerks mit einer komplett neuen Hinterachse und ein adaptives Dämpfersystem ermöglichen den Spagat zwischen Sportlichkeit und einem vernünftigen Maß an Komfort. Für die Traktions- und Stabilitätskontrolle kann der Fahrer unterschiedliche Modi wählen. Für „harte Hunde“ und den Renn-Einsatz ist ESP komplett abschaltbar. Nicht vergessen: Wer hin und wieder auf den Nürburgring abbiegt, der sollte auf jeden Fall das Performance-Paket für 2990 Euro ordern. Darin sind unter anderem eine mechanische Differenzialsperre, 18-Zöller, ein straffer abgestimmtes Chassis und eine Hochleistungsbremsanlage von Brembo (Scheibendurchmesser 330 Millimeter) verpackt.
Das Fahrverhalten des Corsa ist trotz seiner Giftigkeit hochlöblich, wenngleich Antriebseinflüsse auf die Lenkung und Leistungsuntersteuern in engen Kurven nicht wegzudiskutieren sind. Im Verbrauch macht Opel auf Zweckoptimismus und verspricht nach Norm 7,5 Liter. Da der schnelle Corsa sicherlich nie langsam dahinrollen wird, sollte der forsche Fahrer eher zweistellige Werte erwarten.
„Kleine Wilde“ geraten schnell in die Gefahr, prollig zu wirken – auch akustisch. Das hat Opel gekonnt vermieden. Trotzdem ist der Corsa auf den ersten Blick als OPC-Modell erkennbar, und der Sound grummelt auch ohne elektronische Verstärkung angenehm und sonor. Große Lufteinlässe und eine schmale Hutze auf der Haube sind Erkennungsmerkmale an der Front, genau wie Diffusor und Doppelrohr-Abgasanlage aus Edelstahl am Heck. Der in zwei Dimensionen lieferbare Heckspoiler ist nicht nur Blickfang, sondern wichtig für den Abtrieb an der Hinterachse. Performance-Sitze von Recaro, ein abgeflachtes Sport-Lederlenkrad und Aluminium-Sportpedale sind schicke, serienmäßige OPC-Details im Innenraum. Optional finden sich in einem 700-Euro-Paket noch Einparkhilfe, Frontkamera, Kollisionswarner und Verkehrszeichenerkennung. Ein vertretbares Sümmchen, wie auch der Gesamtpreis des OPC-Corsa, der ab Mai für 24 395 Euro beim Händler stehen wird. (autour/khf)